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Mockingjay 2 - Kritik & Analyse

23.11.2015 - 00:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Mockingjay Teil 2 Filmanalysemoviepilot
Wolfgang M. Schmitt jun. analysiert in ungewohnter Kürze den letzten Teil der Tribute-von-Panem-Reihe und fragt, ob Katniss Everdeen wirklich eine feministische Figur ist.

Nun hat auch dieses Elend ein Ende: Mit Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 2 endet die Tribute-von-Panem-Reihe und wieder wird klar, wie dreist Hollywood mittlerweile die Zuschauer abzockt. Denn aus dem letzten Roman der Reihe zwei Filme zu machen, hatte nur einen einzigen Grund: Man wollte doppelt abkassieren. Dass der zweite Teil eigentlich nichts zu erzählen hat, merkt man sehr schnell und so beobachten wir rund zwei Stunden lang, wie sich die ‚Rebellen‘ ihrem Ziel nähern und den einen oder anderen Angriff abzuwehren haben. Ansonsten aber herrscht gähnende Langeweile.

Man hat genügend Zeit, um nochmal über das Panem-Phänomen nachzudenken: In vielen Kritiken war schon längere Zeit nicht mehr auszumachen, ob man gerade ein Loblied auf die Figur Katniss Everdeen oder auf die Schauspielerin Jennifer Lawrence las, gelten doch beide als emanzipatorische und politische Persönlichkeiten. Lawrence prangerte immer mal wieder an, dass weibliche Hollywoodstars schlechter bezahlt würden als ihre männlichen Kollegen. Das ist in der Tat ungerecht (auch wenn man selbst gerne so arm wäre wie die weiblichen Stars), doch deshalb aus Lawrence gleich eine Feministin zu machen, ist einfach lächerlich. Ginge es Lawrence um die Sache der Frau, dann würde sie niemals in Filmen wie Die Tribute von Panem mitspielen, die vor allem darum produziert werden, um Gering- und Normalverdienerinnen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Die Klassenschranken, die Katniss Everdeen scheinbar einreißen will, manifestiert der Film selbst und Jennifer Lawrence erfüllt in dieser Kulturindustrie in etwa die Funktion von Präsident Snow. Wie wenig aber auch Katniss Everdeen selbst eine politische Figur ist, zeigt der Film dann in seinen letzten 20 Minuten.

Mockingjay 2 ist nicht nur außergewöhnlich schlecht, sondern auch ungewöhnlich konservativ und es ist mehr als ein Funfact, dass der Regisseur dieses Films – auch wenn man in solchen Projekten eigene Handschriften vergeblich sucht – Francis Lawrence ist, der sich schon einmal mit Revolutionen beschäftigt hat. In Wasser für die Elefanten verbündeten sich unterdrückte Zirkusangestellte und geknechtete Tiere und gingen zu einer blutigen Revolution über, die in bester französischer Tradition stand. „Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun!“ – von diesem Klassenkampf ist nun wenig geblieben, eingeläutet wird in Mockingjay 2 eher so etwas wie eine Obama-Ära. Eine Diversity-Galionsfigur wird Präsidentin, alle anderen ziehen sich ins Private zurück.

Mehr dazu im Video!

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Kino anders gedacht. Wolfgang M. Schmitt jun. beleuchtet für seinen YouTube-Kanal “Die Filmanalyse” aktuelle Großproduktionen aus einer etwas anderen Perspektive. Er will mit seinen provokanten Kritiken die Ideologie Hollywoods offen legen, die sich mal offensichtlich, mal im Verborgenen, aber in aller Regel unfreiwillig in den Blockbustern des Kinos auftut. Schmitt jun. schreckt bei seinen oft polarisierenden Analysen auch vor den großen Theorien und Denkern aus Vergangenheit und Gegenwart nicht zurück und sorgt damit immer für kontroverse Diskussionen.

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