Die Miniserie Ein neuer Sommer ist am 5. September 2024 bei Netflix gestartet und landete in kürzester Zeit auf Platz 1 der Streaming-Charts. Der Erfolg der Serie setzt sich im Wesentlichen aus drei Faktoren zusammen. Die gelungene Inszenierung, das aufgeweckte Ensemble und der Umstand, dass sich die Serie nicht allzu ernst nimmt, machen Ein neuer Sommer zum unterhaltsamen Binge-Vergnügen.
Spannender Perspektivenwechsel: Ein neuer Sommer lässt von der ersten Minute an lässt den Puls hochgehen
Amelia Sacks (Eve Hewson) landet anlässlich ihrer bevorstehenden Hochzeit mit Benji Winbury (Billy Howle) auf der Insel Nantucket, Heimat der Reichen und noch Reicheren. Und die von Benji und seiner Familie, u.a. der kühlen Matriarchin Greer Garrison (Nicole Kidman) und ihrem unterwürfigen Ehemann Tag (Liev Schreiber).
Bereits in der ersten Sekunde kann man das Eis knacken hören, wenn Hewson und Kidman sich in einer Szene gegenübertreten. Vor azurblauer Meereskulisse zeichnen sich dramatische Verwicklungen ab. Und ehe man sich versieht, wird die fröhlich-frostige Hochzeitsgesellschaft auf morbide Weise um einen Gast erleichtert.
Hier könnt ihr den Trailer zu Ein neuer Sommer schauen:
Dabei gelingt es der dänischen Regisseurin Susanne Bier (Bird Box, The Undoing) und Drehbuchautorin Jenna Lamia (Resident Alien, Good Girls), das klassische Krimi-Puzzle neu zu mischen: Ein abgelegenes Setting, eine knisternde Familienfehde und ein emotionales Großereignis stehen im Zentrum der Aufmerksamkeit.
Immer wieder wechselt die Perspektive des Publikums zwischen düsteren Verhörszenen und dem sonnengetränkten, toxischen Familiendrama. Dieser optische sowie erzählerische Kontrast führt dazu, dass die Spannungskurve von Beginn an zuverlässig aufwärts klettert.
Dabei jongliert die Inszenierung die Geheimnisse der Familie Winbury elegant über mehrere Episoden in der Luft, ohne allzu viel zu verraten. Selbst die Identität des Mordopfers wird dem Publikum nicht sofort enthüllt, sondern in einem späteren Schockmoment offenbart.
Wenn Blicke töten könnten: Netflix bietet ein mörderisch gutes Ensemble
Mit dem herausragenden Ensemble punktet Netflix sicherlich sowohl bei Serien-Fans als auch dem Gelegenheits-Publikum. Große Namen wie Nicole Kidman, Liev Schreiber und Dakota Fanning wurden an Land bzw. auf die Insel gezogen.
Wenn Blicke töten könnten, wäre Nicole Kidman (Big Little Lies, The Undoing) alias Eiskönigin Greer schnell Einsiedlerin auf Nantucket. Selten verfehlt der vielsagende Blick seine Wirkung, den sie genüsslich auf prachtvollen Empfängen gegen ihre Widersacher:innen abschießt. Kidman und ihr nuanciertes Mienenspiel beherrschen jede Szene, in der sie vorkommt.
Mit Eve Hewson (Sie weiß von dir, Flora and Son) erhält sie eine würdige Gegenspielerin. Hewson kann problemlos mit Kidman mithalten, wenn es darum geht, durch minimale Verlagerung der Gesichtsmuskeln einen universalen Weltschmerz auszudrücken. Wenn sie verloren in ihrem Brautkleid auf dem Verhör-Tisch kauert, fühlt man unwiderruflich mit.
Auch der Rest des Casts intrigiert begeistert mit: Darunter befinden sich unter anderem Dakota Fanning (Krieg der Welten, Ripley) als exzentrische Winbury-Schwiegertochter Abby, die Amelia heimlich brisante Informationen zuspielt. Nicht zuletzt verdient Liev Schreiber (Asteroid City, Ein Funken Hoffnung) eine Erwähnung. Als undurchsichtiger Ehegatte schmachtet er seiner Frau Greer nach, während er jede Gelegenheit ergreift, sie zu betrügen.
Der subtile Humor von Ein neuer Sommer bringt das dünne Eis fast zum Schmelzen
Bereits das Intro lässt eine gewisse Selbstironie erahnen: Eine sorgsam einstudierte Choreografie vor einer Strandkulisse zeigt sämtliche Cast-Mitglieder lachend und Hände-klatschend, was die pseudo-harmonische Fassade der Winburys unterstreicht. Ein neuer Sommer kennt sein Genre und weiß, an welcher Stelle es sich lohnt, ein leichtes Augenzwinkern einzubauen.
Beispielsweise, wenn Winbury-Sprössling Thomas (Jack Reynor) während seiner Vernehmung lässig eine Cola verlangt. Oder Detective Henry (Donna Lynne Champlin), die die Upperclass mit kaum verhohlener Schadenfreude auseinandernimmt und natürlich der Winbury-Clan, der Greers Witz, wie sie den Auftragsmord hinbekommen hätte, nicht sofort durchschaut.
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Dass das Konzept aus spannender Inszenierung, humorvollen Seitenhieben und sehenswertem Cast funktioniert, drückt sich auch in Zahlen aus: Weltweit rangiert die Miniserie seit ihrem Erscheinungsdatum in über 60 Ländern durchgängig auf Platz 1. Ein neuer Sommer ist ein unterhaltsamer Binge, der mit sechs rund 50-minütigen Episoden über ein Schlechtwetter-Wochenende hinwegrettet.