Borowski zwischen Arroganz, Blut & Wehmut

27.12.2010 - 07:00 Uhr
Tatort: Borowski und der vierte Mann
NDR
Tatort: Borowski und der vierte Mann
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Der gestrige Tatort Borowski und der vierte Mann zeigte den Kieler Ermittler in melancholischer Stimmung, die ihm, zusätzlich zum stereotypen Fall um eine elitäre Jagdgemeinschaft, zu schaffen machte.

Kommissar Borowskis neuster Fall Tatort: Borowski und der vierte Mann war eine blutige aber dennoch farblose Angelegenheit. Durch einen abgetrennten Fuß, der in einer Bärenfalle steckte, kam der Ermittler einem privaten Jagdclub auf die Schliche, der sich nicht bloß mit dem Schießen von einfachen Feldhasen begnügte. Axel Milberg spielte seine Rolle als Klaus Borowski so souverän wie immer. Nicht zuletzt ihm war es geschuldet, dass der ansonsten zähe Fall eine gewisse Grundspannung aufbauen konnte. Nur ließ das Drehbuch dem Schauspieler abseits der Spurensuche – wenn es darum geht, die innere Unruhe des Kommissars darzustellen – kaum Entfaltungsmöglichkeiten.

Fotoshow: Bilder zu Tatort: Borowski und der vierte Mann

Undurchsichtige, reiche Dekadenz

Der neue Fall des Kieler Kommissars Klaus Borowski (Axel Milberg) war geprägt von den Nachwehen durch Frieda Jungs Weggang. Auch wenn die Polizeipsychologin bereits im letzten Fall Tatort: Borowski und eine Frage von reinem Geschmack nicht mehr in Erscheinung trat, konnte Sibel Kekilli als Sarah Brandt Kommissar Borowski zumindest etwas vom Verlust ablenken. Doch dieser Luxus fiel in Tatort: Borowski und der vierte Mann weg, was den Beamten in eine tiefe Sinnkrise stürzte. Sollte man meinen…

Die Folge bot eine solide Mischung aus Altbewährtem. Abgetrennte Körperteile riefen Borowski auf den Plan und eine Gruppe reicher, aber auch reichlich stereotyper Upper-Class-Snobs versuchten mit ihrem Geld und einem verbotenen Jagdclub neuen Kick in ihr betuchtes Leben zu bringen. Schauspielerin Susanne Wolff sprach in einem Interview von einer “undurchsichtigen reichen Dekadenz”, die sie an ihrer Rolle der Maja Stevens ansprach. Das traf auf die gesamte überhebliche Gruppe zu. Bei aller erzwungenen Undurchsichtigkeit merkte man als Zuschauer schnell, dass die Arroganz dieser sozialen Elite in erster Linie bloß sich selbst in Gefahr bringen würde.

Das alte Büro von Frieda Jung wurde als Symbol für Borowskis Kummer auserkoren, in welches er lange und wehmütige Blicke werfen durfte. Ob der Zuschauer davon ergriffen oder genervt sein sollte, war nicht klar auszumachen, denn beides stellte sich auf Dauer ein. Was zunächst als rührende Geste zu verstehen war, wandelte sich zusehends zur aufgesetzten Gefühls-Attrappe. Eine ganze Tatort-Folge für den Verarbeitungsprozess des Kommissars zu verwenden, erschien dramaturgisch interessant und auch sinnvoll. Doch ob ein paar Deckelaugen der gemeinsamen Zeit zwischen Jung und Borowski genug Rechnung tragen, darf bezweifelt werden.

Unterkühlter, aber solider Krimi mit erzwungenem Ende

Tatort: Borowski und der vierte Mann war nicht nur aufgrund des winterlichen Settings eine kühle Angelegenheit. Die Mixtur aus dekadentem Getue und Borowskis unterdrücktem Liebeskummer machte es dem Zuschauer schwer, sich voll und ganz in den Tatort hinein zu versetzen. Der Fall selbst riss keine Bäume aber immerhin Körperteile aus und reihte sich als solide Krimikost irgendwo im Tatort-Mittelfeld ein.

Was ist mit euch? Wurde euch bei Borowskis Blicken warm oder eher kalt um’s Herz?

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