Ich persönlich mag Verschwörungstheorien sehr – weniger, weil ich selbst daran glaube, mich faszinieren vielmehr das hohe kreative Potential, das hinter den Überlegungen steht, sowie die Verquickung mit realen politischen und gesellschaftlichen Vorgängen und Entwicklungen. Allein schon die Tatsache, dass diese Dinge auf den ersten Blick ja durchaus plausibel erscheinen, ermöglicht das verstohlene Weitergeben unter der Hand, am Wirtshaustisch oder in sozialen Medien. Dabei kann sich der Erzähler/Verbreiter immer als erhöht darstellen, da er ja nach seiner Darstellung den absoluten Durchblick hat, während die „dumme“ Masse den Medienberichten, Politikern und Experten Glauben schenkt und sich selbst damit den Blick auf die wahren Hintergründe vernebelt. Dabei ist der Gedanke, dass gerade Politiker nur vordergründig das Wohl der Bevölkerung im Sinne haben und für ihre Lügen die Medien und Experten instrumentalisieren, ja grundsätzlich nicht ganz von der Hand zu weisen. Da ist dann der Schritt zu geheimen weltweiten Machtstrukturen, die ihrerseits die Politiker in der Hand haben, nicht mehr weit.
Es gibt aber auch viele andere, je nach persönlichem Geschmack und Vorlieben gestaltete Theorien über so manche Vorgänge auf dieser Welt. Die bekanntesten Theorien handeln von Außerirdischen (Area 51), gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen (Illuminaten, Freimaurer), Einflussnahmen auf gesundheitliche Aspekte (Pharmakonzerne, Chemtrails am Himmel, Zusätze in Nahrungsmitteln, vorsätzlich verbreitete Krankheiten, usw.) und historische Ereignisse (Kennedy-Attentat, Olof-Palme-Mord, Irakkrieg). Daneben treiben aber auch nicht ernst gemeinte Theorien wie die Bielefeld-Verschwörung in den Tiefen des Internet ihr Unwesen.
Verschwörungstheorien haben aber zu jeder Zeit auch Filmemacher inspiriert und so sei dann auch der Bogen zu Moviepilot gespannt. Nicht erst seit der Serie „Akte X“, dem Film „Das Philadelphia-Experiment“ oder auch europäischen Produktionen wie „23 – Nichts ist so wie es scheint“ haben Verschwörungstheorien Eingang in fiktionale Stoffe gefunden. An dieser Stelle möchte ich ein paar auf derartigen Theorien basierende Produktionen aufzählen und die geneigte Leserschaft zur Erweiterung dieser Liste anregen. Dabei lasse ich die ohnehin hinreichend bekannten Verschwörungstheorien außen vor und konzentriere mich auf weniger bekannte:
· Die Caspar-Hauser-Verschwörung
Im Jahre 1828 erschein in Regensburg ein junger Mann, der offenbar über keinerlei Bildung verfügte und auch nur eingeschränkt sprechen konnte. Er gab an, den Großteil seines Lebens in einem kellerartigen Verließ zugebracht zu haben und von einem Unbekannten mit Essen versorgt worden zu sein. Dieser hatte ihn schließlich freigelassen und mit einem kryptischen Brief versehen nahe Regensburg ausgesetzt. Bald nach seinem Auftauchen wurden Gerüchte laut, der Unbekannte wäre als Neugeborener Opfer einer Verschwörung am badischen Hof geworden und unmittelbar nach seiner Geburt als rechtmäßiger Thronfolger mit einem sterbenden Säugling vertauscht worden. Schlüssige Beweise für diese Theorie ließen sich bis heute keine finden, trotzdem hält sich die Verschwörungstheorie rund um die badische Thronfolge hartnäckig. Am wahrscheinlichsten halte ich die Theorie, dass es sich bei Kaspar Hauser um einen „Betrüger wider Willen“ gehandelt hat. Indem er die an sich gerichteten Suggestivfragen stetes bejaht hatte, verirrte er sich durch diese leidlich schlecht geführten Befragungen immer tiefer in einem Lügengebäude, das er letztlich nicht mehr verlassen konnte ohne als Schwindler dazustehen. Er versuchte dann seiner Geschichte durch fingierte Attentate auf sein Leben Glaubwürdigkeit zu verleihen und verstarb schließlich an den (sich wohl selbst zugefügten) Verletzungen.
Zum ersten mal wurde die Geschichte Hausers im Jahre 1915 von Kurt Matull verfilmt („Die Tragödie des Kaspar Hauser“). Die bekannteste filmische Umsetzung dieser Geschichte stammt von Werner Herzog („Jeder für sich und Gott gegen alle“) aus dem Jahr 1974. Weniger populär war die Bearbeitung von Peter Sehr „Kaspar Hauser“ (1993). Daneben gab es eine Reihe von Dokumentationen, die die Geschichte um den armen Findling aufarbeiteten, außerdem dient Caspar Hauser als Paradebeispiel für das sogenannte „Wolfskind-Phänomen“.
Auch in Frankreich gab es einen ähnlich gelagerten Fall, der entsprechende Gerüchte zur Folge hatte und Alexandre Dumas zu seinem Roman „Der Mann mit der eisernen Maske“ inspirierte. Dieser wurde mehrmals verfilmt, unter anderem im Jahre 1998 von Randall Smith mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle.
· Die „Estonia“-Verschwörung
Am 28. September 1994 sank das finnisch-estnische Fährschiff „Estonia“ in der Nordsee bei rauer See. Durch bis heute nicht restlos geklärte Umstände war die Heckklappe abgerissen, wodurch das Parkdeck mit Wasser vollgelaufen war, was gemeinsam mit einem falschen Manöver des unerfahrenen Kapitäns die Fähre schnell zum Kentern brachte. Obwohl Hilfe durch ein paar in der Nähe befindlichen Schiffe relativ schnell zur Stelle war, starben die meisten der Passagiere und der Besatzung durch Ertrinken oder an Unterkühlung. Bei der Untersuchung des Unglücks wurden bald Ungereimtheiten festgestellt, mehrere Gutachten widersprachen sich in vielen Punkten grundlegend (wie das halt bei Gutachten oftmals so ist).
Am Wahrscheinlichsten gilt bis heute die Theorie, dass die Scharniere der Klappe den Naturgewalten nicht standhielten und brachen. Die Fähre war wohl in einem falschen Winkel zu den Wellenbewegungen positioniert, wodurch die Wassermassen mit voller Wucht auf diese auftrafen und sich die Kräfte potenzierten.
Es hält sich aber auch hartnäckig die Theorie, dass eine Bombe an Bord versteckt war, die zum Zeitpunkt des Unwetters detonierte und eines der beiden Scharniere aufsprengte. Die Klappe hätte dadurch nicht mehr vollständig geschlossen und Wasser wäre eingedrungen. Durch die Schlingerbewegungen und die von außen auftreffenden Wellen wäre dann auch das zweite Scharnier gebrochen und die Klappe abgerissen. Positioniert hätte die Bombe der russische Geheimdienst, der verhindern wollte, dass an Bord befindliche, vom russischen Militär gestohlene Technologie in den Westen transferiert würde. Auch der Abschuss durch einen Torpedo eines russischen U-Boots stand kurzfristig im Raum. Hinter dem Unglück würde also eine Verschwörung der russischen Regierung stehen.
Als gesichert gilt bis heute, dass die Scharniere der Heckklappe gebrochen waren und dass sich russische Militärtechnik an Bord befunden hatte. Auch hatte es am Tag vor dem Auslaufen eine Suche nach einer Bombe an Bord gegeben, die jedoch ergebnislos abgeschlossen wurde. Über den Rest gibt es geteilte Meinungen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Verschwörungstheorie von der Reederei selbst und bewusst in die Welt gesetzt wurde, um sich vor etwaigen Schadenersatzzahlungen der Angehörigen der Opfer zu drücken. Ein von außen einwirkendes Ereignis würde sie nämlich von einer Haftung befreien.
Zu diesem Thema gibt es gleich eine Reihe von Verfilmungen. Die wohl bekannteste ist der von Sat1 produzierter Zweiteiler „Fähre in den Tod“ aus dem Jahre 1996 von Rainer Carow, mit Klaus Behrend und Dörte Lyssewski in den Hauptrollen. In einer Nebenrolle ist auch Uli Faulhaber zu sehen. Neben dieser Bearbeitung nimmt der dritte Teil der Serie „Nord bei Nordwest“ auf das Unglück Bezug, indem es die Sprengung der Heckklappe als Unglücksursache angibt. Auch der Spielfilm „Baltic Storm“ von Reuben Leder aus dem Jahre 2003 basiert auf den Ereignissen in der Nordsee (mit ua. Jürgen Prochnow, Donald Sutherland und Greta Scacchi). Der Film basiert auf den im Buch der Journalistin Jutta Raabe behaupteten Erkenntnissen. Darüber hinaus wird in einer der Folgen der britischen TV-Serie „Zero Hour“ das Unglück thematisiert.
· Die Verschwörung um den Tod von Papst Johannes Paul I.
Albino Luciani, so der bürgerliche Name von Johannes Paul I., amtierte nach seiner Ernennung zum Papst am 26. August 1978 lediglich dreiunddreißig Tage, eher er unter bisher ungeklärten Umständen verstarb. Eine Obduktion wurde vom Vatikan verhindert und so blieb die Todesursache bis heute unbekannt. Es dauerte nicht lange, da tauchten Gerüchte auf, dass der gesundheitlich angeschlagene Papst vergiftet worden und sein Tod als Herzinfarkt dargestellt worden sei. Der Papst wollte angeblich korrupte Machenschaften im Zusammenhang mit der Vatikanbank aufdecken, was einigen der Kardinäle wohl das Amt gekostet und einen weitreichenden Skandal zur Folge gehabt hätte. Es gab also einige Kräfte im Vatikan, die die Aufdeckung dieser Machenschaften um jeden Preis verhindern wollten.
Kurz vor seinem Tod gab es aber auch UFO-Sichtungen über dem Vatikan, was eine weitere Verschwörungstheorie auslöste. Demnach wollte Johannes Paul I. angeblich das dritte Geheimnis von Fatima enthüllen, was gewisse Kräfte zu verhindern versuchten. Laut dieser Theorie wurden Freimaurer oder auch die Jesuiten als von Aliens beauftragte Drahtzieher der Ermordung verdächtigt.
Gegen eine Ermordung spricht jedoch der Umstand, dass Albino Luciani schon vor seinem Amtsantritt schwer krank gewesen sein soll. Die Last seines Amtes, menschliche Vereinsamung in Verbindung mit schlechter medizinischer Betreuung hatten wohl zu seinem Tod geführt. Gesicherte Informationen darüber gibt es bis heute nicht, einige namhafte Pathologen hängen auf Grund der wenigen medizinischen Berichte jedoch dieser Theorie an.
Über die Verschwörung gibt es mehrere Bücher, das bekannteste ist wohl der Roman „Sixtinische Verschwörung“ von Phillip Vandenberg. Etwas geringerer Beliebtheit erfreut sich der Roman „Das dritte Geheimnis“ von Louis Miguel Rocha. Dazu gibt es noch einige, fast unbekannte Romane und Sachbücher (ua. „Im Namen Gottes“ von David A. Yallop).
Filmische Umsetzung gibt es nur eine einzige. Es handelt sich um den italienischen Fernsehfilm „Papa Luciani – Il sorriso di Dio“ aus dem Jahre 2008, der jedoch nicht synchronisiert und im deutschen Sprachraum auch nie gezeigt wurde. Er ist auch nicht auf Moviepilot gelistet.
· Die Bielefeld-Verschwörung
Zum Schluss möchte ich noch eine - nicht ganz ernst gemeinte - Verschwörungstheorie zum Besten geben, nämlich die bereits in der Einleitung genannte Bielefeld-Verschwörung. Diese geht davon aus, dass die Stadt Bielefeld nicht existiert und nur auf Grund einer weitreichenden Verschwörung auf den Karten Deutschland erscheint.
Laut der Verschwörungstheorie wollen uns dunkle Mächte weismachen, dass eine Stadt namens Bielefeld existiert. Die Verschwörung reicht von den Herausgebern der Straßenkarten über Google Maps bis in höchste Regierungskreise aller weltweiten Regime hinein. Der Hintergrund dieser Machenschaften ist leider ebenso unbekannt wie die Methode, mit der diese aufgezogen wurde. Menschen wurden manipuliert, sich als Bewohner Bielefelds auszugeben um den Anschein zu erwecken, dass die Stadt tatsächlich existiert. In Wirklichkeit ist dort jedoch Ödnis ohne menschliche Behausung. Sollte jemand behaupten, aus Bielefeld zu stammen, so sollte man ihm am Besten nicht wiedersprechen und vorgeben, ihm zu glauben. Widrigenfalls könnte man selbst Opfer der Verschwörung werden und entweder für immer spurlos verschwinden oder als gehirngewaschener Zombie wiederauftauchen, der ebenfalls steif und fest behauptet, dass es in Deutschland eine Stadt namens Bielefeld gibt.
Zu dieser Theorie gibt es – verständlicherweise - keine Verfilmungen (Vielleicht wäre das ja etwas für „The Asylum“ ;-)).
Wie man also sieht, ist der Phantasie der Verschwörungstheoretiker offenbar keine Grenzen gesetzt. Man muss sich ja nur ansehen, welche Aussagen jeden Tag zum Corona-Virus getroffen werden, auch von offiziellen Regierungsvertretern. So gesehen sind den fröhlichen Gedankenspielen immer und jederzeit Tür und Tor geöffnet. Vielleicht fällt ja dem einen oder anderen Leser selbst eine nette Verschwörungstheorie ein oder es gibt eine Lieblings-Verschwörungstheorie, die jemand gerne mit uns teilen möchte. Eventuell hat ja auch jemand einen guten Film über eine Verschwörungstheorie gesehen und möchte uns diesen empfehlen.
In diesem Sinne fordere ich alle zu Mitmachen auf und wünsche viel Spaß und gutes Gelingen…