Ich, Suspiria und der cineastische Albtraum

16.03.2012 - 08:51 UhrVor 12 Jahren aktualisiert
Dario Argentos Horror-Klassiker Suspiria
Blue Underground
Dario Argentos Horror-Klassiker Suspiria
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Mit seiner stilsicheren Inszenierung schuf der italienische Kultregisseur Dario Argento 1977 ein Meisterwerk, das mir den Angstschweiß ein ums andere Mal aus den Poren saugt. Ganz klar, mein Herz für Klassiker geht heute an Suspiria.

Mit dem ersten Teil seiner selbstbetitelten Three Mothers-Trilogie schuf Giallo-Meister Dario Argento einen Horror-Streifen, der für mich auf allen Ebenen funktioniert und Mein Herz für Klassiker schneller schlagen lässt. Suspiria befasst sich mit den mysteriösen Ereignissen, die sich in einer bayrischen Elite-Tanzakademie zutragen. Im Mittelpunkt steht die amerikanische Schülerin Suzy Bannion (Jessica Harper), die schon am Abend ihrer Ankunft mit den dämonischen Vorkommnissen konfrontiert wird. Am nächsten Tag wird die Leiche einer ehemaligen Schülerin der Akademie gefunden, die von einem unbekannten Mörder brutal gefoltert und getötet wurde. Im Laufe der Handlung kommt Suzy den dubiosen Leitern der Akademie auf die Schliche und deckt das vermeintliche Geheimnis auf. Suspiria ist ein Giallo der besonderen Sorte und wendet die genretypischen Merkmale traumwandlerisch sicher an und kreiert so eine bedrohliche Welt, die den Zuschauer unabdinglich in ihren Bann zieht.

Warum ich Suspiria mein Herz schenkte
Die Voraussetzungen konnten kaum besser sein bei meiner ersten Sichtung von Suspiria: Vor der Tür tobte ein wilder Sturm, der Regen prasselte in Strömen und die Nacht war tiefschwarz. Die perfekte Atmosphäre, um in Stimmung zu kommen für diesen Klassiker des italienischen Giallo-Genres, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Schon die düstere Eröffnungssequenz packte mich am Schopf und zerrte mich rücksichtslos mitten hinein in die Atmosphäre des ganz und gar untypisch abgebildeten Münchens. Was darauf folgte, waren knapp 90 intensive Minuten, die mich danach so schnell nicht mehr loslassen sollten und mir nach zahlreichen enttäuschenden Horror-Streifen in den vergangenen Jahren endlich wieder so richtig schön den Schauer den Rücken hinunter laufen ließ.

Warum auch andere Suspiria lieben werden
Alle Anhänger von intelligentem Kino, die dazu noch ein Auge fürs Visuelle ihr eigen Nennen, kommen bei Suspiria voll auf ihre Kosten. Der Film strotzt gerade so vor inszenatorischer Stilsicherheit und bildet eine homogene Einheit aus allen relevanten Komponenten ab, von denen aber nichts wirklich herausgehoben werden kann. Es ist das Gesamtbild, der schauderhafte Einklang von atmosphärischem Soundtrack, packender Geschichte und atemberaubender Bildkompositionen, die Suspiria zu dem herausragenden Werk machen, das es ist. Als Sahnehäubchen liefert Argento typisch-absurde Schocker-Effekte und pflanzt damit einen fruchtbaren Nährboden, auf dem die blutigen Blüten ungehindert gedeihen können.

Warum Suspiria einzigartig ist
Dario Argento schuf in seiner langen Karriere unzählige Schocker-Streifen und gilt als Pionier des Giallos. Und doch sticht Suspiria nicht zuletzt auf Grund der ikonischen Kamera- und Lichtarbeit aus dem üppigen Gesamtwerk des Regisseurs heraus. Mit seinem dämonischen Gebrauch satter Primärfarben, in erster Linie Rottöne, kreiert der Horror-Spezialist einen cineastischen Albtraum in Reinform, der sich vor Genre-Kollegen nicht verstecken brauch. Diese surrealen Farbtöne geben dem Film sein stilistisches Gesicht und umschmeicheln die ungewöhnlichen Bildkompositionen mit Leichtigkeit.

Warum Suspiria die Jahrzehnte überdauerte
1977 servierte Dario Argento den Zuschauern sein expressionistisches Meisterwerk, doch noch bis heute hat der Film zahlreiche Referenzen in der modernen Popkultur erfahren und sich spielend leicht als Kultstreifen etabliert. Als einer der Gründe dafür muss zweifellos der schauderhaft-düstere Soundtrack der italienischen Rockband Goblin angeführt werden. Das berühmte Suspiria-Theme hat sich unwiederbringlich sicherlich nicht nur in mein Gedächtnis gebrannt und rundet den teuflischen Gesamteindruck meisterhaft ab.

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