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FFF Nights 2016 Kurzkritik #02: High-Rise

13.04.2016 - 16:27 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
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DCM Film Distribution
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"Wie eine Kinderparty, die außer Kontrolle gerät" wurde an einer Stelle gesagt und fasst den Film recht treffend zusammen.

Ein Hochhaus als Symbol gesellschaftlichen "Miteinanders" in einer nicht näher definierten Zukunft, in dem der Wohlstand in den oberen Etagen sein dekadentes Leben in vollen Zügen genießt, während das Fußvolk im unteren Teil des riesigen Baus sein Dasein fristet. Und mittendrin Dr. Robert Laing (Tom Hiddleston)!

Als die Otto-Normal-Bürger genug von der ständigen Schikane haben, kippt die Stimmung und es passiert, was passieren musste.

Die Verfilmung von J.G. Ballards gleichnamigem Sci-Fi-Roman ist ein visuell berauschender Overkill, der die Diskrepanzen zwischen Ober- und Unterschicht deutlich aufzeigt, jedoch den klassichen Problemen unterliegt, die eine Buchadaption mit sich bringt. Zu viele Handlungsstränge werden angerissen und Beziehungen zwischen den Charakteren wird kein Raum für die nötige Entwicklung gegeben, sodass die Möglichkeit, Empathie für einzelne Figuren aufzubauen, schnell im Keim erstickt wird.

Die Vorlage habe ich nicht gelesen, aber ich gehe davon aus, dass viele Passagen, wichtige Erläuterungen und substanzielle Elemente den Maßgaben einer durchschnittlichen Spielfilmlaufzeit zum Opfer gefallen sind.

Dennoch habe ich eine Schwäche für Filme, die sich mit der Thematik befassen, welche Probleme konstante Unterdrückung mit sich bringt, und nicht zurückstecken, wenn es darum geht, die Wut, die sich unter den Opfern aufstaut und die daraus resultierende, unvermeidliche Eskalation in ihrer ganzen tragischen Vielfalt auszuschlachten. Erinnerungen an echte Ereignisse wie die "L.A. Riots" 1992 sowie fiktive Szenarien wie die Gefängnisrevolte in Natural Born Killers wurden wach.

Vielleicht liegt es am schicken Poster, aber nach Sichten des Films kam mir immer wieder Stanley Kubricks kongeniale Buchverfilmung A Clockwork Orange in den Sinn. Ben Wheatleys Adaption verfolgt im Kern einen ähnlich radikalen Ansatz. Der Regisseur porträtiert einen Protagonisten, der einem unmenschlichen, kalten Wertesystem ausgesetzt und mit primitiven, animalischen Trieben seinerseits und der anderen konfrontiert wird. "A Stockwerk Orange" sozusagen.

"High-Rise" ist so ein Film, den ich weder richtig gut, noch wirklich schlecht finde. Die Zeit und eine Zweitsichtung werden eventuell Klarheit schaffen. Wenn ich noch einmal die kühle Inszenierung von "A Clockwork Orange" als Vergleich heranziehe, ist nicht auszuschließen, dass die anfangs erwähnten Schwächen (Handlungssprünge, mangelnde Identifikation) sogar zum wichtigsten Stilmittel werden, um das inhumane, distanzierte Treiben verständlich zu machen.

DCM bringt den Film ab den 30.06. in die deutschen Kinos!




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