Ich, der Frühstücksclub und Witze ohne Pointe

08.04.2011 - 08:50 Uhr
In dieser Woche haben wir einen jungen Klassiker ausgegraben: The Breakfast Club – Der Frühstücksclub von Teenkomödien Regisseur John Hughes wurde erst 1985 auf die Kinoleinwand gebracht, hat aber bereits heute unglaublichen Kultstatus.

Als John Hughes 2009 an einem Herzinfarkt starb ging ein Aufschrei durch die Reihen der 80er Kinder. Er war Mentor des berühmten Brat Packs, einer Generation von Schauspielern, die in den 80ern meist zusammen in Filmen zu sehen waren und darüber hinaus als wilde Partycrew bekannt war. Darunter auch die Schauspieler aus Breakfast Club – Der Frühstücksclub wie Emilio Estevez oder Molly Ringwald. Durch die Kombination aus Witz und Tragik erschaffte Hughes mit seinen Filmen ein völlig neues Genre. Hughes kannte die Probleme und Sorgen der Jugendlichen und gab ihnen mit seinen Filmen neue Hoffnung und das Gefühl verstanden zu werden. Während er den Auftakt für eine neue Generation bereits mit Sixteen Candles – Das darf man nur als Erwachsener (dessen Titel in der Übersetzung kaum schlechter sein könnte) entfachte, zeugt seine zweite Regiearbeit Breakfast Club – Der Frühstücksclub von noch mehr Feingefühl und einer minimalistischer Story mit großen Auswirkungen.

Nie zuvor war Nachsitzen schöner…

Warum ich The Breakfast Club – Der Frühstücksclub mein Herz schenkte
Der Film fiel mir als lieblos gestaltete VHS Kassette auf einem Grabbeltisch in die Hände. Mit geringen Erwartungen blickte ich dem Film entgegen. Ab der Hälfte stellte ich jedoch plötzlich fest, dass sich sowohl Ort als auch Charaktere während der ganzen Zeit kaum verändert hatten. Wahnsinn. Ich hatte nicht vermutet, dass eine Bibliothek mit fünf Nachsitzern und einem cholerischen Schuldirektor an einem Samstag Morgen so fesselnd sein können. Es war um mich geschehen. Der rebellische Freak John Bender (Judd Nelson), die Dame mit dem Namen für Kühe, Claire (Molly Ringwald), das nerdige Mädchen Allison (Ally Sheedy), der Streber Brian (Anthony Michael Hall) und der Muskelprotz Andrew (Emilio Estevez) hatten in Windeseil mein Herz erobert. Selbst Mr. Vernons (Paul Gleason) Ausraster verdienen eine Portion Mitleid, denn der arme Schuldirektor weiß es doch nicht besser.

Warum auch andere The Breakfast Club – Der Frühstücksclub lieben werden
„Wenn du erwachsen wirst, stirbt dein Herz“, sagt Allison und trifft damit unseren Nerv. Wir alle werden, auch wenn wir es manchmal nicht wollen, erwachsen und der Frühstücksclub zeigt uns in 93 Minuten wie das eigentlich funktioniert. Alle Charaktere verkörpern auf charmante Art und Weise die gängigen Klischees der allseits bekannten Highschool Stereotypen. Ganz besonderen Wert legt Hughes darauf, ein Herz für die Nerds und Outsider zu entwickeln. Denn irgendwann hat doch jeder von uns mal das Gefühl, einer der Aussetzigen zu sein. Anstelle von Schwächen führt Hughes uns die Stärken der Charaktere vor: Wer von euch kann sich, wie Claire, die Lippen anmalen, indem er sich einen Lippenstift ins Dekolleté steckt? Wer hat ein besseres Sandwich Rezept als Toast á la Allison mit Captain Crunch und Zucker?

Warum The Breakfast Club – Der Frühstücksclub einzigartig ist
John Hughes hat auf dem Gebiet der amerikanischen High School Filme Pionierarbeit wie kein Zweiter geleistet. Verglichen mit den heutigen platten Komödien wie American Pie Teil 28 brillierten Hughes Filme noch durch Wortwitz, Rebellion und ein kleines bisschen Romantikschmalz. So auch der Frühstücksclub, der vorsichtig an der harten Oberfläche kratzt, die Charaktere letztendlich zu kleinen Weicheier dahinschmelzen lässt und damit die Herzen der Zuschauer erweicht. John Hughes setzt ein Zeichen dafür, dass es im Leben von jungen Leuten noch mehr gibt als wilde Parties (auch wenn er es sich nicht nehmen ließ, einen kleinen Drogenrausch miteinzubauen). Es ist die Mischung aus Humor und Tragik, die den Film so besonders macht. Die Kunst, den Blickwinkel zu wechseln und anstelle von Vorurteilen mal hinter die Fassade zu blicken. Die Message ist also beinahe eine Spur zu wertvoll: Wir sind doch alle gleich. Denn dies ist auch der letzte Satz des Briefes an Vernon: “Jeder von uns ist ein Schlaukopf, ein Muskelprotz, eine Ausgeflippte, eine Prinzessin und ein Freak. Beantwortet das Ihre Frage?”

Warum The Breakfast Club – Der Frühstücksclub die Jahrzehnte überdauert
Die Simple Minds haben mit dem Titelsong “Don’t You Forget About Me” bereits gute Vorarbeit geleistet. Zwar sträuben sich uns heute die Nackenhaare, wenn wir Molly Ringwald mit ihrer ausladenden Frisur durch die Gänge schwingen sehen, verzeihen wir ihr doch aber, selbst die teils furchtbaren Mode Faux-Pas der 80er, aus ganzem Herzen. Wusstet ihr eigentlich, dass Bart Simpsons berühmtes “Friss meine Shorts” eigentlich von John Benders “Kauen Sie meine Unterhose” kommt? Verweise auf den Film gibt es heutzutage genug und irgendwie hat doch jede Generation junger Erwachsene mit der gleichen Gefühlsduselei zu kämpfen: Probleme mit den Eltern, der Schule und das alte Leiden mit der Liebe.

…und die Frage, die mich seit Jahren quält und über Jahrzehnte noch andauern wird: Wie geht eigentlich Benders Witz zuende? Habt ihr eine Antwort?

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