Bridgerton ist mit Staffel 3 auf Netflix gestartet und stellt die Romanze zwischen Penelope Featherington (Nicola Coughlan) und Colin Bridgerton (Luke Newton) ins Zentrum der Geschichte. Auch wenn die beiden Figuren schon seit der ersten Episode der Hit-Serie dabei sind, treten sie erst jetzt ins Scheinwerferlicht.
Und vor allem, was Penelope betrifft, war das längst überfällig. Nicht nur ist Pen eine der wichtigsten Figuren der Serie – sie ist eine Protagonistin, die wir in für die breite Masse ausgelegten Filmen und Serien leider immer noch viel zu selten zu sehen bekommen.
Ohne Penelope Featherington hätte Bridgerton keine Geschichte zu erzählen
In Bridgerton trifft Stolz und Vorurteil bereits seit Staffel 1 auf Gossip Girl. Das ist die Krux der Geschichte und das, was der Serie Innovation und Spannung verleiht. Ohne das Klatschblatt von Lady Whistledown wären wir hier auf dem Heiratsmarkt des englischen Königinnenhofes des 19. Jahrhunderts, bei dem sich – zugegeben – immer wieder auch Paarkombinationen mit jeder Menge Reibung und Drama ergeben. Aber doch würde das zugrundeliegende Element fehlen, das all die kleinen melodramatischen Geschichten zusammenhält und die Serie stattdessen zur schlichten Soap verkommen lassen.
So haben wir in dem Spin-off Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte eindrücklich gesehen, dass der Soap-Charakter der Mutterserie ohne Lady Whistledown nicht auf eigenen Füßen stehen kann und hier eine Geschichte mit tieferem Inhalt gebraucht wurde. So wurde uns eine Serie mit ganz eigenem Tonus geschenkt, die gleichzeitig von einem ganz eigenen Geheimnis bestimmt wird – und sich damit auch von Bridgerton abhebt.
In Staffel 1 von Bridgerton rätseln wir mit den Serien-Figuren um die wahre Identität von Lady Whistledown mit, bevor wir in Staffel 2 und 3 mit dem Wissen um die Geheimhaltung dieser bangen. Das Treiben am Hofe kommt und geht – was bleibt, ist Lady Whistledowns Senf zu jeder Bewegung sowie der Spannung, ob und wann der Hof tatsächlich erfährt, dass es sich bei dem Schreiberling um Penelope handelt.
Was Penelope als Lady Whistledown schreibt, wird wiederum vom gesamten Hofe gelesen. Selbst die Hochachtung der Königin hat sich die junge Journalistin damit bereits verdient. Nicht nur kommentiert Penelope, was am Hofe geschieht, sie kann Ereignisse aufbauschen oder unter den Tisch fallen lassen.
Dass Eloise (Claudia Jessie) in Staffel 2 zum Gespött der High Society wird, hat sie nicht nur ihrem Patzer vor Charlotte (Golda Rosheuvel), sondern zu großen Teilen auch Lady Whistledown zu verdanken. Kaum jemand kontrolliert sozialen Fall und Aufstieg in Bridgerton so sehr wie Penelope. Dass ihr mehr Aufmerksamkeit gebührt – wie auch Königin Charlotte mit einem eigenen Spin-off endlich mehr Aufmerksamkeit bekommen hat –, war also schon lange überfällig.
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Penelope ist die perfekte Hauptfigur, weil sie veraltete Ideale in Bridgerton aufbricht
In Staffel 3 ist es endlich so weit: Penelope steht tatsächlich im Zentrum der Erzählung. Nachdem Staffel 1 mit Daphne Bridgerton (Phoebe Dynevor) als weibliche Hauptfigur gestartet ist, wurde sie in Staffel 2 von Kate Sharma (Simone Ashley) abgelöst. Auch wenn Kate durch ihre kulturelle Herkunft und Hautfarbe mit Erwartungen der Serie und Zuschauer:innen gebrochen hat, erfüllt sie dennoch zahlreiche klassische Schönheitsideale. Das wird auch darin deutlich, wie positiv der Londoner Hof auf sie reagiert.
Penelope hingegen wird von Beginn an anders in der Serie geframt. Sie wird von Männern und Frauen am Hofe zugleich belächelt. Ihr werden kaum Chancen auf Heirat eingerechnet. Sie sei zu tollpatschig, zu kindisch, zu redselig, zu eigensinnig – und als einzige weibliche Figur des gesamten Bridgerton-Hauptstabs (!) auch zu mehrgewichtig. Wir sollen Mitleid mit Penelope haben und uns zuweilen sogar für sie und ihre hoffnungslos erscheinende Colin-Schwärmerei schämen.
Staffel 3 bricht dieses Konstrukt schließlich auf, denn hier dreht sich die Erzählung um den Blick auf Penelope. Der vermeintlich hoffnungslose Fall erhält die Chance auf wahre Liebe, die über vorbestimmte und an ein bestimmtes Körperbild geknüpfte Ideale von Schönheit hinausgeht. Dabei löst sich Bridgerton auch von seiner Vorlage, denn in Julia Quinns Roman Romancing Mr. Bridgerton * wird explizit beschrieben, dass Penelope an Körpergewicht verloren hat, bevor sie sich in ein neues Gewand und aktiv auf den Heiratsmarkt schmeißt.
So heißt es darin sinngemäß übersetzt:
Es hat geholfen, dass sie fast zwei Steine verloren hat und sich selbst nun 'angenehm rundlich' anstatt 'scheußlicher Moppel' nennen konnte. Sie war immer noch weit von dem Ideal einer Frau entfernt, das die Zeit bestimmte, aber immerhin hat sie sich so sehr verändert, um eine komplett neue Garderobe zu Kaufen.
In der Serie hat sich jedoch nichts an Penelopes Gewicht und Körperbau getan, bevor sie sich neue Kleider zulegt. Stattdessen wird ihre Verwandlung durch Kleidung und Frisur unterstrichen, sowie ihrer aktiven Entscheidung, mehr aus sich herauszugehen. So oberflächlich das teilweise ist, liegt ihr "Glow-up" in ihrer persönlichen Entwicklung begründet. Dazu wird auch ihr männlicher Gegenpart Colin einem äußerlichen Make-Over unterzogen, was ihm mehr Aufmerksamkeit am Hofe einbringt. Immerhin kann man hier in diesem Punkt von Gleichberechtigung sprechen.
Dass wir zwischen Penelope und Colin ebenso feurige Sex-Szenen zu sehen bekommen, wie zwischen allen anderen Bridgerton-Paaren unterstreicht dies einmal mehr. Hier wird mit Sehgewohnheiten gebrochen, die durch neue und zeitgemäßere ersetzt werden. So erklärte auch Nicola Coughlan in einem Interview, wie wichtig es ihr war, entgegen all ihrer Body-Shamer explizite Sexszenen in Bridgerton zu drehen (via Business Insider ):
Ich habe extra danach gefragt, manche Zeilen und Momente zu inkludieren. Es gibt eine Szene, wo ich sehr nackt vor der Kamera bin und das war meine Idee, meine Entscheidung. Es hat sich angefühlt wie das größte 'f*ckt euch' entgegen all dem Gerede, das über meinen Körper stattfindet; es war großartig ermächtigend.Dazu brachte Coughlan auf den Punkt, was Bridgerton als Serie ausmacht – und in Staffel 3 noch mehr einlöst als je zuvor:
Es gibt einen Grund, warum diese Serie zum Phänomen geworden ist. Es geht um Frauen, die Lust empfinden, ihre Sexualität leben und in solchen Situationen selbst bestimmen, anstatt nur ein Objekt für männliche Begierde zu sein.
Wir dürfen uns aktuell noch auf vier neue Folgen freuen, in denen Nicola Coughlan als Penelope in Bridgerton am Steuer sitzt. Staffel 3 Teil 2 erscheint am 13. Juni 2024 auf Netflix.
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