Filme, die sich mit der Nazi-Zeit, der Judenverfolgung und dem Widerstand beschäftigen, haben im Kino seit einigen Jahren Hochkonjunktur. Produktionen wie Schindlers Liste, Der Pianist, Der Untergang oder zuletzt Operation Walküre – Das Stauffenberg Attentat und John Rabe beweisen, dass sich mit dem Thema allerhand Aufmerksamkeit, viele Zuschauer und einige Oscars gewinnen lassen. In diesem Sinne wendet sich Regisseur Edward Zwick mit James-Bond-Darsteller Daniel Craig in der Hauptrolle einer weniger bekannten Geschichte des jüdischen Widerstandes während des Zweiten Weltkriegs zu.
Die Geschichte von Unbeugsam beginnt im Kriegsjahr 1941. Die Brüder Tuvia, Asael und Zusja Bielski flüchten nach der Ermordung ihrer restlichen Familie in die undurchdringlichen Wälder des polnisch-weißrussischen Grenzgebietes und gründen damit den Kern einer Partisanen-Gruppe. Durch Flüchtlinge wächst die Gemeinschaft schnell an und bildet eine kleine Parallel-Gesellschaft. Im Wald werden Kinder geboren und Hochzeiten gefeiert. Eine Synagoge und eine Bäckerei werden notdürftig errichtet, ebenso wie eine Schule, ein Hospital und sogar ein Gefängnis. Trotz des harten Winters und des stetigen Mangels an Verpflegung bevölkern die zeitweise über 1400 Flüchtlinge die Wälder von Nabiloki. Drei Jahre lang überleben die Menschen die Besetzung des Landes durch die deutsche Armee vom Juni 1941 bis zum Sommer 1944.
Der Regisseur Edward Zwick, selbst Sohn jüdischer Einwanderer, machte sich dem Kino-Publikum mit Hollywood-Dramen wie Blood Diamond, Last Samurai, Ausnahmezustand oder Legenden der Leidenschaft bekannt. Er hat also durchaus Erfahrung im epischen Fach, wenngleich seine Filme nie restlos überzeugen konnten. In Litauen inszenierte er nun den Überlebenskampf der Bielski-Brüder “nach einer wahren Begebenheit”, basierend auf Nechama Tecs Buch “Defiance: The Bielski Partisans”. Die Handlung des Films konzentriert sich vor allem auf den Rivalität der Brüder Tuvia (Daniel Craig) und Zusja (Liev Schreiber) sowie auf die Frage, ob die Rache an den Deutschen oder die Rettung der Flüchtlinge Vorrang habe. Es kommt zum Zerwürfnis und zur rechtzeitigen Versöhnung in letzter Sekunde, wenn Zusja und seine russischen Kameraden den Flüchtlingen zur Hilfe eilen.
Wer angesichts der Filme des Regisseurs mit Action und Pathos à la Hollywood rechnet, wird nicht enttäuscht, oder gerade deswegen eben doch. Die Kritik steht dem Ergebnis zwiespältig bis ablehnend gegenüber. Für Wolfgang Zehentmeier auf br-online trägt der Regisseur bisweilen etwas zu dick auf, was der Glaubwürdigkeit des Films schadet. “Glücklicherweise beschränken sich diese offenbar unvermeidlichen Hollywood-Stereotypen in Defiance aber auf einige Szenen und es überwiegt der schonungslose und dadurch wesentlich überzeugendere und spannendere Blick auf eine Geschichte, die trotz ihrer Dramatik fast vergessen worden wäre.” Trotz dieser Unzulänglichkeiten zählt Unbeugsam für David Gaertner auf critic.de “zu den außergewöhnlichsten und bemerkenswertesten Filmen der letzten Jahre, die sich dem Thema des Holocausts angenommen haben.” Aber auch für Thomas Hunziker auf filmsprung.ch wäre ein wenig mehr Zurückhaltung bei der Umsetzung angebracht gewesen. “Da der Film selbst den Anspruch stellt, eine wahre Geschichte zu erzählen, muss die Umsetzung trotz flüssigem Erzählfluss und überzeugenden Leistungen der Schauspieler als gescheitert beurteilt werden.” Wenig Gutes lässt Florian Lieb auf manifest an Film und Regisseur: “In über zwei Stunden, die mit zahlreichen unnötigen Szenen ausstaffiert wurden, konzentriert sich Zwick dann auf das, was er am besten kann. Pompöse Geschichten auf historischem Grund ohne inhaltliche Tiefe zu erzählen.” Ähnlich ablehnend äußert sich auch Marcus Wessel auf programmkino.de, der insbesondere das Ende des Films in “der Tradition amerikanischer Action-Reißer wie Rambo inszeniert” sieht. “Das halbgare Ergebnis schmerzt besonders, weil Defiance von einem ansonsten sträflich vernachlässigten Kapitel des Holocaust erzählt.”
Leider kann uns der echte Bielski seine Meinung über Unbeugsam nicht mehr berichten. Nachdem er nach Amerika ausgewandert ist und als Taxifahrer sein Geld verdiente, starb er 1987 mittellos in New York, ohne seine Geschichte je an eine breitere Öffentlichkeit gebracht zu haben. Ein Jahr nach seinem Tod wurde er exhumiert und in Israel mit militärischen Ehren als Staatsheld begraben. Nun hat ihm Hollywood ein filmisches Denkmal gesetzt, über das sich streiten lässt.