Das deutsche Liebesdrama Transfer aus dem Jahr 2010 von Damir Lukacevic (Heimkehr), basiert auf einer Geschichte von Elia Barceló, welche Lukacevic selbst als Vorlage für das Drehbuch diente. Schauplatz der Science-Fiction-Geschichte ist Deutschland in der nahen Zukunft. Hermann Goldbeck (Hans-Michael Rehberg) und die krebskranke Anna (Ingrid Andree) hatten ein erfülltes und gemeinsames, wenn auch kinderloses, Leben. Ihre Liebe zueinander ist auch im Alter noch immer so groß, dass sie beschließen sich einem Transfer zu unterziehen. Die Gentechnik-Firma „Menzana“ bietet vor allem gealterten Menschen die Möglichkeit, ihr Bewusstsein, also sich selbst, in einen jungen und vitalen Körper zu transferieren und so ein weiteres Leben zu leben. Legal ist dieses Verfahren, da meist junge Menschen aus armen Ländern und Verhältnissen freiwillig ihren Körper verkaufen und ihr eigenes Leben aufgeben, um ihren Familien zu Hause ein besseres Leben zu ermöglichen.
Für Hermann und Anna werden die Schwarzafrikaner Apolain (B.J. Britt) und Sarah (Regine Nehy) aufgrund perfekter Synapsenverbindungen und einer hohen Chance auf Zuneigung zueinander ausgewählt. Hermann genießt seinen jungen, stählernen Körper, während Anna Zweifel an der moralischen Richtigkeit dieser Körperbesetzung hat. Kompliziert wird dieses Liebesspiel zu viert dann, als nicht nur Hermann und Anna in ihren neuen Körpern, sondern auch Apolain und Sarah nachts beginnen, miteinander zu schlafen, sich ineinander verlieben und ihre Unterdrückung nicht länger hinnehmen wollen.
Letzten Endes steht der menschliche Leib als Objekt und Leihkörper im Mittelpunkt. Apolain und Sarah werden aufgrund ihrer Funktion, eine fleischliche Hülle für andere zu sein, entmenschlicht und ihre Chance auf einen freien Willen und eigenständige Entscheidungen beinahe zur Gänze genommen. Während zuerst Hermann und Anna die vollständige Kontrolle über die fremden Leiber haben, dreht sich der Spieß schon bald um.
Die Maßnahme zur Verlängerung des Lebens wird in Transfer benützt, um die Liebe seines Lebens noch ein Weilchen länger bei sich zu haben. Der seit Menschengedenken sehnlichst erwünschter und endlich gefundener Jungbrunnen wird vom kapitalistischen Großunternehmen als zweite Chance versprochen. Transfer geht jedoch noch viel tiefer und greift die stets brisanten Themen der Diskriminierung und des Rassismus auf, welche unsere Gesellschaft weitgehend durchdringen. Mit klarer farblicher Struktur, bedachten Einstellungen und ambitionierten Kamerafahrten, sowie komplexer Gefühlswelt der Charaktere, macht Transfer mit bitterer Pointierung darauf aufmerksam, dass Ausbeutung, Rassentrennung und der rücksichtslose Wille zum ewigen Leben in unserer Gesellschaft tief verankert sind.
Was: Transfer
Wann: 20:15 Uhr
Wo: ZDFKultur
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