Im dritten Teil der türkischen Actionreihe Tal der Wölfe – Palästina wird der Angriff der israelischen Armee auf das türkische, mit Hilfsgütern für Gaza bepackte Schiff “MV Mavi Marmara” verarbeitet. Der Angriff hatte weltweit für Empörung gegenüber den Israelis gesorgt. In Tal der Wölfe – Palästina reagieren die Türken, indem sie den türkischen James-Bond-Verschnitt Polat Alemdar nach Israel aussenden, um die gefallenen Männer zu rächen.
Bei der Einreise macht Alemdar gleich klar, dass dieser Staat für ihn keine Existenzberechtigung hat: “Nicht nach Israel reise ich ein, sondern nach Palästina.” Und wer sich Tal der Wölfe – Palästina angeschaut hat, könnte tatsächlich den Eindruck bekommen, dass diese “Nation von Mördern […], die auf den Leichen von Palästinensern Groß-Israel bauen wollen” keine Existenzberechtigung habe.
Kritik an Tal der Wölfe – Palästina gibt es aus Israel, aber natürlich auch aus der Türkei. Die Tageszeitung Gazete Sakarya schreibt: “Das ist Kino als Mittel zur kollektiven Befriedigung, das ist virtuelle Masturbation.” Aber sicher ist es das. Und genauso sicher handelt es sich bei einer ganzen Reihe von Actionfilmen um nichts anderes als das. Der große Unterschied zu reiner Gewaltverherrlichung wie etwa in 300 ist, dass sich hier an aktuellen, politisch brisanten Ereignissen auf perfide Art und Weise abgearbeitet wird. Tal der Wölfe – Palästina ist – wie es Ulrike Putz und Daniel Steinvorth im Spiegel schreiben – nationalistisch, gewaltverherrlichend und passt nicht in diese Zeit.
In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung macht Bert Rebhandl auf die Rolle der Sasmaz-Brüder hinter den Kulissen der Tal der Wölfe-Produktionen aufmerksam. Necati Sasmaz spielt Polat Alemdar höchst selbst, seine beiden Brüder Raci und Zübeyr sind Autoren und Produzenten für Tal der Wölfe. Sie sollen verwandtschaftliche Beziehungen zur nationalistischen Partei MHP haben, deren Interesse an türkischem Populismus und der Befriedigung eines nationalistischen Rache-Bedürfnisses größer nicht sein könnte.
Am 28. Januar 2011 startet das Gewaltspektakel von Tal der Wölfe – Palästina in der Türkei und hofft darauf, mit seinem provokanten Trailer genug mediale und politische Entrüstung ausgelöst zu haben, um wie in Tal der Wölfe – Irak wieder 4,2 Millionen Türken in die Kinos zu locken.