Filme auf dem Handy oder dem iPad zu sehen, ist für Billy Crystal nichts. Das mag am Alter des Oscar-Moderators liegen oder auch einfach daran, dass er häufig genug die deutsche Kino-Werbung “Dafür werden Filme gemacht” gesehen hat. Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences will jedenfalls jedes Jahr aufs Neue beweisen, dass dieser Slogan stimmt: Großes Kino wird präsentiert, Filmgeschichte bedacht und Personen, die sie machen. Das Comeback von Billy Crystal als Oscar-Moderator hat dabei nicht wirklich was gebracht. Die Show kam so altbacken daher wie in den Jahren davor, die Gags wollten nicht so recht zünden und der Auftritt von Cirque du Soleil schien einen 3D-Effekt auf die Bühne holen zu wollen, der genauso verpuffte wie in so manchem Film. Eine Oscar-Verleihung auf dem Handy ist wahrscheinlich noch öder als auf dem Bildschirm, am Spruch von Billy Crystal ist also zumindest etwas dran.
Salomonisch war in diesem Jahr die Entscheidung der Academy. Jeweils fünf Oscars gingen an The Artist und an Hugo Cabret, die bereits im Vorfeld als große Favoriten ins Rennen gingen. Allerdings ist Hugo Cabret von Martin Scorsese in gewisser Weise ein kleiner Verlierer, denn er hat “nur” in den unbedeutenden Kategorien gewonnen, wogegen The Artist (Bester Film, Bester Hauptdarsteller, Beste Regie, Beste Musik, Beste Kostüme) in den Hauptkategorien abräumen konnte. Gewonnen hat in beiden Fällen das Kino, denn die zwei doch sehr unterschiedlichen Filme blicken nostalgisch auf die Geschichte des Mediums. So bedankten sich die Franzosen auch charmant-sympathisch bei den Ahnen der großen Bilder und Geschichten, bei Billy Wilder, Douglas Fairbanks oder Alfred Hitchcock. Wahre Kino-Nostalgie kam allerdings nicht auf, dafür war die Oscar-Gala einfach irgendwie zu öde.
Bereits im letzten Jahr hat die Entscheidung, dass zehn Filme in der Hauptkategorie nominiert werden, für Kopfschütteln gesorgt. 2012 waren neun Filme im Rennen und es zeigte sich erneut, dass dies keinen innovativen Effekt auf die Oscar-Show hat. Drei der nominierten Filmen erhielten keinen einzigen Preis (The Tree of Life, Die Kunst zu gewinnen – Moneyball, Extrem laut und unglaublich nah), umso deutlicher trat ihr Alibifaktor zutage. Vielleicht sollte die Academy radikal werden und nur noch zwei Filme in der Hauptkategorie gegeneinander antreten lassen: Das wäre ein wahrer Fight, der vielleicht für höhere Quoten und handfestere Gags sorgen könnte. Die Mädchen von Brautalarm ließen eine derartige Möglichkeit erahnen, als sie kurzerhand bei der Präsentation des Besten Kurz-Dokumentarfilms den Flachmann aus ihren Dekolleté zauberten, um auf Martin Scorsese zu trinken.
Wenn überhaupt, dann waren einige Auftritte der Presenter interessant, falls sie nicht gerade so nichtssagend amtlich daherkamen wie jener von Natalie Portman. Robert Downey Jr. und Gwyneth Paltrow lieferten sich ein Duell à la Tony Stark und Pepper Potts, Emma Stone wollte alles richtig und ganz besonders machen bei ihrer ersten Oscar-Präsentation und Angelinas Bein, JLos Busen und Sandra Bullocks freier Rücken waren sowieso interessanter als so mancher offizieller Aufsager.
Die Oscars 2012 sind vorbei. Blicken wir bereits aufs nächste Jahr… es kann nur besser werden.