Ist Noah ein Ausrutscher von Aronofsky?

07.04.2014 - 00:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Die Filmanalyse zu Noah
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Das lange totgeglaubte Genre Bibelfilm erlebt mit Noah eine Auferstehung.

Das lange totgeglaubte Genre Bibelfilm erlebt eine Auferstehung. Darren Aronofsky hat mit seiner Verfilmung der Geschichte von Noah, die nur auf ein paar Bibelseiten stattfindet, einen 3D-Blockbuster mit Überlänge und viel CGI gedreht. Das Ergebnis ist verheerend. Wenn man an so etwas wie eine göttliche Strafe glauben möchte – Noah ist auf jeden Fall eine. Denn ein Bibelfilm ist das eigentlich nicht. Es ist ein irres Mashup aus alten Mythen, Comic-Verfilmungen und bekannten Ikonographien aus Fantasyfilmen. Dazu sagen ebenso bekannte wie schlechte Schauspieler alberne Texte auf. Russell Crowe, Emma Watson, Jennifer Connelly, Douglas Booth und Logan Lerman spielen derart erbärmlich und unfreiwillig komisch, dass man Mitleid beim Zuschauen bekommt. Fremdschämen muss man sich sogar für den großen Anthony Hopkins, der wie ein Laiendarsteller einen wirren Tattergreis gibt (es soll Methusalem sein).

Darren Aronofsky hat sich überhaupt nicht bemüht, einen theologischen Ansatz in seinem Film aufzugreifen. Lieber mixt er sich seine eigene Idiosynkrasie aus Ökofaschismus, Kreationismus, Reproduktionsideologie und Eskapismus zurecht und bildet damit selbstverständlich sehr gut – jedoch völlig unreflektiert – die grassierenden Ideologien unserer Zeit ab.

Noah ist ein gefährlicher Film, weil er unhinterfragt ständig alte neue Mythen produziert, die durch und durch anti-aufklärerisch sind. Zivilisatorische Errungenschaften werden hier mit Füßen getreten und eben weil Aronofsky sich so weit vom Alten Testament entfernt, schafft er eine beängstigende Aktualität. Nach Noah fragt man sich unweigerlich, ob wir es hier mit einem Ausrutscher zu tun haben oder ob sich nicht rückblickend eine Kontinuität in Aronofskys Werk ausmachen lässt? Beschwor er nicht in all seinen Filmen auf merkwürdige Weise eine Rückkehr zum Mythischen?

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