PS4.5 & Xbox 2 – Konsolenupgrades müssen die Ausnahme bleiben

27.05.2016 - 15:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
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Mit der PlayStation 4 Neo und der Xbox One Scorpio könnten Sony und Microsoft den Konsolenmarkt grundlegend ändern, sollten sie aber nicht – und zwar schon in ihrem eigenen Interesse.

Der Konsolenmarkt hält sich schon lange an ein ungeschriebenes Gesetz. Die führenden Hersteller, konkret Sony, Nintendo sowie Microsoft, kündigen alle paar Jahre neue Hardware mitsamt dazugehöriger Spiele an, wir freuen uns mal mehr, mal weniger, entscheiden uns letztlich meist für ein Modell und müssen uns um Prozessorleistung, Grafikchips oder Arbeitsspeicher keine Gedanken machen – im Prinzip müssen wir mit solchen Begriffen nicht einmal etwas anfangen können. Hin und wieder hören wir höchstens von dieser oder jener Slim-Version einer Konsole.

Doch offenbar brechen Sony und Microsoft in naher Zukunft mit dieser stillen Übereinkunft. Nachdem bei der leistungsstärkeren Neuauflage der PlayStation 4, die wir unter dem Arbeitstitel Neo  kennen, eigentlich nur noch die offizielle Enthüllung fehlt, verdichten sich nun auch die Hinweise  auf ein großes Upgrade der Xbox One. Das Gerät mit dem Codenamen Scorpio könnte unseren Kollegen von Polygon  zufolge womöglich dreimal so viel Leistung wie eine PS4 bieten und damit selbst die Neo hinter sich lassen. Außerdem setzt dieses Modell angeblich auf 4K- und Oculus Rift-Support. Eigentlich spannende Projekte. Das Problem dabei: Die Konsolenhersteller ziehen den Ärger ihrer Fans auf sich, schaffen neue Probleme für Spielentwickler und arbeiten gegen eines ihrer wichtigsten Alleinstellungsmerkmale an.

Dabei wollten sie das unter Umständen gar nicht. Denn zwei Möglichkeiten deuten an, dass sie mit ihren Upgrades lediglich versucht haben, aus der Not eine Tugend zu machen.

Erst kürzlich stellte ein Reddit-Nutzer eine durchaus nachvollziehbare Überlegung  auf, in der er den Chip-Hersteller AMD miteinbezog. Dessen 14nm-Verfahren soll Sony vor große Probleme gestellt haben, da sich dieser neue Fertigungsprozess nicht so einfach mit der Accelerated Processing Unit (APU)  der PS4 vereinbaren lasse. Anstatt die Produktion der PS4 unter hohem Aufwand fortzusetzen, sei eine PlayStation 4 Neo die naheliegende und vor allem kostengünstigere Alternative.

So war Sony in der seltsamen, bedauernswerten, aber irgendwie auch beneidenswerten Position, die Wahl zu treffen, ob sie Geld einsparen, indem sie ihre Hardware aufwerten.

Falls das stimmt, trifft diese Schlussfolgerung ebenso auf Microsoft zu, schließlich gehört der Windows-Konzern auch zu den Kunden von AMD.

Die andere Möglichkeit: Allen Zweifeln zum Trotz hinterlässt Virtual Reality immer tiefere Spuren in der Spielelandschaft. 2016 scheint für die spannende Technologie den Wendepunkt hin zum Mainstream zu markieren, nur sind weder die PlayStation 4 noch die Xbox One technisch wirklich darauf vorbereitet. Ein Industrie-Insider verriet dem Magazin Edge, PlayStation VR "wäre schrecklich auf [einem Launch-Modell der] PS4 geworden", wobei seine Ausdrucksweise zumindest ein bisschen Interpretationsspielraum  lässt (via International Business Times ). Überraschend kommt die Aussage aber keineswegs. Die Arbeiten an der Current Gen-Konsole haben etwa 2008  begonnen, die an PlayStation VR rund zwei, drei Jahre später . Als das eine Projekt also schon konkrete Formen annahm, steckte das andere noch in den Kinderschuhen. Die nötige Hardware mit einer entsprechend hohen Rechenleistung war für eine Konsole damals zudem unverhältnismäßig teuer.

Die beiden Unternehmen könnten demnach wirklich kaum eine andere Option gehabt haben, als Upgrades in den laufenden Konsolenzyklus zu schieben. Dabei sollte es allerdings bleiben. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass Sony wie Microsoft mit den neuen Modellen Neo beziehungsweise Scorpio einen Weg einschlagen, den Apple für Smartphones geebnet hat – Hardware in kürzeren Zeitabständen in den Markt drücken. Durch diesen Schritt würden sie zwar ein Stück weit gegen die gängigen Preissenkungen ankämpfen oder die Entwicklungskosten einzelner Geräte minimieren, jedoch brächten Upgrades auch die anfangs erwähnten, drei großen Probleme mit sich.

Die Hersteller müssten ihre Kunden deutlich häufiger zum Kauf überreden, was bereits auf deutliche Ablehnung stößt. Vor ein paar Wochen beispielsweise haben wir unsere Community zu diesem Thema befragt , die Antworten fielen ziemlich eindeutig aus:

Wenn es das Angebot geben sollte, tausche deine alte PS4 gegen die neue plus 100€ Mehraufwand, würde ich es machen. Aber so? Niemals!
Ich finde das nicht in Ordnung, habe mir meine PS4 erst im November 2015 gekauft, auch einen 4K-TV, also ist das reine Abzocke... meine Meinung.
Ich finde, das [ist] eine Frechheit.

Zugegeben, ob das eine schweigende Mehrheit genauso sieht, bleibt abzuwarten. Dennoch häufen sich ähnliche Stimmen auf zahlreichen Plattformen.

Doch nicht nur Spielern fehlt es an Begeisterung für die PS4 Neo und die Xbox One Scorpio. Zahlreiche (anonym bleibende) Entwickler sind mit dem neuen PlayStation-Modell angeblich alles andere als glücklich , da mit ihm etwa erhöhte Entwicklungskosten und zusätzliche Planungen einhergehen. Exklusivtitel dürfte es wenigstens für die Neo keine geben, beide Upgrades sollen wohl abwärtskompatibel werden. Trotzdem müssen Studios ihre Projekte immer noch an zusätzliche Hardware anpassen, auf diesen Plattformen nach spezifischen Bugs suchen und die neuen Versionen wenigstens mit zusätzlichen Effekten, schärferen Texturen oder ähnlichem aufhübschen, um irgendeine Art von Mehrwert für Neo- wie Scorpio-Besitzer zu schaffen. Aber woher kommen die Ressourcen dafür? Heuern Teams zusätzliche Mitarbeiter an oder sparen sie Inhalte an anderer Stelle ein? Die möglichen Bedenken von Entwicklern scheinen durchaus gerechtfertigt, positive Kommentare wie die von Take-Two-CEO Strauss Zelnick  und DrinkBoxs Chris Harvey  bilden die Ausnahme. Diesen Eindruck stützt auch der anerkannte Kotaku-Autor Jason Schreier:

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BioWare-Mitbegründer Greg Zeschuk wies im Interview mit Gamespot  wiederum auf einen grundsätzlicheren Punkt hin: Upgrades widersprechen dem, was Konsolen auszeichnet, was sie von der PC-Konkurrenz abhebt und für die breite Masse so interessant macht: Ein einheitliches wie unkompliziertes System, an das sowohl Spieler als auch Entwickler eben bestimmte Wünsche und Erwartungen knüpfen.

Daher bleibt nur ein Schluss: Wir freuen uns diesmal vielleicht etwas weniger, entscheiden uns womöglich erst für ein Modell, wenn die Preise sinken und halten uns anschließend wieder an dieses eine ungeschriebene Gesetz. Letztlich tun sich ja auch Sony und Microsoft einen Gefallen damit.

Klingt doch gar nicht mehr so übel, oder?

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