Scarface in Gomorrha: Rezension der DVD

19.03.2009 - 16:50 Uhr
Berlin / Neapel
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Den ungewöhnlichen Mafia-Film gibt es seit heute auf DVD. Wir frischen kurz auf.

Es ist der dreizehnjährige Totò: „Alles, was ich kenne, ist entweder der Tod oder das Gefängnis. Aber ich möchte ein Pate werden, möchte Einkaufszentren besitzen, Boutiquen und Fabriken, ich möchte viele Frauen haben. Ich möchte drei Autos. Ich möchte, dass die Leute mich respektieren, wo ich auch auftauche. Ich möchte Geschäfte auf der ganzen Welt. Und dann will ich sterben. Aber so, wie die wahren Kerle sterben, die, die im Dienste der guten Sachen das Sagen haben. Ich möchte einem Mordanschlag zum Opfer fallen.“

Totòs Geschichte ist nur einer der fünf Handlungsstränge, die in Gomorrha – Reise in das Reich der Camorra gewebt werden. In allen geht es um Geld, Blut und Macht, darum, wie jeder einzelne versucht, im System der Mafia zu überleben. Dabei wird in Gomorrha nichts romantisiert, die „Familie“ ist keine liebevolle Bande mit einem Paten an der Spitze. Es ist ein verstörend dreckiger Film, schonungslos in seiner Inszenierung und konsequent in seiner Erzählung. Man hat nicht das Gefühl, eine Geschichte mit Anfang und Ende zu hören, sondern eine, die nur Momentaufnahmen zeigt, kleine Einblicke in den fremden Alltag einer wie es scheint fernen Welt. Man vergisst sehr leicht, dass auch die Westküste Italiens ein Teil Europas ist.

Diesen Gedanken greift Buchautor Roberto Saviano auf: „Im Prinzip unterscheidet sich das Zuschauen im Kino nicht wirklich vom Leben im Gebiet der Camorra und anderswo. Überall haben die cinematografischen Referenzen einen mythologischen Wert, von dem man sich inspirieren lässt. Überall kann man „Scarface“ lieben und sich ihn ihn und seine Figuren hineinversetzen. Aber nur hier kann man Scarface sein. Das allerdings bis zu letzten Konsequenz.“

Es ist erstaunlich: Während man in gewöhnlichen Mafia-Filmen mit den Charakteren regelrecht mitfiebert, sie beim Töten und Lieben bestaunt und auf gefährliche Art und Weise regelrecht verniedlicht, stört es geradezu, wenn in Gomorrha zwei Kinder eine Szene aus Scarface nachspielen und sich fühlen, als wären sie direkt dem Film entsprungen. Sie haben die Filme gesehen, wie wir es auch getan haben. Nur, was sie darin gesehen haben unterscheidet sich. Bei uns ist es Teil der Popkultur, etwa 1700 Kilometer südlich ist es eine Chance, eine grobe Schablone, die in der Tat die Dinge einfacher aussehen lässt als sie eigentlich sind. So kommt es auch, dass der Handlungsstrang der zwei überheblichen Kinder bis zur wirklich – wie Saviano oben erzählt hat – allerletzten Konsequenz erzählt wird.

Feuer und Schwefel. Damit wurden die biblischen Städte Sodom und Gomorrha begraben. Sie hatten gesündigt. Es fällt leicht, den Titel des Films nachzuvollziehen und zu entdecken, dass sich Camorra und Gomorrha nicht nur bei der Aussprache nicht viel nehmen.

Ab heute gibt es den ungewöhnlich schonungslosen Mafia-Film in zwei Editionen zu erwerben: einmal als Einzel-DVD und einmal als Set mit dem Buch von Roberto Saviano und einer Bonus-DVD mit vielen Extras und Hintergrundinformationen. Diese könnt ihr auch gewinnen, indem ihr das Quiz spielt:

Gomorrha gibt es heute in einer Spezialedition mit 2 DVDs und Buch im Handel !

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