Die Traummaschine - Satoshi Kons Erbe

30.04.2013 - 08:50 UhrVor 11 Jahren aktualisiert
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Vor bald drei Jahren verstarb eines der größten Anime-Genies unserer Zeit. Unser heutiger Speakers’ Corner-Text von FlintPaper huldigt diesem Veränderer der Anime-Welt: Satoshi Kon.

Kushiro ist eine Stadt im Osten von Hokkaidō und durch seine abgelegene Lage und die relativ geringe Einwohnerzahl (ca. 190.000 Bewohner) Sinnbild für ländliche Romanzen, vergessene Geheimnisse und sonstige Mythen, welche im Betonkomplex Tokyos keinen Platz mehr finden. Am 12. Oktober 1963 wird Kushiro zur Geburtsstätte des zukünftigen Regisseurs Satoshi Kon.

Während sich Tsuyoshi Kon, Satoshis älterer Bruder, für Musik und insbesondere das Gitarrenspielen interessiert (im berühmten Akira sorgt er für die E-Gitarren im Soundtrack), scheint sich Satoshi Kon vermehrt für’s Zeichnen und das Erzählen von Geschichten zu begeistern. In der Schule befreundet er sich mit Kamerad Seihō Takizawa, welcher später Mangaka wird. Besonders verschlingt Satoshi Kon die Science-Fiction Romane des japanischen Autors Yasutaka Tsutsui. Tsutsui beeinflusst Satoshi Kons Fantasie sowie sein späteres Schaffen maßgeblich.

Nach einer relativ normalen Kindheit (soweit bekannt ist jedenfalls) landet Kon-sama in Kodaira, eine Stadt westlich von Tokyo (selbe Präfektur jedoch). An der Musashino Kunsthochschule (ehemals kaiserliche Kunstakademie) beginnt er ein Grafik- bzw. Kommunikationsdesign-Studium. Bereits während dieser Zeit beschäftigt sich Kon-sama verstärkt mit dem Manga-Zeichnen. Eine seiner weiteren Interessen gilt dem Schreiben. Außerdem war er ein Fan des populären Astro Boy von Osamu Tezuka. 1984 feiert Kon ein kleines Debut als Mangaka mit der Kurzgeschichte Toriko. Kurz darauf wird Katsuhiro Ôtomo auf das Jungtalent aufmerksam. 1986, bzw. 1987, schließt Kon-sama sein Studium ab und wird daraufhin in die Arbeitswelt entlassen.

In den folgenden Jahren nimmt Satoshi Kon, meist unter der Aufsicht von Katsuhiro Otomo, an verschiedenen Projekten teil. Unter anderem ist er für Animationen und Zeichnungen in Roujin Z verantwortlich oder schreibt beispielsweise das Drehbuch für Otomos Live-Action Film World Apartment Horror. Kurz zuvor – 1990 – veröffentlicht Kon noch einen weiteren Manga mit dem Titel Kaikisen. 1992 arbeitet er zudem mit Mamoru Oshii an Patlabor 2 – Der Film. Bevor sich das Duo wieder trennt, entwerfen sie noch den nahezu unbekannten Manga mit dem exotischen Titel Seraphim: 266,613,336 Wings.

1995 sticht Kon-sama zum ersten Mal wirklich aus der Masse hervor. Zusammen mit Katsuhiro Otomo entwirft er u.a. das Drehbuch für den Kurzfilm Magnetic Rose, welcher Teil von Otomos Kurzfilm-Saga Memories werden soll. Hier treffen sich zum ersten Mal die für Satoshi Kon inzwischen typische Stilelemente: realistische Figuren und Zeichnungen, erwachsene Dialoge, sorgfältiges Design von Technik und Hintergründen, außerdem die für Kon typische Metamorphose von Realität und Traum, Wirklichkeit und Fantasie. Eine der Hauptfiguren, der deutsche Astronaut Heintz, hat zudem mit einem schweren Trauma aus seiner Vergangenheit zu kämpfen. Eine Idee, welche sich in den späteren Werken immer wieder findet. Ebenso findet sich mit der Opernsängerin Eva Friedel eine Figur, die im Kunst- und Schauspielgeschäft tätig ist, ebenfalls ein Charaktertyp der sich in Satoshi Kons Filmen des Öfteren einfinden wird.

1995 soll Yoshikazu Takeuchis Roman Perfect Blue verfilmt werden. In der Geschichte geht es um ein J-Pop Idol, welches zur Schauspielerei wechselt und daraufhin von einem besessenen Fan terrorisiert wird. Das Ganze war als Realfilm konzipiert. Der Sommer des vorigen Jahres war besonders heiß. Am 17. Januar 1995, um 05:46:52 Uhr Ortszeit bebte die Erde in Kōbe, Hyōgo.

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