Liebe Leute. Nach drei Monaten Praktikum in der Newsredaktion ist meine Zeit bei moviepilot vorbei. Drei Monate ist eine kurze Zeit, um sich über das Medium Text von Autor zu Lesern in einer gewissen abstrakten Art kennenzulernen, was durch die Kommentarfunktion ja möglich ist. In dieser Zeit habe ich gelernt, dass der individuelle Filmgeschmack ein hohes Gut ist, was keine Selbstverständlichkeit sein muss, denn in der Rolle des Autors, wie ich sie hier bekleidete, stellt sich einem die Frage, nehme ich Rücksicht darauf oder nicht. Oder anders gesagt, muss ich auf Befindlichkeiten und persönliche Präferenzen achten, zumindest dort, wo ich ausschließen kann, nicht in Konflikt mit den Unternehmensinteressen zu geraten? Ich frage mich also, ob es sinnvoll ist meine Meinung, trotz besseren Wissens um die Konsequenz der Konsensdrescherei, über die der Mehrheit zu stellen? In gewisser Hinsicht, ist das aus verschiedenen Gründen naiv, nicht aber aus ideellen Gründen und vor allem dann nicht, wenn es um Filme geht.
Ein gewisser Regisseur aus Neuseeland
Die folgenden Gedanken drehen sich also – Abschied hin oder her -, um die argumentativ-emotionale Art, über das Medium Film zu schreiben, wie sie vielleicht der Meinungsaustausch im Internet hervorgebracht hat. Überrascht war ich, wie schnell sich die Gemüter erhitzen können, wenn Filmlieblinge aus einer weniger vorteilhaften Perspektive beschrieben werden. Ich erinnere mich hier vor allem an einen Text , den ich über einen gewissen Regisseur aus Neuseeland verfasste, der vor einiger Zeit eine gewisse Trilogie in die Kinos brachte und derzeit eine neue Trilogie zum gleichen Stoff in den Kinos laufen hat. Urteile wie “Verzeihung, aber das ist die größte Grütze, die ich seit langem hier gelesen habe!” oder “Ich sage das nur selten, aber dieser Text ist wirklich für die Tonne” ließen mir klar werden, dass ich mich in Teufelsküche begeben hatte, weil ich die Darstellungsmethoden dieses Filmemachers angezweifelt habe. Das zeigte mir zweierlei. Zwar nichts über einzelne Vorlieben, aber über den Austausch über den Text und die darin angerissene Problematik.
Sich schreibend unterhalten
Zum einen war es faszinierend zu sehen, welche Entwicklung Diskussion und Meinungsäußerungen nehmen können. Manchmal war da ein Gefühl als sprechen zwei aneinander vorbei, so als würde das Angedachte in eine vollkommen andere Richtung gehen. Zum anderen wurde mir deutlich, wie stark sich die Art der direkten Kommunikation auf virtueller Basis erheblich von anderen Kommunikationsarten unterscheidet. Bei der Kommentarfunktion mag es leichter fallen, den Hemmschuh abzustreifen, der einen in tatsächlichen Gesprächssituationen sonst hindert, den Gedanken ungefiltert freien Lauf zu lassen. Vielleicht ist es aber auch der Fall, dass sich Leser förmlich in die Defensive gedrängt sehen, weil das Gesagte sie persönlich trifft. Unmerklich begeben sie sich damit in eine Verteidigungsposition und nehmen die vorgetragene Ansicht als einen Akt der Aggression wahr.