Shoah-Regisseur Claude Lanzmann im Alter von 92 Jahren gestorben

05.07.2018 - 14:10 Uhr
Claude Lanzmann in NapalmPaname Distribution
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Bekannt wurde er vor allem durch seine Holocaust-Dokumentation Shoah. Nun ist Regisseur Claude Lanzmann mit 92 Jahren verstorben.

Der französische Filmemacher Claude Lanzmann ist tot. Nach Angaben von Deadline  starb der Regisseur daheim im Alter von 92 Jahren, nachdem er für einige Tage "sehr, sehr schwach" gewesen war. Sein wohl bekanntestes Werk stellte die 1985 erschienene, fast zehnstündige Holocaust-Dokumentation Shoah dar, über die Roger Ebert  schrieb: "[Der Film] ist keine Dokumentation, kein Journalismus, keine Propaganda, nicht politisch. Er ist ein Akt des Zeugnisses." Den Abschied von seinem Film bezeichnete Lanzmann selbst als eine Art Trauererlebnis.

Shoah: "Ein Film über Tod an der äußersten Grenze der Menschlichkeit."

Claude Lanzmann wurde am 27. November 1925 in der französischen Hauptstadt geboren und erlebte damit selbst die Zeit der Nazi-Herrschaft mit. So sah sich seine jüdische Familie gezwungen, während des Zweiten Weltkriegs unterzutauchen. Er selbst trat mit 17 der Résistance in Frankreich bei und traf später auf führende, linke Intellektuelle seines Heimatlandes, darunter mit Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir Hauptvertreter des Existenzialismus. Mit beiden sowie weiteren war er Teil des Redaktionsteams der Zeitschrift Les Temps Modernes. An Shoah erinnerte sich Claude Lanzmann 2016 in der Oscar-nominierten HBO-Doku Claude Lanzmann: Spectres Of The Shoah:

Ich erinnere mich an den Tag, an dem der Film fertig war. Es war wie ein Verlust. Ich wusste nichts über den Holocaust. Shoah ist ein Film über Tod an der äußersten Grenze der Menschlichkeit. Man kann keinen Film, wie Shoah, beenden und vor Freude explodieren.

Am 4. Juli, einen Tag vor seinem Tod, erschien mit Vier Schwestern das letzte Werk des Regisseurs in den französischen Kinos. In diesem lässt er vier weitere Holocaust-Überlebende zu Wort kommen, denen er ein "eigenes, außergewöhnliches Zeugnis"  zugestehen und daher nicht in Shoah implementieren wollte. Sein Regiedebüt gab Claude Lanzmann zwölf Jahre vor seinem bekanntesten Film: 1973 erzählte er in Warum Israel vom Leben des Staates 25 Jahre nach dessen Gründung. Sein Schaffen drehte sich bis zu seinem Tod überwiegend um den Holocaust und Israel. Im vergangenen Jahr nahm sich Lanzmann mit Napalm Nordkorea an.

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