Ein Vorhang, der zum Brautkleid taugt

03.04.2010 - 09:00 Uhr
Das Kino International
Yorck-Gruppe
Das Kino International
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Das International in Berlin hat viel erlebt: Gekauften Beifall bei parteitreuen DEFA-Filmen, auch gekaufte Aufruhr wie bei Spur der Steine, den Mauerfall und die erste Berlinale in Gesamt-Berlin. Überlebt hat es nur, weil die Kino-Architektur den Denkmalschutz auf den Plan rief.

Wer einmal im International war, kommt ins Schwärmen – vielleicht nicht unbedingt über den Film, der dort läuft, sondern über das Kino selbst. Diese Berliner “Perle sozialistischer Baukunst”, dicht an der ehemaligen Stalin-Allee (heute Karl-Marx-Allee) gelegen, wurde vor Jahren noch abwertend bewitzelt. Derartige Bauwerke gehören auf den Müll der Geschichte, wurde gefordert. Aber das International, feierlich eröffnet 1963, erhielt Denkmal-Schutz und nur so überstand das größte Kino Ost-Berlins den Mauerfall und windige Spekulationen, blieb als Kino erhalten. Das gelang dem großen Bruder Kosmos nicht, der nur einige Hundert Meter weiter im Osten liegt.

Denkmalschutz heißt auch, dass an dem Kino International innen wie außen nichts verändert werden darf. Was sich wöchentlich verändert, ist das großen Filmplakat an der Außenfassade. Das wird immer noch per Hand gezeichnet und ist ein echter Blickfang. Ansonsten gibt es wie vor 45 Jahren immer noch einen einzigen großen Kinosaal. Auch sonst kann der Zuschauer einige Highlights entdecken – etwa die riesigen Kronleuchter, die jedem politischen Prestigebau zu Gesicht stehen würden, oder den weiß-silbrigen Vorhang, aus dem eine meiner Freundinnen unbedingt ein Kleid haben möchte. Der Saal fasst knapp 600 Besucher und ist schräg angelegt. Tontechnisch war das Kino schon immer auf auf dem neuesten Stand; die Wandverkleidung aus Holzleisten mit offenen Fugen sorgt für brillante Akkustik. Wenn der Gong erklingt und sich langsam der Vorhang über der Leinwand öffnet, ist es, als würde der Zuschauer im Theater sitzen – ein Erlebnis.

Das Kino International war bis 1989 das Premierenkino der DDR, zahlreiche Filme der DEFA feierten hier ihre Premiere. 1994 übernahm die Yorck-Kinogruppe das Filmtheater und zeigt dort die großen Arthouse-Streifen, manchmal über Wochen, weil sie genau hier ihr Publikum finden. Mittlerweile werden im International wieder Premieren gefeiert: Gut, dass das Kino von voreiligen Politkrämern nicht auf dem Müll der Geschichte entsorgt wurde.

Vielleicht schaut ihr ja auch einmal im International vorbei. Das Kinoprogramm könnt ihr auf moviepilot einsehen. Immerhin 414 moviepiloten haben das International bereits zu ihrem Lieblingskino gewählt!

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