Ferien.
Berlin.
Filmmusik.
Was braucht man mehr?
Die Waldbühne Berlin ist eine imposante Lokation für ein Konzert, soviel ist sicher. Gestern haben dort die Berliner Philharmoniker offiziell ihre Saison beendet.
Ein wunderschöner Sommerabend, gute Stimmung und eine mit 20.000 Zuschauern ausverkaufte Waldbühne versprachen einen unvergesslichen Abend. Und das wurde er.
Es begann schon damit, dass man sich zu diesem Konzert Selbstverpflegung mitbringen konnte. Überall sah man Leute, die glücklich und aufgeregt auf ihren hart umkämpften Plätzen saßen (es gab freie Platzwahl). Das Konzert sollte um 20:15 Uhr beginnen. Doch die Musiker saßen schon um kurz vor 20 Uhr auf der Bühne und begannen plötzlich gut gelaunt eine La-Ola-Welle. Die gesamte Waldbühne erhob sich um die La-Ola-Welle zu erwidern. Ganze fünfmal rissen wir unsere Arme zum Himmel. Die Stimmung war hervorragend.
Das Konzert war ein Sonderkonzert zur Hilfe der syrischen Flüchtlinge. Kurz vor beginn kam Daniela Schadt, die Lebesgefährtin des Bundespräsidenten und Botschafterin UNICEFs auf die Bühne und rief zum Spenden auf.
Dann endlich: Um 20:15 Uhr betrat der große Sir Simon Rattle die Bühne. Von Lang Lang war noch nichts zu sehen. Noch nicht einmal ein Flügel stand auf der Bühne. Doch schon das erste Lied zeigte: Hier geht es um Filmmusik. Mit der von Alfred Newman komponierte 20th Century Fox Fanfare wurde das Konzert eröffnet. Als zweites Stück folgten ein paar Stücke aus dem von Bronislau Kaper komponierten Soundtrack Meuterei auf der Bounty.
Dann wurde ein stattlicher Flügel auf die Bühne geschoben und Lang Lang, begleitet von Sir Rattle betrat die Bühne. Zuerst spielte er zusammen mit den Philharmonikern Musik aus dem Film Laura, geschrieben von David Raksin. Dann wurde die Filmmusik dann außen vor gelassen und ein Klavierkonzert von Edvard Grieg wurde aufgeführt.
Nach einer kurzen Pause, vor welcher sich Lang Lang mit minutenlangem Applaus auch schon wieder verabschiedete, ging es mit der Filmmusik erst richtig los! Als toller Einstieg in die zweite Hälfte wurde die Titelmusik von Jerome Moross Soundtrack zu The Big Country gespielt. Das Publikum war begeistert.
Ein wenig ruhiger wurde es danach mit der wunderbar gespielten Musik von Erich Wolfgang Korngolds zu Robin Hood, König der Vagabunden.
Ein kleiner weitere Höhepunkt wurde die danach aufgeführte Musik von Tom und Jerry. Man konnte die Begeisterung und Spielfreude der Musiker bei der von Scott Bradley geschriebenen Musik sehen. Im Hintergrund kümmerten sich drei Männer um die Cartoon-Geräusche. Um diese zu erlangen wurde Geschirr auf den Boden geschmissen, Luftpolsterfolie zerknautscht und Prügeleien untereinander angedeutet. Überall lachten die Zuschauer aus vollem Halse, es war eine köstliche Unterhaltung und die drei wurden zum Ende des Stücks gebührend mit Applaus bedacht.
Auf die letzten Stücke habe ich mich mit am meisten gefreut. Sie waren aus der von Miklós Rózsa oscarprämierten Filmmusik von dem Epos Ben Hur und die Bläser erfüllten die gesamte Waldbühne. Da es schon 22 Uhr war und es dunkel wurde, sah man überall Wunderkerzen aufleuchten. Eine wunderschöne Atmosphäre machte sich breit. Als die letzten Töne verklungen erhob sich fast die gesamte Waldbühne zum Standing Ovation.
Und ein Konzert wäre kein Konzert ohne Zugabe. Hier wandte sich Sir Rattle persönlich an uns und erzählte in holprigen Deutsch, dass sein Sohn gesagt habe, dass ein Filmmusikkonzert ohne John Williams undenkbar sei. Das Publikum brach in Applaus aus. Und Rattle stimmte Indiana Jones an. Immer mehr Wunderkerzen erleuchteten und überall wippten die Zuhörer zum Klang der Musik mit.
Doch eine Zugabe war nicht genug. Es folgte die Flying Theme aus dem Soundtrack zum Film von unser aller Lieblingsalien (so formulierte es Rattle) E.T. Schon fast rechnete man damit, dass gleich ein wohl bekanntes Fahrrad über die Waldbühne fliegen würde.
Die letzte Zugabe, so formulierte es Rattle, bräuchte keinen Titel "But may the force be with you". Das Publikum flippte aus. Die Klänge von Krieg der Sterne sind jedem bekannt, doch sie Live zu hören, das ist dann nochmal was besonderes. Am meisten, weil einer die Musiker ein rotes Lichtschwert neben sich hatte.
Als das Lied beendet war, erhob sich das Publikum nochmals zum Minutenlangen Standing Ovation. Als der Applaus langsam nachließ, wandte sich Rattle ein letztes Mal an die Zuhörer und beendete das Konzert mir dem Stück Berliner Luft , welches, wie ich von meiner Schwester erfuhr, immer das Ausklangslied der Berliner Philharmoniker ist. Stehend und klatschend hörten wir den Musikern bei ihrem letzten Lied zu und wurden vom Dirigenten (nicht Rattle, dieser hatte sich zurück gezogen) zum Pfeifen aufgefordert. Und wenn knapp 20.000 Menschen Pfeifen, hat das schon was.
Um 22:30 Uhr war das Konzert dann wirklich beendet.
Das Konzert war ein voller Erfolg. Es ist immer ein Ereignis Filmmusik live zu hören. Und zu wissen, dass eines der besten Orchester der Welt dort spielt, zusammen mit Sir Simon Rattle und dem wohl weltbesten Pianiste, das war ein unglaubliches Gefühl.
Und wenn die Musiker Spaß haben (und das hatten sie), wird das Konzert dadurch nur noch besser.
Ein wundervolles Erlebnis das ich nie vergessen werde.