Französisches Sozial-Drama siegt in Cannes

26.05.2008 - 09:40 Uhr
Szene aus Wolke 9
The Match Factury
Szene aus Wolke 9
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Sean Penn zeichnet soziales Kino aus, Andreas Dresen gewinnt Herzschlag-Preis.

Jury-Vorsitzender Sean Penn hatte es vorausgesagt: Er wolle sozial engagiertes Kino auszeichnen, Gegenwarts-Kino, welches sich den Problemen der Zeit stellt. Er hat Wort gehalten und den französischen Film Entre Les Murs von Laurent Cantet die Goldene Palme verliehen. Am letzten Tag zeigte das Festival den Gewinnerfilm. Er erzählt von einem Lehrer, der in einer Pariser Vorort-Schule Migrantenkinder unterrichtet und ihnen Französisch beibringt. Für Filmkritiker ist das Werk ein kleines Filmwunder, da es gelingt, den Zuschauer in das karge Klassenzimmer hinein zu ziehen, in dem der Film fast zu Gänze spielt. Der Regisseur erzählt vorurteilsfrei, ohne pädagogischen Zeigefinger und … ohne Antworten.

Die Entscheidung der Jury ist allseits gelobt worden, auch bei den anderen Preisen gab es keine großen Kritiken. Clint Eastwood und Catherine Deneuve wurden für ihr Lebenswerk ausgezeichnet, Benicio del Toro und Sandra Corveloni als Beste Darsteller geehrt. Das italienische Kino erhielt gleich zwei Auszeichnungen: der Mafia-Film Gomorra von Matteo Garrone kann den Großen Preis der Jury und die Politiker-Farce Il Divo von Paolo Sorrentino den Preis der Jury mit nach Hause nehmen. Der Deutsche Wim Wenders ging bei seiner 9. Cannes-Teilnahme leer aus.

Aber Regisseur Andreas Dresen hat den “Prix Coup de Coeur”, den Herzschlag-Preis in der Nebenreihe “Un Certain Regard” gewonnen. Hier war sein Kollege Fatih Akin der Chef der Jury. Der Liebesfilm Wolke Neun erhielt in Cannes viel Beifall. Er erzählt die Liebesgeschichte einer Rentnerin (Ursula Werner), die sich nach 30 Jahren Ehe neu verliebt, sich auf eine Affäre einlässt und mit einem 76-jährigen Mann ihren zweiten Frühling erlebt. Wieder einmal habe sich der Regisseur als großer Humanist des deutschen Kinos erwiesen, der auf die kleinen Leute schaut, urteilsfrei und sensibel, beiläufig und realistisch. Der Film kommt bei uns am Ende August in die Kinos.

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