Hin und wieder brauchen wir einfach eine Abwechslung von epischen, ausufernden Sci-Fi-Epen wie Foundation oder hirnverknotenden Zukunftsdramen wie 3 Body Problem. Hin und wieder darf es ein bisschen bescheuert werden, darf es fies werden, darf der Humor auch mal mit dem Gedanken spielen, ein paar nervige Kinder abzumurksen. Klingt nach etwas für euch? Es wird noch besser.
Die Sci-Fi-Satire Resident Alien auf Netflix wartet mit all diesen Faktoren auf. Dazu kommt aber auch noch eine ordentliche Prise Herz, die man so nicht erwartet hätte. Das könnte in der Mischung richtig auf die blau-lila Aliennase fallen. Tut es aber nicht. Denn die Serie besitzt eine Geheimwaffe in Form ihres Hauptdarstellers.
In Resident Alien steckt ein Außerirdischer auf der Erde fest und muss sich als örtlicher Hausarzt ausgeben
Im Großen und Ganzen ist Resident Alien zunächst eine Art Verwechslungskomödie. Hah Re, Alien-Kapitän mit einem (zumindest aus Alien-Sicht) noblen Auftrag, soll eigentlich die Erde vernichten. Ehe er aber seine Massenvernichtungswaffe zünden kann, stürzt sein Raumschiff ab. Hah Re sitzt fest. Ausgerechnet in der abgelegenen Kleinstadt Patience, Colorado.
Der erste Mensch, auf den Hah Re trifft, ist ein zurückgezogen lebender Arzt im Ruhestand, Dr. Harry Vanderspeigle. Hah Re überwältigt ihn, transformiert seine Erscheinung und nimmt zur Tarnung seine Identität an. Unpraktischerweise wird "Harry" bald von den Bewohnern der Stadt zurück in seinen alten Job gebeten. Der amtierende Hausarzt der Stadt wurde ermordet aufgefunden.
Harry schlüpft widerwillig in seine neue Rolle, muss lernen, sich wie ein Mensch zu verhalten – und wird neugierig. Zufällig liegt ihm die Ermittlungsarbeit. Auch seine Assistentin, Asta Twelvetrees (Sara Tomko), weckt sein Interesse. Ihre sture Art passt irgendwie mit seiner merkwürdigen zusammen. Und eventuell beginnt er, sein neues Zuhause ein bisschen mehr zu mögen als geplant.
Resident Alien ist herrlich schwarzhumorig und seltsam – nicht zuletzt dank Alan Tudyk
Harry ist kein gewöhnlicher Protagonist. Harry ist kein Mensch und Harry kann uns echte Menschen nicht gerade gut leiden. Besonders nicht seinen Erzfeind, der ganz zufällig ein Grundschulkind ist. Mehr als nur einmal plant unser Protagonist (ja, er wird im Laufe der Serie wirklich zu einem PROtagonisten) den Tod eines Kindes. Und das ist alles verdammt komisch.
Denn was in anderen Konstellationen vielleicht glorreich scheitern würde, funktioniert hier vor allem dank Comedy-Talent Alan Tudyk. Er trägt sowohl menschliche und warme, als auch grenzwertig verstörende und bitterböse Momente. Seine Art, in der Rolle des Harry aufzugehen und sich ganz der Merkwürdigkeit zu verschreiben, macht Resident Alien zum Erlebnis.
Resident Alien rührt in seiner großen Schüssel voller bizarrer Zutaten, Verwirrung und Kleinstadtchaos alle nur erdenklichen Gefühle zusammen. Alan Tudyk und Sara Tomko vermitteln sie aufs Genialste. Und am Ende lernen wir gemeinsam mit Harry, die Menschheit vielleicht doch ein bisschen schöner zu finden, als uns lieb ist.
Resident Alien ist derzeit Teil des Streaming-Programms bei Netflix.