Mile 22: Kritiker zerreißen "Macho-Blockbuster" mit Mark Wahlberg

13.09.2018 - 08:50 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
Mile 22Universum Film
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Mile 22 markiert bereits die vierte Zusammenarbeit zwischen Peter Berg und Mark Wahlberg. Hier erfahrt ihr, wie der Actioner um einen Elite-Agent bei den Kritikern ankommt.

Nach Lone Survivor, Deepwater Horizon und Boston haben Peter Berg und Mark Wahlberg wieder zusammen einen Film gedreht. Der Regisseur und der Schauspielstar bilden ein harmonisches Duo, das sich einfach gefunden hat und nicht zuletzt geht Wahlberg durch Bergs Actioner in einer potentiellen Paraderolle auf: der des identifikationstauglichen Helden aus der Arbeiterklasse. Dieses Mal allerdings ist zumindest eine Sache anders. Basierten nämlich alle bisherigen gemeinsamen Projekte der beiden auf wahren Begebenheiten, kommt ihr neuester, ziemlich brutaler Streifen Mile 22 nun rein fiktional daher. Hier verkörpert Wahlberg den Elite-Agenten James Silva, der von der Regierung bei besonders brenzligen Fällen zurate gezogen wird. Silva erhält den Auftrag, den Überläufer Li Noor (Iko Uwais aus The Raid) aus Indonesien herauszuschmuggeln, doch die 22 Meilen bis zur Botschaft sind steinig und mit zahlreichen Feinden Noors gepflastert.

In den US-Kinos startete Mile 22 bereits am 17.08.2018, nun sorgt Wahlberg auch hierzulande für Ordnung und Sicherheit. Höchste Zeit also, die Kritikerstimmen zum Action-Blockbuster, in dem ihr zudem John Malkovich und Walking Dead-Star Lauren Cohan sehen könnt, auszuwerten. Zunächst schauen wir auf die moviepilot-Zahlen:

Die harten Fakten zu Mile 22

  • 48 Community-Bewertungen mit einem Durchschnitt von 4,9
  • 13 Kritikerbewertungen mit einem Durchschnitt von 4,7
  • 1 x Lieblingsfilm und 0 x Hassfilm
  • 115 haben sich den Film vorgemerkt, 2 sind nicht interessiert
Mile 22

Das sagen die englischsprachigen Kritiker zu Mile 22

Der Indie Wire -Autor David Ehrlich hält - zaghaft ausgedrückt - nicht besonders viel von Mile 22:

Während Lone Survivor eigentlich ein Rekrutierungsfilm, Patriot's Day eine allzu fesselnde Dramatisierung des Boston-Anschlags und Deepwater Horizon eine brütend heiße Feuerwerk-Darbietung war [...], ist der sehr fiktionale Mile 22 beinahe schlecht genug, um in dir den Wunsch zu wecken, Berg seien nicht jene schrecklichen Begebenheiten ausgegangen, die sich in Popcorn-Unterhaltung umwandeln lassen. Ohne ein verdammtes Fundament von Wahrheit, um ihre Protzerei in der Realität zu verankern oder sie moralisch zu rechtfertigen, sind diese zwei zertifizierten Alphamännchen total verloren.

Todd McCarthy vom Hollywood Reporter  lobt den Film für seine Effizienz:

Berg hat diese Art von Geschält-bis-zu-den-Knochen-Filmemache eine Weile lang geübt und präzisiert und muss jetzt nicht mehr viel beweisen. Sofern ihr nicht einfach immun gegen die Effekte von Actionkino mit viel Adrenalin seid, ist es schwer, die überladene Effektivität von Bergs indivduellen Szenen nicht zu bewundern. [...] Wahlberg hält seine brodelnde Figur kontinuierlich am Rand zur Explosion; es ist eine gute Sache, dass dieser Typ durch seinen Job hin und wieder Dampf ablassen darf, indem er den Bösewicht abfertigt.

Für Oliver Jones, Kritiker beim Observer , ist Mile 22 ein erzählerisches Tohuwabohu:

In einem entscheidenden Moment gegen Ende sagt eine der Figuren zu Silva: 'Grüß deine Mutter von mir.' Die Zeile, berühmt aus Andy Sambergs SNL-Sketch 'Mark Wahlberg Talks to Animals', ist einer dieser Meta-Momente, der dich nicht nur aus dem Film wirft, sondern dich auch darüber nachdenken lässt, ob der Film eine Satire sein soll. In Wahrheit ist es nur ein weiteres Beispiel für einen konfusen Film, der trotz seiner Macho-Blockbuster-Attitüde und seines Vorwärtsdrangs nicht wirklich genau weiß, wo er hin will.

Mile 22

Das sagen die deutschsprachigen Kritiker zu Mile 22

Kai Mihm stößt sich bei EPD-Film  am testosterongetränkten Weltbild von Mile 22:

Dagegen glorifiziert 'Mile 22' den brutalen Zynismus seiner Helden als Notwendigkeit in politisch unübersichtlichen Zeiten. Wo Berg und Wahlberg in ihren vorherigen Filmen immer auch Männlichkeitsbilder und deren Klischees reflektierten, zelebriert 'Mile 22' mit voller Überzeugung einen reaktionären Machismo. Männer sind cool fluchende und killende Muskelprotze, und wenn Frauen dazu gehören wollen, müssen sie es ihnen gleichtun. Charakter wird in Kadavergehorsam und selbstmörderischer Opferbereitschaft bewiesen.

Michael Meyns von Zitty  hält Mile 22 für gar nicht einmal so überdreht:

Lange Zeit wirkt der von Peter Berg in atemloser Rasanz inszenierte Thriller wie eine nur leicht übersteigerte Version der Realität. Eine Realität, in der Spezialeinheiten der Geheimdienste mit High-Tech-Methoden und äußerster Skrupellosigkeit Probleme lösen – und manchmal neue schaffen. So fasziniert Berg dabei offensichtlich auch von der Militär- und Geheimdiensttechnik ist, ist er doch nie so patriotisch wie es zuletzt Filme wie '12 Strong' oder '13 Hours' waren. Wie schon in seinem hervorragenden Film 'Boston' über den Anschlag auf den Marathon deutet er immer wieder die möglichen Gefahren einer Geheimdienstwelt an, die so sehr von ihren eigenen Fähigkeiten überzeugt ist, dass sie mögliche Gefahren ignoriert.

Stefan Beutelsbachers DPA-Artikel in den Aachener Nachrichten  warnt eindringlich davor, bei Mile 22 einen Arthouse-Film zu erwarten:

Wer in dem Werk eine höhere Wahrheit sucht, eine Lektion, irgendetwas, das man aus dem Kinosaal mitnehmen kann, der wird enttäuscht. Nicht einmal die Hauptfigur entwickelt sich weiter. Silva bleibt den ganzen Film über ein Befehle brüllender Rowdy. [...] 'Mile 22' hallt nicht nach, höchstens der Lärm der Granaten tut es – und genau so dürfte es Regisseur Peter Berg auch geplant haben. Er drehte den Film nicht für Feinsinnige, er drehte ihn wohl eher für Menschen, die sich im Kino gerne rohe Gewalt ansehen. 'Mile 22' ist asketisch, pure Action befreit von jeder Mehrdeutigkeit. Dafür muss man Berg bewundern.

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Kritiker-Fazit zu Mile 22

Mit Mile 22 liefern Peter Berg und Mark Wahlberg einen Blockbuster ab, der Gewalt und Männlichkeit groß schreibt. Bei den meisten Kritikern kommt das gar nicht gut an, einige von ihnen wie beispielsweise David Ehrlich halten sich auch mit Hohn und Spott nicht zurück. Das Drehbuch ist bei Mile 22 eher Nebensache, Weltpolitik spielt sich allenfalls am Rande ab. Indes gibt es auch den einen oder anderen Rezensenten, der den Film für seine Schnörkellosigkeit und letztlich auch Ehrlichkeit zu schätzen weiß. Regisseur Berg nämlich versucht gar nicht erst, seinen Hochgeschwindigkeitsfilm mit vorgetäuschtem Tiefsinn zu belasten. Wer also reines Action-Kino liebt, kommt um Mile 22 nur schwer herum.

Werdet ihr euch Mile 22 im Kino anschauen?

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