Shutter Island bei Berlinale versenkt

15.02.2010 - 08:55 Uhr
Leonardo DiCaprio in Shutter Island
Paramount Pictures
Leonardo DiCaprio in Shutter Island
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Es sollte der prominenteste Film der Berlinale werden, als Martin Scorsese die Weltpremiere von Shutter Island nach Berlin brachte. Von einem Meisterwerk fehlt jedoch jede Spur.

Große Namen, große Filme und einer der herausragendsten Regisseure der Gegenwart: Als bekannt wurde, dass Martin Scorsese persönlich seinen neuen Film Shutter Island mit Leonardo DiCaprio auf der Berlinale vorstellen wird, war die Euphorie groß. Schließlich konnte der Regisseur von Taxi Driver, Casino und Gangs of New York 2007 sogar den Oscar für Departed – Unter Feinden mit nach Hause nehmen. Nachdem Shutter Island am Samstag dann erstmals vor Publikum vorgeführt wurde, machte die Spannung einer breiten Enttäuschung Platz. Shutter Island sei zu unglaubwürdig, zu unspannend und dem Namen Martin Scorsese nicht würdig. Überraschend oft fällt in den Kritiken das Wort B-Movie. Waren die Erwartungen an den Meister-Regisseur zu groß?

Harald Martenstein vom Tagesspiegel ist deutlich die Enttäuschung der Vorfreude anzumerken: “Der Reiz von halbdunklen Räumen in alten Gemäuern, von Schreien und rinnendem Blut, von Figuren, die dem Helden aus dem Off überraschend an die Kehle springen, all das erschöpft sich, für halbwegs erfahrene Kinogänger, doch recht schnell. Die Dramaturgie und die Bilder sind, trotz sparsamer Beleuchtung, schnell durchschaut, einem B-Picture würde man das natürlich durchgehen lassen. […] Auch Horrorfilme können erstaunlich langweilig sein, und auch der für seinen Perfektionismus berühmte Martin Scorsese kann, unterstützt von großartigen Schauspielern, eine mittelmäßige Arbeit abliefern.”

Birgit Roschy von Schweizer Tagesanzeiger zeigt sich angesichts der großen Namen ebenfalls von der fehlenden Qualität überrascht: “Das opernhaft stürmische Wetter, das brillante Setdesign von Dante Ferretti und die markanten Charaktere betonen aber oft nur, dass hier mit viel Aufwand ein eher dünner Plot über die Entdeckung des grössten Spinners zum theatralischen Moraldrama aufgeblasen werden soll. Ob man Scorsese bis zur leider ziemlich vorhersehbaren Auflösung dieses über zweistündigen Rätsels folgt, hängt auch davon ab, ob man zu einem Nervenarzt Vertrauen hat, der aussieht wie Ben Kingsley. So gerät das Drama mit seinen schauerromantischen Anwandlungen gelegentlich in gefährliche Nähe zu einem B-Movie”.

Lediglich Sophie Albers vom Stern ist begeistert. Dafür ist ihr Lob allerdings umso überschwänglicher: “Shutter Island ist ein Trip, fast eine Odyssee durch die Geschichte des Kinos und des Menschseins. Scorsese denkt in einem eher kleinen Krimi über die ganz großen Fragen nach. Und das mit so großartigen Bildern des alten Hollywood, dass man immer wieder an Standardwerke […] denken muss, denen er mit eleganten Hinweisen seine Ehre erweist. Was ist eine Gesellschaft? Welcher Kitt hält sie zusammen? Welche Regeln halten uns am Leben und welche töten? Shutter Island ist ein brillanter Nachfolger für Scorseses Mobsterdrama Departed – Unter Feinden”.

Wer keine Berlinale-Karten bekommen konnte, muss sich noch bis zum 25. Februar gedulden. Dann läuft der Film deutschlandweit in den Kinos an. Wer den hochkarätigen B-Movie sehen möchte, kann in unserem Kinoprogramm ein Kino in seiner Nähe finden.

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