“Viele betreten ja die Bretter, die die Welt bedeuten – und merken nicht, dass sie auf dem Holzweg sind.”
Nicht so Heinz Erhardt. Die 1950er, 1960er und 1970er lachten über ihn, wie über keinen anderen. Der Komiker, der 1979 in Hamburg verstarb, wäre heute 100 Jahre alt geworden – und ist bis heute nicht in Vergessenheit geraten. Denn der vielseitig orientierte Entertainer legte in den 1950ern nur die Grundsteine zu einer Karriere, die lange Jahre anhalten sollte. Er etablierte sich als den “witzigsten und deutschesten Deutschen”, schuf in den 1970ern Komödienklassiker wie Willi wird das Kind schon schaukeln, veröffentlichte lustige Gedichte und diente deutschen Komikern wie Otto Waalkes als Vorbild. Heinz Erhardt, das waren anzügliche Witze, ohne ordinär zu sein, die liebevolle Onkelfigur, ohne anzüglich zu sein und Parodie auf das biedere Deutschsein der Nachkriegszeit, ohne den Deutschen zu sehr auf den Schlips zu treten.
Er wusste im Gegensatz zu manch anderen Komikern der jüngsten Zeit auf dem schmalen Grat der Veräppelung zu laufen, ohne dass ihm jemals ein Witz entglitten wäre. In dieser Kunst muss Erhardt den Spitzenplatz lediglich mit Vicco von Bülow alias Loriot teilen. Doch mit seiner kugeligen Statur, der dicken Hornbrille und der Halbglatze kreierte sich Heinz Erhardt eher als Referenz auf den Durchschnittsdeutschen auf der dunkelgrünenn Wohnzimmercouch vor dem Fernseher, Der Ölprinz schauend. Der Schlüssel zu seinem Erfolg lag in der Verbindung von intellektuellem, feingeistigem Witz und Parodie auf das Leben von Otto Normalbürger. Ob beim Angeln, beim Musizieren, als Onkel der 60er-Jahre-Kids oder als Frauenversteher – Heinz Erhardt brachte in seinen Gags den Zeitgeist zur Geltung und machte sich mit charmantem Wortwitz darüber lustig. Da wurde aus “Zarathustra” “Zahnarzt Thustra” oder Redewendungen wie “Die Zähne runzeln und die Stirn fletschen” kreiiert. Das Publikum liebte ihn dafür.
Das in Riga geborene und aufgewachsene Multitalent Heinz Erhardt arbeitete oft mit Stars seiner Zeit zusammen, so Peter Alexander, Hans-Joachim Kulenkampff oder Rudi Carrell. Mit ihnen entstanden Schlagerlieder, Klavierstücke, Kabarettstücke, Gedichte und Gags, die die heutigen TV-Stand-Up-Comedians meilenweit in den Schatten stellen. Heinz Erhardts Autobiografie Ich war eine frühentwickelte Spätausgabe blieb unvollendet, als er 1979 an den Folgen eines Schlaganfalls verstarb. Wer die Lebensstationen eines der größten deutschen Komiker unsere Zeit nachverfolgen will, dem sei diese Kurbiographie geraten. Darin erfährt man, wie der junge Heinz Erhardt von Riga nach Deutschland kam, sein erstes Engagement in Leipzig erhielt, als Truppenbetreuer für die Nazis im Einsatz war und nach dem Krieg zu einem der größten Entertainer Deutschlands aufstieg.
Das Gewitter – ein lustiges Gedicht, vorgetragen von Heinz Erhardt
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