Heute Abend wird die Lola, der Deutsche Filmpreis vergeben. 2,845 Millionen Euro werden dann an die Filme vergeben, die die Deutsche Filmakademie aus den Nominierten ausgewählt hat. Viele Produktionen hoffen, vom höchstdotiertesten Kulturpreis in Deutschland einiges abzubekommen und – wie immer – gab es auch im Vorfeld Kritik an den Nominierten.
Die Liste jener Filme, die als die Besten des letzten Jahres gelten, bringt das deutsche Filmschaffen auf den Punkt: Wir hätten einen opulent und klassisch inszenierten Biopic über einen weiteren, deutschen Oskar Schindler (John Rabe), eine große, oscar-nominierte Aufarbeitung zum Deutschen Herbst (Der Baader Meinhof Komplex), ein Familien-Drama über Trauer (Im Winter ein Jahr), eine Arthaus-Produktion der Berliner Schule (Jerichow), einen untypischen Genre-Film über junge Gangster (Chiko), ein unspektakuläres Werk über Liebe im Alter (Wolke 9). Der Akademie ist der Spagat gelungen, alle wichtigen Richtungen und Spielarten des aktuellen Films nominiert zu haben. Spannend also, wer letztlich die Lola gewinnen wird.
Schon vor einem Monat kommentierte Georg Seesslen in der Zeit diesen – in seinen Augen – verzweifelten Spagat der Deutschen Filmakademie, es mit dem Deutschen Filmpreis allen Recht zu machen. Er sieht den deutschen Filmpreis und die Preisvergabe in Deutschland generell sehr kritisch, immerhin finden sich viele auf der Nominiertenliste, die bereits den Bayrischen Filmpreis erhalten haben: “Wir werden Zeuge einer Art Akkumulation, Preise sind keine Statements mehr für einen Dialog von Kinoproduktion und kritischer Kultur, sondern feste ‘selbst verwaltete’ Elemente von Verwertungsstrategien. Preise im deutschen Filmkomplex regnen nicht, sie klumpen.”
Bekanntlich ist es ziemlich schwer, es allen recht zu machen und so ist der Film John Rabe gleich sieben Mal nominiert, unter anderem als Bester Film. Zugleich, ist er bei den Kritikern und beim Publikum durchgefallen. Gerade einmal etwa 80.000 Zuschauer hat das Epos über den “guten Nazi aus Nanking” in die Kinos gelockt. In China wird er vielleicht ein Erfolg und Rekorde brechen (wir berichteten hier), aber in seiner Heimat ist er nicht gut angekommen. Warum der Film überhaupt derart viele Nominierungen erhalten hat, bleibt schleierhaft.
Vorgestern titelte Jan Schulz-Ojala im Tagesspiegel mit der Überschrift Amphibienfilme treten gegen Autorenkino an. Seine Erkenntnis für das letzte Kinojahr ist für das deutsche Kino nicht gerade erbauend: Die groß angelegten Filme sind verblüffend klein geraten, und die kleinen dafür durchaus groß. Wir hoffen jedenfalls, dass die kleinen großen Filme heute Abend mit der Lola nach Hause gehen und nicht jene, an denen am meisten Akademie-Mitglieder mitgearbeitet haben. Das wäre ein schlechtes Zeichen.
Ihr könnt übrigens noch am Gewinnspiel zum Deutschen Filmpreis teilnehmen: Also los! Die Zeit läuft!