Die Pressestelle der Berlinale gibt bekannt, dass das Filmfestival aus Berlin im nächsten Jahr den Blick im Rahmen der Retrospektive auf sich selbst richtet: “Mit einem Streifzug durch 60 Jahre Berlinale-Vergangenheit bringt die Retrospektive PLAY IT AGAIN …! Entdeckungen von einst auf die große Leinwand zurück und wirft exemplarisch Schlaglichter auf die Entwicklung des Festivals: von den ersten Dekaden, die im Zeichen des Kalten Kriegs standen, über die Öffnung für Filme aus sozialistischen Ländern bis hin zum Ende der politischen Teilung Europas, das das Festival vor rund 20 Jahren aus dem Balanceakt zwischen kultureller Offenheit und politischer Einflussnahme befreite. In den 1980er und 90er Jahren hatte sich die Berlinale als Plattform für das osteuropäische und asiatische Kino etabliert und in jüngster Vergangenheit stellte sie verstärkt deutsche Filme gleichberechtigt neben internationale Produktionen.”
Mit dabei sind Filme, die heute gemeinhin als Klassiker gelten, wie Ikiru – Einmal wirklich leben von Akira Kurosawa, Außer Atem von Jean-Luc Godard und Magnolia von Paul Thomas Anderson. Insgesamt werden rund 40 Filme aus 60 Jahren Berlinale gezeigt. Manche der im Rahmen der Retrospektive wiederaufgeführten Werke lösten bei ihrer ersten Vorführung in Berlin regelrechte Skandale aus: Im Reich der Sinne von Nagisa Ôshima gilt heute als Meilenstein des erotischen Films, 1976 wurde er nach der Präsentation von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt und Anklage wegen “Verbreitung von Pornographie” erhoben; Die durch die Hölle gehen von Michael Cimino wurde trotz sowjetischen Protests im Wettbewerb gezeigt, weshalb die Delegationen mehrerer sozialistischer Länder die Filmfestspiele boykottierten.
Der renommierte britische Filmkritiker David Thomson, der das Programm der Retrospektive zusammenstellt, weiß zu berichten: “Ein Festival wie die Berlinale zeigt, wie umstrittene Filme von gestern zu den Klassikern von heute wurden. Daneben stelle ich Filme, die auch heute noch überraschen und provozieren, und freue mich auf angeregte Diskussionen in Berlin”. Berlinale-Direktor Dieter Kosslick erklärt, warum die Wahl auf den britischen Filmkritiker fiel: „Interessiert hat uns der Blick von außen: Welche Filme repräsentieren für den versierten Filmkenner David Thomson die Festivalgeschichte? Welche Filme sind in seiner persönlichen Erinnerung prägend gewesen? Seine Auswahl ist ein spannender Blick auf die Filmgeschichte“.
Die 60. Berlinale findet vom 11. bis zum 21. Februar 2010 in Berlin statt.