Die Wahrscheinlichkeit, dass wir Sharon Stone noch in einem guten, geschweige denn erfolgreichem Film sehen werden, scheint mit jedem Tag geringer zu werden. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass sie es verdient, in Vergessenheit zu geraten. Heute darf sie zu 55. Mal die Sektkorken knallen lassen – Grund genug, um ihre bisherige Laufbahn Revue passieren zu lassen.
Eigentlich wollte Sharon Stone gar keine Schauspielerin werden. Stattdessen sollte es, wie könnte es anders sein, eine Modelkarriere werden. Nachdem sie erfolglos am Miss Pennsylvania-Schönheitswettbewerb teilnahm, flog sie im zarten Alter von 19 Jahren von zuhause aus und versuchte es in New York auf eigene Faust im Modegeschäft. Gänzlich erfolglos kann die begonnene Karriere sicherlich nicht genannt werden, prompt bekam sie Arbeit von kleineren Agenturen und verdiente sich ihr erstes Geld als Model. Nichtsdestotrotz entschloss sie sich Anno 1980 kurzerhand dazu, die Model-Kleider an den Nagel zu hängen und vor anderen Kameras zu posieren – Filme sollten es werden.
Wenn überhaupt, gibt es nur wenige Möglichkeiten, seine Schauspielkarriere besser zu beginnen, als unter der Leitung von Woody Allen, der sich zu der Zeit frisch von Der Stadtneurotiker und Manhattan wahrlich auf einem Höhenflug befand. Das dachte sich wohl auch Sharon Stone und bewarb sich für eine Rolle in seinem neusten Projekt Stardust Memories, die sie auch bekam. Wirklich bemerkenswert war ihr kurzer Auftritt als hübsches Mädchen im Zug ebenso wenig, wie er ihr zum großen Durchbruch verholfen hat. An Aufgeben dachte die 22-Jährige aber nicht und nahm weiterhin fleißig Rollen an, die sich zunächst weitestgehend auf TV-Produktionen beschränkten. Darauf folgten ausschließlich die Teilnahme an zweitklassigen Kinofilme, darunter als Filmehefrau von Steven Seagal – mehr B-Movie geht nicht.
Doch es war alles für einen guten Zweck. Die zahlreichen Auftritte verschafften Sharon Stone einen gewissen Bekanntheitsgrad, der sie exakt zehn Jahre nach ihrem ersten Filmauftritt auf den Zenit ihrer Karriere katapultieren sollte. Den Auftakt ihrer großen Erfolgsgeschichte machte die Teilnahme an Die totale Erinnerung – Total Recall an der Seite von Arnold Schwarzenegger. Mit dem damaligen Kassenhit und heutigen Kultfilm war ihr Name auf einen Schlag bekannt. Zudem schien Regisseur Paul Verhoeven die Zusammenarbeit mit ihr so sehr gefallen zu haben, dass er sie zwei Jahre später direkt noch einmal castete und sie damit endgültig zum Star machte.
Basic Instinct verhalf Sharon Stone nicht nur dadurch zum Ruhm, dass der Streifen so unheimlich erfolgreich war, sondern vor allem aufgrund der Kontroversen, die er auslöste. Der Erotik-Thriller, in dem Sharon Stone die verführerische Hauptverdächtige eines Mordfalls spielt, löste mit seinen expliziten, sexuellen Szenen hitzige Diskussionen aus, die natürlich nur förderlich für die Schauspielerin waren, die fortan als das Sexsymbol schlechthin galt. Die Performance zog zahlreiche Nennungen in Listen der erotischsten Frauen Hollywoods, Amerikas, der Welt und des Universums nach sich – Sharon Stone war in aller Munde. Die Kontroversen um Basic Instinct sind übrigens bis heute nicht abgebrochen, auch wenn sie sich in eine andere Richtung verlagert haben. So behauptet Sharon Stone, dass sie nicht wusste, dass in der berüchtigsten Szene des Films tatsächlich ihre Vagina zu sehen sein wird und sie deswegen überaus wütend gewesen sei, was Paul Verhoeven übel aufstieß und der Grund dafür war, dass er nicht mit ihr für die Fortsetzung zusammenarbeiten wollte. Nach seinen Angaben sei dies definitiv und eindeutig abgesprochen gewesen.
Der Höhenflug hielt sich allerdings nicht sonderlich lange: In den drei Jahren nach Basic Instinct wurde Sharon Stone gleich zwei Mal mit der Goldenen Himbeere ausgezeichnet, konnte sich aber mit einem lauten Knall retten. Für ihre Leistung in Casino von Martin Scorsese wurde sie gar für einen Oscar nominiert und mit einem Golden Globe ausgezeichnet. Leider entpuppte sich der Erfolg als Strohfeuer, denn seitdem ist Sharon Stone im Filmgeschäft kaum noch eine relevante Schauspielerin. Auf eine ganze Reihe mittelmäßiger bis unterirdischer Filme folgten katastrophal gescheiterte Comeback-Versuche wie Catwoman und vor allem Basic Instinct 2: Neues Spiel für Catherine Tramell.
Über zu wenig Arbeit kann sich Sharon Stone jedoch nicht beschweren: So hat sie zahlreiche Filmprojekte abgeschlossen oder in der Mache. Auf der diesjährigen Berlinale konnte zum Beispiel ihr aktueller Film Lovelace bestaunt werden und demnächst wird sie ironischerweise an der Seite von Woody Allen in der Komödie Plötzlich Gigolo von John Turturro zu sehen sein. Ob sie noch einmal zu alter Stärke zurückfinden wird, ist fraglich. Wünschen tun wir es ihr.
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