Martin Scorsese hat uns über seine lange Karriere hinweg schon mit einigen Perlen beschenkt. Viel davon taucht ins Gangster-Milieu ein, einiges rechnet mit der Geschichte der USA ab. Clever geschriebene Geschichten gehen Hand in Hand mit rohen, greifbaren Charakteren. Doch wenige seiner Filme verbiegen uns Zuschauer:innen so das Hirn, wie unser heutiger Tipp.
Shutter Island ist der wohl surrealste Scorsese-Film. Isoliert auf der titelgebenden Insel fallen nicht nur die Insassen einer Nervenheilanstalt für psychisch gestörte Kriminelle dem absoluten Wahnsinn anheim. Auch das Publikum wird in eine Spirale aus Verwirrung, falschen Fährten und abstrusen Erlebnissen hineingezogen. Diesem Psycho-Trip könnt ihr euch aktuell auf Netflix hingeben.
Shutter Island führt Leonardo DiCaprio in eine ebenso unheimliche wie gefährliche Gefängnisanstalt
Massachusetts, 1954. Edward "Teddy" Daniels (Leonardo DiCaprio) und sein Kollege Chuck Aule (Mark Ruffalo) kommen nicht gern nach Shutter Island. Hier werden diejenigen Straftäter verwahrt, die psychisch krank und dadurch manchmal unberechenbar und gefährlich sind. Doch die beiden Ermittler müssen beruflich auf das abgelegene Eiland: Eine Patientin scheint sich einfach in Luft aufgelöst zu haben.
Ihr Verschwinden ist umso mysteriöser, als dass es praktisch unmöglich ist, von der isolierten Insel mit den hohen Klippen und dem tosenden Meer ringsum zu entkommen. Je mehr Zeit die beiden Ermittler in der Anstalt verbringen, umso suspekter werden ihnen die Methoden, die die Ärzte hier anwenden. Und umso mehr spüren sie die Angst und Verzweiflung der Inhaftierten.
Als das Wetter umschlägt und die Rückreise zum Festland unterbunden wird, sitzen Teddy und Chuck plötzlich fest. Also gehen sie den Geheimnissen von Shutter Island weiter nach – und stoßen auf vertuschte Experimente und Geschehnisse, die ihnen sämtliche Haare zu Berge stehen lassen.
Shutter Island auf Netflix ist ein Psycho-Trip, der euch bis zur letzten Sekunde auf die Folter spannt
Teddy findet in Shutter Island bald heraus, dass er manchmal weder seinen Augen noch seinen Ohren trauen darf. Ein Erlebnis, dass wir als Publikum bald mit ihm teilen. Wurde dieser Erzählkniff in der Schule durch verstaubte Lektüren für viele zur Qual, nutzt Scorsese in Shutter Island das Prinzip des unzuverlässigen Erzählers auf geradezu geniale Weise.
Durch die kluge Inszenierung lässt der Film uns regelmäßig an unseren eigenen Interpretationen des Geschehens auf der Leinwand zweifeln. Man möchte kaum glauben, dass Scorsese Shutter Island heute sogar bereut. Nichts hier ist eine unumstößliche Tatsache, unsere Sinne nicht mehr vertrauenswürdig. Treibt Shutter Island seine Bewohner:innen und Besucher in den Wahnsinn, so tut die Insel das auch mit uns.
Dabei mischt sich in eine herrlich unheimliche Atmosphäre so viel menschliche Tragödie, so viel Schmerz und Schrecken, dass der Film zu einem explosiv-stimmungsvollen Cocktail mutiert. Und eventuell findet ihr am Schluss ja die einzig wahre Lösung des großen Rätsels. Wenn ihr euch auch sicher seid.
Das irrsinnige Katz- und Mausspiel von Scorseses Shutter Island könnt ihr aktuell im Streaming-Angebot bei Netflix erleben.