In seiner Doku-Serie Ancient Apocalypse, die bei uns unter dem Titel Untergegangenen Zivilisationen auf der Spur bei Netflix verfügbar ist, begibt sich der Journalist Graham Hancock auf die Spur einer untergegangen Zivilisation. Die ist seiner Meinung nach für große Errungenschaften der Menschheit verantwortlich war und bislang unerforscht.
Was nach einem revolutionären Forschungsdurchbruch klingt, ist für viele seriöse Forscher:innen und Archäolog:innen verschwörungstheoretischer Humbug, der die Arbeit ernsthafter Expert:innen diskreditiert.
Netflix-Doku Ancient Apocalypse wird als gefährlich und ungerecht kritisiert
Graham Hancock, der sich selbst als Journalist bezeichnet, stellt in der Netflix-Serie die Theorie auf, dass vor 12.000 Jahren eine fortschrittliche Gesellschaft existierte, die durch den Klimawandel ausgelöscht wurde und der heutigen Zivilisation vor ihrem Aussterben verschiedene Hinweise für den Bau bestimmter Technologien hinterlassen haben soll.
Hancock stützt sich dabei auf Theorien, die nicht wissenschaftlich belegt sind, und stellt nebenbei die seriöse Arbeit zahlreicher Menschen aus dem archäologischen Bereich in Frage. Eine Plattform boten ihm beispielsweise der populäre Psychologe Jordan Peterson und Podcaster Joe Rogan. Beides Persönlichkeiten, die durch polarisierende Ansichten und extreme Ideologien umstritten sind.
Nachdem Ancient Apocalypse international bei Netflix die Top 10 gestürmt hat, haben Reaktionen von Expert:innen und kontroverse Diskussionen nicht lange auf sich warten lassen.
Auf X schreibt der Archäologe John Hoopes zum Beispiel:
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Graham Hancocks unfaire und ungerechtfertigte Verunglimpfung von Archäolog:innen in #AncientApocalypse schadet der Archäologie in der Öffentlichkeit aktiv in einer Zeit, in der Archäolog:innen Schwierigkeiten haben, ihre Rechnungen zu bezahlen und ihre Familien zu ernähren. Nur wenige sind so hohe Tiere wie er.
Auch Peter Campbell, der in diesem Bereich unterrichtet, schreibt dazu:
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Wenn du #AncientApocalypse gesehen hast und dich fragst, ob es eine Verschwörung der „Mainstream-Archäologie“ gibt, tu nur Folgendes: Folge dem Geld. Das ist alles. Glaubst du einem Millionär mit einer Netflix-Serie? Oder zehntausenden von Menschen, die in der Archäologie für durchschnittlich 15 £/Stunde arbeiten?
In seinem Artikel für den britischen Guardian bezeichnet Stuart Heritage die Dokureihe schon in der Überschrift als gefährlichste Netflix-Serie:
Das ist die Gefahr einer Serie wie dieser. Sie flüstert dem Verschwörungstheoretiker in uns allen zu. Und Hancock ist ein so überzeugender Gastgeber, dass er bestimmt noch ein paar weitere nach sich ziehen wird. Zu glauben, dass ultraintelligente Kreaturen beim Bau der Pyramiden geholfen haben, ist eine Sache, aber wo endet das?
Glauben, dass Wahlbetrug echt ist? Zu glauben, dass der 11. September ein Inside-Job war? Noch schlimmer? Wenn man besonders gemein sein will, könnten man davon ausgehen, dass Netflix das weiß und sich alle Mühe gegeben hat, die Verschwörungstheoretiker zu umwerben.
Die Webseite Phys.org hat auch kritische Stimmen zu der Netflix-Serie gesammelt. Steph Halmhofer, der an der University of Alberta die Auslöschung des indigenen Erbes durch rechtsextreme Gruppen untersucht, erklärt den Reiz von Ancient Apocalypse so:
Es geht um Verschwörung und die Positionierung von Hancock als Opfer einer Verschwörung. Die wiederholten abfälligen Bemerkungen über Archäolog:innen und andere Akademiker:innen in jeder Episode von Ancient Apocalypse sind notwendig, um das Publikum daran zu erinnern, dass die vorgeschlagene alternative Vergangenheit wahr ist, unabhängig vom Mangel an schlüssigen Beweisen dafür und die Unbestimmtheit darüber, wer diese vermeintliche fortgeschrittene Zivilisation war.
Kombiniert mit der Glaubwürdigkeit, die ihr als von Netflix produzierte Serie verliehen wird, wird Ancient Apocalypse zu einer leichten Quelle für jeden, der eine phantasierte mythische Vergangenheit beschwören will.
Dieser Artikel ist in ähnlicher Form erstmals im November 2022 auf Moviepilot erschienen.