Die Sektion Generation auf der Berlinale wird von Kritikern meist mit Nichtachtung gestraft. Zu Unrecht, denn dort laufen Filme, die sich mit den Erwachsenen-Filmen durchaus messen können. Genauso wie im Wettbewerb geht es hier hart zur Sache, den Kids und Teenies wird nichts geschenkt, schon gar nicht ein Happy End. Vielmehr werden sie mit all den Schlechtigkeiten dieser Welt konfrontiert, wahrscheinlich um sie fit zu machen für eben diese.
So hat auch ein Film den Gläsernen Bären der Sektion “Generation 14+” gewonnen, der sich mit Selbstmord unter Jugendlichen beschäftigt. Jährlich bringen sich in den USA angeblich 5000 Kinder um. In My Suicide erzählt Regisseur David Lee Miller die Geschichte von Archie Williams. Der Teenager, mit einem hochgerüsteten Rechner in seinem Zimmer und einer Vorliebe für Videoschnipsel, aus denen er kleine Filmchen zuammenschneidet, ist des Lebens überdrüssig. Als er ankündigt, er würde sich für das Semesterabschluss-Video seiner Filmklasse umbringen, rastet die verhasste Welt aufeinmal aus. Kaum sind die Worte ausgesprochen, fallen die Mitschüler, seine Eltern, Sierra, das hübscheste Mädchen der Schule, Lehrer, Psychologen, Ärzte und sonstige Ratgeber über den suizidalen Archie her. Der lässt sich davon nichts entgehen und filmt den ganzen Zirkus, der um ihn herum tobt…
In der Begründung der Jury heißt es: “Uns überzeugte ein Film, der sich mit einem selten angesprochenen, aber für die Jugend dennoch präsenten und sehr tragischen Thema auseinandersetzt. Doch nicht nur der fesselnde Inhalt, sondern auch die originelle Machart hat uns fasziniert. Die Einsamkeit und Sehnsucht nach Liebe des Protagonisten erscheint uns authentisch und beängstigend.”
Schon die Kritiker, die den Film gesehen haben, waren des Lobes voll. Detlef Kuhlbrodt in der taz jedenfalls schrieb völlig begeistert. Der Film “ist beeindruckend und überzeugend. Das liegt daran, dass sich David Lee Miller vier Jahre Zeit für diesen Film genommen und seinen Film sehr gut besetzt hat.” Auch ein junger Berlinale-Journalist Jan-Frederik Frese, noch Schüler, lobte den Film in einem Artikel des Tagesspiegels “Die bittere Selbstironie, mit der Archie sein Leben und das seiner Mitschüler kommentiert, ist brutal ehrlich. Zu Beginn amüsiert man sich noch über die atemberaubend komplizierten Animationen, doch das Lachen bleibt einem bald im Halse stecken. Nichts an diesem Film soll schön sein. My Suicide ist ein Kunstwerk, das die Augen dafür öffnet, wie wenig wir verstehen von dem, was in unseren Mitmenschen vor sich geht. Das Drehbuch hätte schon für einen besonderen Film gereicht. Die aufwendige Machart und die außergewöhnlichen Schauspieler machen ihn großartig.”