Ein Bild aus Woody Allen ’s Film Der Stadtneurotiker von 1977 war in New York zum Stein des Anstoßes geworden. Darauf ist der Regisseur und Schauspieler Allen selbst zu sehen, verkleidet als orthodoxer Jude mit Schläfenlocken und langem Bart. Über seinem Kopf war “Der heilige Rabbi” zu lesen. Die Modefirma American Apparel hatte 2007 ohne Allens Zustimmung mit dem Bild auf Plakatwänden in Los Angeles und New York geworben. Kurzerhand verklagte der Filmemacher den Konzern auf 10 Millionen Dollar. Als “ungeheuerlich und schmierig” bezeichnete er die Ruf schädigende Werbeaktion. Schließlich mache er seit den 1960er Jahren keine kommerzielle Werbung mehr, worauf er seinen Erfolg als eine der einflussreichsten Personen des amerikanischen Films unter anderem begründet.
Nun ist es zum Prozess gekommen, das heißt, es sollte zum Prozess kommen. Doch schon vor der Verhandlung einigte sich Woody Allen mit Dov Charney, dem Chef von American Apparel, dessen Firma inzwischen auch schon einige Filialen in Deutschland betreibt, auf einen Vergleich. Durch diesen erhält der New Yorker-Filmemacher die Hälfte des von ihm eingeklagten Betrages, nämlich 5 Millionen Doller als Schadenersatz.
Brisanz erhielt der ganze Vorfall dadurch, dass American Apparel anfing, schmutzige Wäsche zu waschen. Keiner könne den Ruf Allens noch schädigen, hieß es da in einer Verlautbarung des Modelabels: Das habe der Künstler bereits selbst getan. Das Label griff dafür in die Historienkiste. Anfang der 1990er Jahre drang eine Affäre Allens mit seiner damals 22-jährigen Adoptivtochter Soon-Yi Previn an die Öffentlichkeit. Medienberichten zufolge drohte die Modefirma vor dem Prozess, Allens damalige Ehefrau Mia Farrow noch einmal in den Zeugenstand zu bringen, um den zwielichtigen Ruf des Filmstars erneut anzusprechen. Ziel der Drohung war es, die Wichtigkeit der Person Woody Allen als Werbeträger herunter zu spielen und so die Klagesumme zu drücken.
Dass Dov Charney in Sachen Werbung nicht zimperlich ist, hat er mehrmals eindrucksvoll bewiesen. In einem Clip tritt er selbst im knappen Slip auf und auch zur Arbeit erscheint er angeblich hin und wieder in Unterwäsche. Eine Reporterin warf dem Mann sogar vor, er habe während eines Interviews heimlich vor ihr masturbiert. Was für ein Sittenverfall.