Skinheads, Punk & rechte Gewalt in This Is England

24.11.2011 - 15:00 Uhr
Ist das wirklich ein kleiner Junge? Heute im TV: This Is England.
Film4/Warp Films
Ist das wirklich ein kleiner Junge? Heute im TV: This Is England.
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Wer in Shauns Gesicht schaut, der sieht eines der härtesten Gesichter der Welt. Dabei ist er ein 12-jähriger. In This Is England muss er sich in der Skinhead-Szene zurechtfinden und rutscht dabei unfreiwillig in deren braune Ausläufer ab.

Der Begriff Skinhead wird oft missverstanden. Es geht dabei nicht um Nationalsozialisten, sondern im Gegenteil um eine Jugendbewegung aus dem englischen Arbeitermilieu, die eigentlich unpolitisch ist. Mit kahlgeschorenen Köpfen, Boots, Bomberjacke und dem Schlachtruf Oi! schälte sich diese Kultur zunehmend in den 1980er-Jahren heraus. This is England spielt in dieser von Margaret Thatcher beherrschten Ära, als viele Soldaten in den Krieg bei den Falklandinseln geschickt wurden.

Der kleine Shaun (Thomas Turgoose) hat große Probleme, sich in dieser Zeit zurechtzufinden. Sein Vater starb im Krieg, seine Mutter ist arm und auf dem Schulhof wird er entweder gehänselt oder in Schlägereien verwickelt. Alles scheint besser zu werden, als er in der jungen Skin-Clique von Woody (Joe Gilgun), Milky (Andrew Shim), Lol (Vicky McClure) und Smell (Rosamund Hanson) aufgenommen wird. Er rasiert sich den Kopf, kauft sich Boots und Hosenträger und lebt ein glückliches Leben. In seiner neuen Clique wird er zu nichts gezwungen, macht einfach mal Quatsch, trinkt Bier und hat sogar eine kleine Romanze mit der anscheinend auf jüngere Männer stehenden Smell.

Das Klima verändert sich, als der ältere Skinhead Combo (Stephen Graham) aus dem Gefängnis zurückkommt. Von seiner Knast-Erfahrung in den Nationalismus getrieben, teilt er die Gruppe in zwei Lager. In fälschlichem Gedenken an seinen gefallenen Vater entscheidet sich Shaun, bei Combo zu bleiben und der National Front beizutreten. Langsam aber sicher merkt er, dass seine Entscheidung nicht die richtige war und Combos Hass durch viele Faktoren zustandegekommen ist.

This Is England basiert auf den Jugenderfahrungen des Regisseurs Shane Meadows. Unabhängig davon, ob es sich um eine neutrale Darstellung handelt, vermittelt der Film ein erschreckendes Gefühl des Realismus. Das für einen kleinen Jungen viel zu harte Gesicht von Thomas Turgoose spricht Bände, ohne dass die Handlung schon begonnen hätte. Mit viel Gespür für jugendliche Wünsche, Beziehungen und Probleme breitet Shane Meadows ein greifbares Bild der Skinhead-Kultur vor uns aus, in der ein Abrutschen in die rechte Szene nicht ungewöhnlich war. Nichts wird verurteilt. Drogenkonsum unter Minderjährigen, Sex, Gewalt und sogar der rechte Nationalist Combo werden einfach auf den Tisch gelegt. Alles ist nachvollziehbar und hat seinen Platz, nichts wird durch einen ideologischen Überbau hinausgedrängt.

Für alle, die gern eine nachvollziehbare Coming-Of-Age-Geschichte sehen oder etwas über die Skinhead-Szene erfahren wollen, ist This Is England heute die richtige Wahl. Wer danach noch nicht genug hat, dem sei die Fortsetzungsserie This Is England ’86 der BBC ans Herz gelegt.

Heute im TV: This is England (2006)
Wo: arte
Wann: 20.15 Uhr

Was läuft bei euch heute im TV?

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