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Soulja Boy Tellem - souljaboytellem.com

27.02.2016 - 20:51 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Plastik und hohle Texte
Interscope
Plastik und hohle Texte
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Yayayahjskcythbkigsfaaahhh!!!

Jahr: 2007

Genre: HipHop

Singles: Crank That (Soulja Boy), Soulja Girl, Yahhh!, Donk


Okay, ich gebe es zu: als vor 9 Jahren "Crank that" rauskam mochte ich den Song. Der Beat mit den Steel Drums ist schon verdammt ansteckend und diese Mischung aus rappen, lallen und Singsang war damals auch neu. Der Song ist stumpfsinnig und Soulja Boys Rap absoluter Nonsens, aber das Lied macht ganz gut Laune und regt zum Tanzen und Mitgröhlen an.

Nun, auf "souljaboytellem.com" befinden sich neben besagter Hitsingle noch 12 andere Songs, sowie ein Intro. Darunter klangvolle Titel wie "Yahhh!, "Donk" oder mein Favorit, "Booty Meat". Auf dem Cover ist Soulja Boy (damals noch mit dem Zusatz "Tellem") mit Sonnenbrille, schiefen Cappy, viel zu schlabbrigem Shirt und überdimensionierten Blingblings zu sehen. Und auch, wenn man sagt, man solle ein Buch nicht nach dem Einband beurteilen: ma bekommt auf dem Album ganz genau das, worauf Artwork und Tracklist schließen lassen. Ganz genau das.

"She got Donk / Watch it hit the floor / I like the way she moves and the way she snaps / And roll, yeah it's going down / I got 5001s, me, you and you, you / we're about to have fun / Now gon' make it clap that right there / Sippin' on some that match my shirt / I like her, her, her and her / I want them to do that over here!" heißt es in der kompletten zweiten Strophe von "Donk", und so oder so ähnlich verhält es sich mit den Texten aller weiteren Songs des Albums. Die wenigsten Tracks haben einen zentralen Fokus und oft scheint in der nächsten Zeile vergessen, was man zuvor von sich gab. Eine der wenigen Songs, welche einem fortlaufenden Motiv folgen, ist "Yahhh!", in welchem Soulja und sein Gastrapper Arab Fans anbrüllen, die sie um Autogramme anbetteln. Es ist eines der schlechtesten Songs des Albums. Nicht nur wegen den im höchsten Maße beleidigen Schimpfwörtern wie "doo doo head dummy", mit denen die Anhänger des Rappers hier angegriffen werden. Ein nicht unerheblicher Teil des Liedes besteht nämlich aus unverständlichen Schrei- und Grunzgeräuschen, die klingen, als würde ein 6-jähriger versuchen, einen Entlaufenen aus dem Irrenhaus zu imitieren. Abgesehen davon, wie sinnvoll die Thematik ist. Der Rest besteht aus der Liebkosung weiblicher Gesäße, dem Bewundern des eigenen Reichtums sowie der Beschwörung der eigenen Großartigkeit in Musik und Tanz.

Obwohl sich der Rap fast schon wie eine Parodie des Genres anhört, hege ich doch einen gewissen Respekt vor Soulja Boy. Er ist einer der ersten Künstler, die es durch YouTube zu Ruhm geschafft haben, und spielt somit eine große Rolle in der Eröffnung ganz neuer Möglichkeiten, durch die Videoplattform an großen Erfolg zu gelangen und bereitete den Weg für eine Vielzahl junger Hobbymusiker. Weiters produziert er sich mithilfe von FL Studio selbst, und beweist, dass man kein großes Budget für Erfolg braucht. Leider hört man die Amateurhaftigkeit bei nahezu allen Songs (außer "Crank That") überdeutlich heraus, werden hier größtenteils absolute Basics verwendet, vor Allem, da sich auch 4 fremdproduzierte Tracks auf der CD befinden, neben denen der drastische Qualitätsunterschied erst richtig deutlich wird. Teilweise klingen sogar die Vocals überaus schlecht abgemischt, so als wären sie direkt mit dem PC-Mikro aufgenommen worden.

Gut, wir haben stumpfsinnige Texte, billige Produktion und Klischees. Das haben andere Rapper, die ich wesentlich mehr schätze, auch. Was macht Soulja Boys Debutalbum derartig mies? Zum Einen der Faktor, dass hier alles zusammen auftritt. Zum Anderen, dass es der Rapper derartig schlecht verkauft. Eine unsympathische Attitüde (er hasst seine Fans, zumindest wenn man seinen Texten glauben schenkt) zieht sich durchs ganze Album. Soulja macht weder Gangsta- noch Hardcore Rap. Seine Zielgruppe besteht aus eher Pop-orientierten Jugendlichen, eine etwas positivere und spaßigere Einstellung dem Zuhörer gegenüber wäre bei den vorwiegend als Partytracks ausgelegten Songs angebrachter. So bestehen seine Texte aus aneinandergereihten Standardphrasen, Beleidungen (ein Lied übers Tanzen sollte keine Aufforderungen, das Tanzen lieber ganz zu lassen, beinhalten) und wilden langgezogenen Geräuschen, die zu nah ins Mikro gebrüllt wurden. Er versucht nicht ein einziges Mal, eine witzige Punchline einzubauen. Auch sinnlose Texte können Spaß machen. Im Grunde unterscheiden sich seine Themen nicht von den oberflächlichen Eskapaden eines Lil Wayne (Geld, Sex, Selbstdarstellung). Dennoch bringt dieser am laufenden Band spielerische und kreative Vergleiche, Wortspiele und Doppeldeutigkeiten und macht seine Musik dadurch interessant.

Alles zusammen macht "souljaboytellem.com" zu einem nur schwer zugänglichen und anstrengenden Hörerlebnis, welches bereits am Grundgerüst eines spaßigen No-Brainer-Party-Albums scheitert: es macht keinen Spaß. Nicht einmal auf unfreiwillige Weise. Während ich "Crank That" zwar nicht für ein Highlight, dennoch aber für ein unterhaltsames Partylied halte, versagt der Rest der CD nicht nur durch die mangelnde lyrische Qualität oder der amateurhaften Produktion, sondern daran, dass beides gemeinsam in so hohem Ausmaß misslungen ist, dass es keinen Faktor gibt, der eines der beiden ausgleicht. Der Titel des letzten Songs kann dabei fast schon ironisch verstanden werden. In dem Sinne, um es mit den Worten Soulja Boys auszudrücken: Yahhh Trick Yahhh!


Tracklist:

1. Intro

2. Crank That (Soulja Boy)

3. Sidekick

4. Snap & Roll

5. Bapes

6. Let Me Get Em

7. Donk

8. Yahhh!

9. Pass It to Arab

10. Soulja Girl

11. Booty Meat

12. Report Card

13. She Thirsty

14. Don't Get Mad

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