Lohnt sich Horizon 2 von Kevin Costner? So gut ist die Western-Fortsetzung, die noch dieses Jahr im Kino startet

07.09.2024 - 15:05 UhrVor 4 Monaten aktualisiert
Ist Horizon 2 mit Kevin Costner besser oder schlechter als der erste Teil?
Tobis
Ist Horizon 2 mit Kevin Costner besser oder schlechter als der erste Teil?
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Das Western-Epos Horizon ist kaum in den deutschen Kinos gestartet, da feiert Teil 2 Weltpremiere. Was euch in Kevin Costners Fortsetzung erwartet, lest ihr hier.

Horizon 2 wird von einer Stimme aus dem Jenseits eröffnet. Ein Junge erzählt davon, wie sein Vater und Onkel im Jahr 1859 ein Stück Land im Westen der USA erwerben. Sein neugieriges Gesicht schaut aus dem Fenster der Postkutsche einem Abenteuer entgegen. Am Ziel erwartet ihn jedoch der Tod. Dem Jungen wird nämlich eines der Gräber gehören, das im Auftakt der geplanten vierteiligen Western-Reihe von und mit Yellowstone-Star Kevin Costner über dem idyllischen Tal thront, das so viele Menschen aus allen Ecken des Landes anzieht.

Die Holzkreuze markierten im ersten Horizon-Film den Startpunkt eines atemberaubenden Ritts durch den Wilden Westen, wie er kaum noch gedreht wird: mit einem gigantischen Figuren-Ensemble, einer Jahrzehnte umspannenden Geschichte und einem klassischen Western-Feeling. Die Fortsetzung, die ihre Weltpremiere bei den Filmfestspielen in Venedig feiert, behält diese Grundelemente bei. Horizon 2 ist immer noch ein episches Western-Abenteuer, aber der Film unterscheidet sich in mehreren Punkten vom Vorgänger und das hat Vor- und Nachteile.

Kevin Costner galoppiert in Horizon 2 durch eine noch längere Geschichte

Horizon 2 ist noch einmal neun Minuten länger als der erste Film und kommt auf stattliche Laufzeit von 190 Minuten. Es gibt viel zu erzählen. In Teil 1 wurden die Grundlagen gelegt. Während der Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs machen sich Siedlertrecks auf den Weg zu einem Ort namens Horizon, der von Spekulanten als paradiesischer Landstrich verkauft wird. In der Realität handelt es sich aber um eine wichtige Flussquerung, auf die indigene Stämme der Gegend angewiesen sind. Vergeltungsmaßnahmen sind die Folge.

Frances (Sienna Miller) ist eine der Siedlerinnen, die bei einem Angriff junger Apachen ihren Mann und Sohn verliert. In Teil 2 ist sie bereit, zum Ort ihres größten Verlusts zurückzukehren. Ihre neu gefundene Liebe (Sam Worthington) verschwindet indes aus dem Film, um im Bürgerkrieg zu dienen. Während Frances ihr Leben aus Trümmern neu errichtet, reist ihr Schwager (Will Patton) mit seinen drei Töchtern und einem Siedlertreck durch die Prärie. Anführer Matthew (Luke Wilson) muss jedoch bald einsehen, dass der Treck vom Weg abgekommen ist.

Unterdessen jagt Familie Sykes weiter nach Marigold (Abbey Lee) und Hayes (Kevin Costner), deren Wege sich am Ende von Teil 1 getrennt haben. Hayes erlebt sein ganz eigenes Yellowstone als Vorarbeiter in einer Verladestation für Pferde, die von einem herrischen Boss à la John Dutton geführt wird. Marigold versteckt sich unterdessen über weite Strecken des Films in einem Kriechgang unter einem Hotel, was die unterhaltsamste Figur des ersten Films leider komplett verschwendet.

Die Frauen regieren im zweiten Teil des Western-Epos

Horizon ist vielleicht ein Ego-Projekt, aber man muss es Kevin Costner lassen: Er hat sich nicht gerade einen strahlenden Helden auf den Leib geschrieben. Hayes ist weder besonders wortgewandt noch charmant. Im ersten Film schnarcht er sich durch eine Sexszene, bei der John Wayne im Grabe rotieren würde. Wenn ihn jemand in Teil 2 einen dumbass schimpft, kann man schwer widersprechen. Mit einem Colt kann er allerdings umgehen, was Hayes in einem schnittigen Duell in Horizon 2 beweisen darf. Der restliche Film wird allerdings wesentlich unspektakulärer erzählt – auch im Vergleich zum Auftakt der Western-Reihe.

Horizon bot einige herausragende Sequenzen über die Gewalt im Grenzland, allen voran den Überfall am Anfang, aber auch das lange Dialog-Ballett zwischen Costner und Jamie Campbell Bower, das in einem Shootout kulminiert. Horizon 2 mangelt es an intensiven Höhepunkten. Stattdessen liegt der Fokus fast vollständig auf einem Batzen Story, der abgearbeitet werden muss, um Personen von Punkt A nach Punkt B zu befördern.

Das Erzähltempo wird angezogen, um zwischen den vielen unterschiedlichen Orten hin und her zu springen und einigen Figuren kommt das zugute. Klischeetypen aus dem ersten Film entwickeln sich zu stattlichen Charakteren. Das trifft besonders auf die vielen weiblichen Figuren im Film zu, die sich ohne Colts, aber mit Grips durchschlagen müssen. Horizon 2 wird von den Frauen und Mädchen regiert, die sich wegen der Traumschlösser ihrer Männer und Väter zwischen abgefackelten Häusern wiederfinden.

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Horizon 2 ist ein Übergangsfilm

Nebenbei fächert der Film auf vielschichtige Weise auf, wie die unterschiedlichen Gemeinschaften in einem gesetzlosen Grenzland Recht schaffen – oder eben nicht. Am schmerzhaftesten geschieht das in der bitteren Geschichte von Juliette (Ella Hunt), die als Mitglied des Siedlertrecks zum Opfer schwersten Missbrauchs wird, während ihre Nachbarn tatenlos zuschauen. Horizon wird zwar vielfach als klassischer Western beschrieben, der den Idealismus des Genres reanimiert, aber die dunklen Seiten interessieren Costner und Co-Autor Jon Baird mehr.

Im Endeffekt handelt es sich jedoch um einen Übergangsfilm, der erzählerisch schuftet, um kommende Höhepunkte vorzubereiten. Das kann man sich in einer vierteiligen Saga leisten (falls sie denn vollendet wird). Nach dem mitreißenden Abenteuer des ersten Films ist Horizon 2 dennoch ein wenig frustrierend.

Horizon 2 wurde bei den Filmfestspielen in Venedig erstmals der Öffentlichkeit gezeigt. Das deutsche Publikum kann den Western dann ab dem 7. November in den Kinos begutachten.

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