Guillermo Del Toro - Eine Liebeserklärung an die Fantasie

09.10.2014 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Del Toro und seine monsterhaften Kreationen
Columbia TriStar Film
Del Toro und seine monsterhaften Kreationen
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Vor 50 Jahren erblickte mit Guillermo Del Toro ein begnadeter Schöpfer, Visionär und kreativer Freigeist das Licht der Welt. Die perfekte Gelegenheit also, dem mexikanischen Filmemacher meinen ganz persönlichen Dank auszusprechen, für die zahlreichen Stunden in unbehaglich fremden und doch liebevoll gestalteten Welten.

Seit 1985 begeistert uns Guillermo del Toro schon mit seinen außergewöhnlichen Werken. Dabei wirken seine Kreationen oft wie aus einer völlig anderen Welt, ausgekramt aus der lebhaften Fantasie eines kreativen Geistes. Nun wird, der in Mexiko geborene Filmschaffende, bereits 50 Jahre alt. Zum Glück scheint er aber im Kopf für immer junggeblieben und überrascht uns von Zeit zu Zeit mit seinen fantasievollen Filmen, die immer unverkennbar seine einzigartige Handschrift tragen. Mein Geschenk an ihn ist zwar nicht von Hand verfasst, dennoch hoffe ich, dass meine Letter an den Großmeister der Fantasie seinen Werken würdig ist.

Lieber Guillermo,

zunächst einmal das lästige Förmliche. Ich wünsche dir natürlich alles Gute zu deinem 50. Geburtstag. Ein Alter, in welchem viele begabte Künstler bereits ans Aufhören denken. Du dagegen planst bereits eifrig die Forstsetzungen zu Hellboy II und dem fulminanten Monster-Klopper Pacific Rim. Fleißig sitzt du in deiner liebevoll mit allerlei Skurrilitäten verschönerten Man-Cave  im sonnigen Los Angeles und lässt uns immer wieder an deiner beeindruckenden Vorstellungskraft teilhaben.

Ich möchte diese sorgsam geschriebenen Zeilen auch dafür nutzen, dir bei dieser Gelegenheit endlich einmal Danke zu sagen. Danke für die zahlreichen Stunden toller Unterhaltung, Danke für die herrlich bizarren Figuren in all deinen Filmen und Danke für deine unstillbare Detailverliebtheit, die wir jeder deiner einzigartigen Kreationen ansehen. Doch es gibt einen Film aus deiner Hand, der es mir besonders angetan hat. Und obwohl gerade Hellboy tolle Charaktere bot und Pacific Rim mich heute noch mit großen Augen vor den Fernseher bannt und dabei all die lieblosen Transformers-Filme vergessen macht, ist Pans Labyrinth mit Abstand mein liebstes Werk von dir.

Ein Film, der so unschuldig beginnt und umso grausamer endet, nicht aber ohne dabei eine wunderschöne Schlusspointe zu setzen. Als schließlich der Abspann, von mir kaum wahrgenommen, über den matten Bildschirm flackerte, saß ich verdutzt vor dem Fernseher. Meine Gedanken waren hin und her gerissen und meine Stimmung schwankte zwischen geschockt, erleichtert und einer ungläubigen Faszination, während gleichzeitig die Wut über die Grausamkeit der Menschen in mir pochte - das traurige Ende einer bunten Abenteuerreise in einer eigentlich tristen Welt. Für mich ist Pans Labyrinth ein filmisches Mahnmal, welches du eigenhändig erbaut hast, um uns daran zu erinnern, die menschlichste aller Fähigkeiten nie zu vergessen - unsere Fantasie. Wir beide leben in einer hektischen Zeit, in der es scheinbar kein Platz für eine lebhafte Vorstellungskraft gibt und lassen wir dann doch einmal unsere Gedanken mutig kreisen, werden wir schnell schief angesehen. Doch du stellst dich mutig gegen diese gesellschaftliche Ordnung und öffnest uns auf brachiale Weise die fest verschlossenen Augen. 

In deinem Film folgten wir der jungen Ofelia hinein in eine grausame Welt. Um sie herum tobt ein erbitterter Krieg und Leid, sowie Tod sind trauriger Alltag. Dazu ist ihre geliebte Mutter hochschwanger und wird von einer kleinen Armee zum werdenden Vater eskortiert. Dieser ist ein gnadenloser Hauptmann, der diktatorisch seine Truppen auf die Jagd nach Aufständischen hetzt. Das Leben hat für ihn keinen Wert, was du uns mit einer stumpfen Flasche auf erschenkende Art und Weise, klar machst. Ihm ist nur wichtig, die Rebellion möglichst schnell niederzuschlagen und den zweifelhaften Ruhm dafür einzuheimsen. Eine kalte Umgebung, die für die lebhafte Ofelia der absolute Alptraum ist. Sie zieht sich zurück in den einzigen Zufluchtsort, der ihr noch geblieben ist - ihre Fantasie. Genau so wie sie, vergisst auch der gebannte Zuschauer immer wieder für einen kurzen Moment den allgegenwärtigen Schrecken und erfreut sich an den bunten Farben, traumhaften Kulissen und vor allem an den bezaubernden Fabelwesen. Bis du uns, mit kalter Hand, wieder unerbittlich in die traurige Realität zurück reißt. Nie vergessen werde ich die schaurige Gestalt, welche ohne Augen, an der reich gedeckten Tafel sitzt und scheinbar regungslos dem Treiben beiwohnt. Als Ofelia allerdings, in ihrem naiven Wesen, der Versuchung nicht widerstehen kann und sich geschwind am Essen bedient, erwacht der seltsame Kerl plötzlich. Erstaunt saß ich damals auf der gemütlichen Couch und musste feststellen, dass die harke Kreatur doch sehen konnte, allerdings befanden sich die Augen nicht wie gewohnt am faltigen Kopf, sondern versteckten sich gekonnt in der Handinnenfläche. Ich schmunzelte und dachte mir, dass ich, außer dir, einfach niemanden kenne, der sich etwas solch Bizarres und dennoch Faszinierendes ausdenken könnte. Diese Erlebnisse, die verträumte Kameraführung und die fesselnde Geschichten machen Pans Labyrinth und all die anderen Filme aus deiner Feder zu etwas ganz Besonderem.

Zum Schluss bleibt noch zu sagen, lass dir deine Kreativität nicht nehmen und bleib der verrückte Visionär, der du heute schon bist. Ich kann weitere Ausflüge in deine fantasievollen Welten schon jetzt kaum erwarten.

In Demut,
ein großer Fan

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