Selbst wenn sich auf der gesamten Leinwand kaum etwas bewegt und Tom Hardy nicht viel mehr tut, als zu telefonieren oder ab und an den Blinker zu betätigen, kann man seinem Spiel gebannt zuschauen und noch bei jeder Betrachtung neue Aspekte erkennen. Falls das Telefonbuch also doch eines kühnen Tages verfilmt werden sollte, wäre Tom Hardy schon alleine aus diesem Grund erster Ansprechpartner für die Besetzung - und zwar jeder einzelnen Rolle. Dafür sprechen auch die Vielseitig- sowie die optische Wandelbarkeit, welche Hardy in seiner Rollenauswahl beweist. Der stumpf wirkende Barmann Bob, unter dessen Oberfläche es gehörig brodelt. Eames, der Charmeur und Gauner. Leidensmann Tommy Riordan. Der Getriebene zwischen den Fronten namens Ricki Tarr. Charles Bronson, bei dessen Komplexität sich eine Kurzcharakterisierung wie blanker Hohn anfühlt. Und natürlich die so unterschiedlichen Kray-Zwillinge, bei denen man manchmal kaum glauben mag, dass sie vom selben Schauspieler realisiert wurden. Ja, bei einem solchen Darsteller, der nicht nur das Außergewöhnliche, sondern auch, wie im Fall von Ivan Locke, das Alltägliche zu einem faszinierenden Film werden lässt, könnte jede Figur in einer Verfilmung des Telefonbuches zu glatter Poesie werden. Dennoch wäre eine andere Rolle nicht nur realistischer, sondern von Tom Hardy gespielt auch gleich die bestmögliche Version einer überaus beliebten Filmfigur: James Bond. Klar, nicht die originellste Wahl, aber eine durchaus mögliche und außerordentlich spannende. Zunächst bringt das ehemalige Model die äußerliche Eleganz mit, darüber hinaus hat Hardy nicht zuletzt als Reggie Kray sein einnehmendes Charisma und seine wahnsinnig charmante Seite bewiesen, die neben seinen Performances als Naturgewalten wie Bane oder den bereits genannten Tommy Riordan sowie Charles Bronson gerne übersehen wird. Dazu ist Tom Hardy aber vor allem als Charakterdarsteller ein Schwergewicht und damit der perfekte Kandidat für eine fesselnde Charakterstudie, was schon das Interessanteste an der Neuausrichtung des Franchises mit Daniel Craig war, jedoch zu oft zu viel Potential liegen ließ. Symptomatisch hierfür sei an Spectre erinnert. Sicherlich kein schlechter Film, dem jedoch die erzählerische Wucht fehlte, welche man bei einem finsteren Bruderduell, bei dem einer sich für das gesamte Leid des anderen verantwortlich zeichnet, doch erwarten durfte.
Zu guter Letzt noch ein kleiner Pitch, der unabhängig davon, ob es jemals zu einer Umsetzung kommt zwei Dinge zeigen soll: Erstens muss jeder Fan des Agententhriller-Genres diesen Film unbedingt sehen wollen und zweitens kann man sich niemanden außer Tom Hardy als diese Bond-Figur vorstellen.
Ein gesuchter Terrorist, welcher der Kopf hinter Anschlägen rund um den Globus, darunter auch den vom 07.07.2005 in London, zu sein scheint, hält sich in den USA versteckt. Also spürt Bond ihn auf. Der Terrorist, von mehreren Faustschlägen Bonds gezeichnet, verrät diesem, er habe einen Deal mit der amerikanischen Regierung, weshalb der Agent nichts gegen ihn tun könne. Bond erschießt ihn dennoch, da er weder Reue zeigt noch in Zukunft ungefährlich wirkt. Daraufhin wird er vom MI6 verstoßen und die USA, die wirklich einen Deal zur Terrorbekämpfung mit dem Ermordeten hatte, schickt schließlich Ethan Hunt, um Bond aufzuspüren und zur Strecke zu bringen. Dieser ist als begnadeter Taktiker mit seinem Team, der Unterstützung durch das IMF und seinen athletischen Fähigkeiten der perfekte Gegner für Bond. Dieser wiederum lotet durch den kaltblütigen Mord moralische Grauzonen aus und muss allein mit seinem Charme Leute auf seine Seite ziehen, ist in die Ecke getrieben jedoch auf seine Raue Physis zurückgeworfen, mit der er Hunt allein überlegen ist. Die Spione müssen einander immer wieder mit allem, was sie haben, ans Limit bringen, doch vielleicht ist da noch ein Bösewicht im Hintergrund, der die Situation ausnutzt, in der sich die fähigsten Geheimagenten gegenseitig bekämpfen…