Michael Nyman ist kein Komponist, der unter Filmfreunden besondere Bekanntheit genießt. Er ist kein Hans Zimmer, der vier mal im Jahr in Blockbustern zu hören ist und auch kein Howard Shore, der bloß auf seinen kommerziellen Durchbruch wartete. Aber gehört hat ihn bereits jeder von uns – und auch geliebt. Kein fühlendes Wesen vermag es, den Film Gattaca zu sehen, ohne auf die hochemotionalen und zugleich subtilen Score zu stoßen. Das Gleiche gilt für seine Partituren für Das Piano oder Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber.
In der Dokumentation Michael Nyman in progress bekommt der Zuschauer Einblicke in sein Schaffen als Komponist, aber auch in seine Tätigkeit als bildender Künstler. Jedoch ist und bleibt Michael Nyman in erster Linie Musiker, der auch keine Berührungsängste mit den neuen Medien kennt. Abseits der Filmmusik, komponierte er bereits für Modeschauen und Computerspiele wie Enemy Zero.
Wenn wir Michael Nyman mit anderen Künstlern vergleichen wollen, dann könnten wir ihn als romantischen Philip Glass umschreiben. Ein Minimalist, der sein Piano bis ins Letzte auslotet und zu harmonische, melodische und rhythmische Einflüsse vermeidet. Sein Stil hat stets etwas Barockes, Beschwingtes an sich. Eine Symbiose aus Friedrich Händel und Chet Baker, die ihm eine Handschrift verleiht, die wir aus 1000 heraushören, aber ihn auch gleichzeitig vor populistischen Aufträgen bewahrt. Bei der Berlinale wird Michael Nyman als Mentor des Volkswagen Score Competition fungieren und die Jungkomponisten, die sich dem Contest stellen, begleiten und beraten.
Wer Lust auf eine alternative Form von Filmmusik bekommen hat, möge sich den Trailer anschauen!