Internet-Piraten sollen ins Gefängnis

20.04.2009 - 17:13 Uhr
The Pirate Bay
The Pirate Bay
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Die vier Betreiber der Torrent-Seite The Pirate Bay sollen erst zahlen und dann ins Gefängnis.

Mehr als 1000 Menschen versammelten sich am 18. April auf den Straßen der schwedischen Hauptstadt Stockholm, um gegen das Gerichtsurteil gegen die vier Betreiber von The Pirate Bay zu demonstrieren.

The Pirate Bay ist eine Internetseite mit kleinen Torrentdateien, die auf Inhalte im BitTorrent-Netzwerk verweisen. Dabei handelt es sich meistens um Spielfilme, TV-Serien, Computerspiele und Programme. Ein schwedisches Gericht urteilte, die vier Betreiber hätten dabei geholfen, Raubkopien bereitzustellen. Diese jedoch argumentierten, mit The Pirate Bay lediglich einen technischen Service zu bieten; was die Benutzer demnach mit ihrer Suchmaschine alles anstellten, stünde nicht mehr in ihrer Verantwortung. Das Gericht sah das anders und veruteilte alle vier Personen zu je einem Jahr Gefängnis und mehr als 900.000 Euro Schadensersatz, der an Film- und Musikunternehmen wie Sony, EMI, Columbia Pictures und Warner Bros. zu zahlen ist. Schon vor der Urteilsverkündung kündigten die Angeklagten an, im Falle einer Verurteilung in Berufung zu gehen.

Die Demonstration wurde von der schwedischen Piratenpartei organisiert, die im Zuge des Prozesses enorme Zuwächse verzeichnen durfte, inzwischen mit über 20.000 Mitgliedern einer der größten Parteien Schwedens ist und nach den Wahlen im Juni auf einen Sitz im Europäischen Parlament hofft. Partei-Vorsitzender Rick Falkvinge nannte auf der Kundgebung die schwedischen Politiker “digitale Analphabeten” und “Pantoffelhelden ausländischer Mächte”. Mit diesem Urteil hätten sie “unserer gesamten Generation den Krieg erklärt”. Daniel Nyström proklamierte, dass von nun an sich niemand mehr sicher fühlen dürfte beim Verbreiten von YouTube-Links.

Die einzelnen Firmen, die jahrelang Anklagen androhten, dürften sich jetzt freuen, durch das Gericht eine späte Bestätigung bekommen zu haben, obwohl durch die Berufung die Vollstreckung des Urteils unter Umständen niemals durchgeführt wird. Die Betreiber veröffentlichten nämlich jeden einzelnen Brief, den sie von den Anwälten von Apple, Microsoft, Dreamworks und andere großen Unternehmen erhalten haben und machten sich mit süffisanten Antworten über sie lustig. Hier kann man den Schriftverkehr nachlesen.

Die Internetseite wird auf absehbare Zeit übrigens nicht geschlossen. Das Gerichtsurteil bezieht sich nämlich auf die vier Betreiber – der Service bleibt davon (noch) unberührt.

Hier ein BBC Beitrag aus dem Jahr 2007 über The Pirate Bay

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