Ein absolutes Sci-Fi-Wunder startet im Kino: Der wilde Roboter raubt euch mit umwerfenden Bildern den Atem

04.10.2024 - 12:41 UhrVor 6 Monaten aktualisiert
Der wilde RoboterUniversal
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Es gibt Science-Fiction-Filme, die einen komplett unerwartet erwischen und in eine Welt ziehen, die man nicht erwartet hat. Der wilde Roboter ist eine dieser gelungenen Überraschungen.

Schon der erste Trailer zu Der wilde Roboter präsentierte ein bildgewaltiges Sci-Fi-Abenteuer zwischen Avatar und Wall-E. Der fertige Film löst dieses Versprechen seit dem 3. Oktober 2024 im Kino ein und schenkt uns eine wundervolle Geschichte, der es gelingt, Natur und Technologie in einem visuell berauschenden Film zu verschmelzen.

Sci-Fi-Highlight der Außenseiter: Der wilde Roboter führt Maschinen und Tiere zusammen

Die Grundidee des Sci-Fi-Films Der wilde Roboter ist schnell erzählt: Rozzum Unit 7134 wird nach einem Schiffbruch auf einer einsamen Insel angespült, die ausschließlich von Tieren bewohnt wird. Hier in der Wildnis fährt die Roboterdame zum ersten Mal hoch. "Roz" ist als Service-Maschine darauf programmiert, Aufgaben zu erfüllen. Nur leider nehmen die Rehe, Biber und Vögel, die sie als potenzielle Kunden ausmacht, vor ihr Reißaus.

Roz ist allerdings lernfähig und passt sich ihrer Umgebung an. Als Erstes studiert sie die Sprache der Tiere. Dann tut sie alles dafür, um von den scheuen Inselbewohnern nicht länger als metallisches Monster wahrgenommen zu werden. Doch erst, als sie sich der Aufzucht eines elternlosen Gänsekükens verschreibt, beginnt sie, die Natur um sich herum immer besser zu verstehen.

Drachenzähmen leicht gemacht-Regisseur Chris Sanders inszeniert das Sci-Fi-Abenteuer mit seinem gewohnten Gespür für liebenswerte Außenseiter auf beiden Seiten: Während Roz durch ihre Umgebung schnell zu einem ungewöhnlichen Roboter wird, der seine Programmierung neu interpretiert, ist Wildgans-Junge Brightbill in bester Findet Nemo-Manier ein zu klein geratenes Exemplar seiner Spezies, der unter normalen Umständen in der harten Natur niemals überlebt hätte.

Weder dass Der wilde Roboter auf einem Kinderbuch basiert, noch dass es sich hier um einen Animationsfilm handelt, sollte erwachsene Sci-Fi-Fans abschrecken, sich diesen mitreißend-schönen Film hinzugeben.

Der wilde Roboter: Staunt über ein visuelles Sci-Fi-Spektakel mit Methode

Auf den ersten Blick verblüfft der Sci-Fi-Film mit seinem unverwechselbaren Look: Während die geraden und runden Formen von Roboterfrau Roz auch in jeden anderen Animationsfilm unserer Zeit passen würden, kommt die restliche Umgebung seltsam verwaschen und ausgefranst daher.

Doch natürlich steckt hinter dieser Gegensätzlichkeit eine Methode, die sich sowohl in der charakterlichen Figurenzeichnung als auch in der Zeichnung der Figuren auf Bildebene niederschlägt. Die klaren Linien der Maschine stehen in deutlichem Kontrast zu den weichen Konturen der Natur, Umwelt und Tiere. Alles nicht Künstliche auf der Insel scheint geradewegs einem impressionistischen Gemälde entstiegen zu sein.

Diese anfängliche visuelle Dissonanz wird in ihrer Dualität schnell zum Augenschmaus, wenn beide Seiten erst kollidieren und sich einander dann annähern. Man kann sich gar nicht sattsehen an einem von Schmetterlingen umschwirrten Roboter oder seiner harten Linse, die die weichen Momente eines Sonnenuntergangs am Strand einfängt. Mit ansetzendem Moos und Gebrauchsspuren verliert außerdem auch Roz langsam ihre bedrohlich strengen Formen.

Sci-Fi-Highlight: Der wilde Roboter erobert erst eure Augen und dann euer Herz

Wenn Der wilde Roboter uns zuerst mit seinem visuellen Lasso einfängt, sind es am Ende die Figuren, bei denen wir gerne ausharren. Denn neben dem Roboter, der über seine Programmierung hinaus langsam sein Herz entdeckt, ist auch das tierische Personal einfach umwerfend. Da gibt es einen verlachten Biber, der seit Jahren einen Mammutbaum fällen will. Eine Opossum-Mutter, deren Kinder sich über die besten Tod-Stell-Methoden streiten ("Ich bin an Sepsis gestorben! Such dir was anderes!"). Süße Otter, räudige Waschbären, ein hungriger Fuchs, dessen Zweckbeziehung zu Roz sich in mehr verwandelt – man weiß gar nicht, wem man als Erstes sein Herz schenken soll.

Genau wie Peter Browns Buchvorlage Das Wunder der wilden Insel * spart der Sci-Fi-Film aber auch nicht aus, dass die Natur grausam sein kann, mit ihren Überlebensinstinkten von Fressen-und-gefressen-werden. Schließlich kümmert sich Roz nur um das Gänslein, weil sie vorher aus Versehen deren Nest samt Eltern zerstört hat. Und wenn angsteinflößende Bären aus Höhlen stürmen, kurz Vogelköpfe durchs Bild fliegen oder eine Tiermutter über das Dahinscheiden ihres Nachwuchses scherzt, ist die FSK 6-Freigabe durchaus gerechtfertigt.

Die Freundschaft zwischen Roz und Küken Brightbill erinnert ein wenig an den Giganten aus dem All, entwickelt aber ihre ganz eigene Dynamik, die spätestens, wenn der Herbst samt Zugvogel-Aufbruch kommt, die letzten Gemüter erweichen wird. Angenehm und ungewöhnlich ist dabei für das Sci-Fi-Genre: Menschen existieren hier nur am Rande der Wahrnehmung, beispielsweise wenn die Gänse in der Vogelperspektive eine überschwemmte Golden Gate Bridge überfliegen.

Das letzte Drittel mit einem maschinellen Feind, der Roz aus ihrer neuen Heimat pflücken will, hätte der Film gar nicht notwendig gehabt. Doch der perfekten Science-Fiction-Verschmelzung von Natur und Technik, Herz und Verstand tut das keinen Abbruch. Denn am Ende verlässt man mit der Gewissheit das Kino: Der wilde Roboter ist nicht nur ein visueller Genuss, sondern auch erzählerisch ein Sci-Fi-Wunder.

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