Steve McQueen & Michael Fassbender - Ein Doppelporträt

31.12.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Michael Fassbender und Steve McQueen am Set von 12 Years A Slave
Tobis
Michael Fassbender und Steve McQueen am Set von 12 Years A Slave
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Nach Hunger und Shame ist 12 Years a Slave die dritte Zusammenarbeit des britischen Regisseurs, Drehbuchautors und Künstlers Steve McQueen und des irisch-deutschen Schauspielers Michael Fassbender. Aber was verbindet die beiden eigentlich?

2006 besetzte der britische Videokünstler Steve McQueen den bis dahin noch unbekannten Schauspieler Michael Fassbender für sein erstes Spielfilmprojekt: Hunger. Nachdem der Film über den Hungerstreik inhaftierter IRA-Terroristen während des Nordirland-Konflikts von Kritikern und Publikum erfolgreich aufgenommen wurde und einige Filmpreise erhielt, taten sie sich für ein weiteres Projekt zusammen. In Shame erzählt Steve McQueen die Geschichte eines sexsüchtigen Geschäftsmannes in New York, gespielt von Michael Fassbender. Für das Sklaverei-Drama 12 Years a Slave besetzte McQueen ihn ebenfalls. Diesmal spielt er einen sadistischen Sklavenbesitzer, die Hauptrolle des Solomon Northup übernahm Chiwetel Ejiofor.

Körperliche Intensität
Bei unterschiedlicher Thematik lässt sich ein verbindendes Merkmal ihrer gemeinsamen Filmarbeit erkennen: die Intensität der körperlichen Performance. In Hunger und Shame stand die dramatische Inszenierung des geschundenen Körpers unter äußeren Zwängen im Mittelpunkt. Mit Fassbender hatte der erfolgreiche Künstler und Turner-Prize-Gewinner McQueen einen Darsteller gefunden, der als ideales Medium für die künstlerische wie publikumstaugliche Realisierung seiner Filmideen fungieren konnte. Fassbender, der zuvor u.a. in der Serie Band of Brothers – Wir waren wie Brüder von Tom Hanks und Steven Spielberg sowie dem Survival-Film Eden Lake mitspielte, ist ein sehr physischer Schauspieler, dessen Körper allein durch seine sehnige Anspannung vor der Kamera eine Geschichte zu erzählen vermag.

Genau diese Fähigkeit des Schauspielers, bei beeindruckender physischer Präsenz die Darstellung nicht selbstbezogen und schwülstig wirken zu lassen, ist es, die der Regisseur McQueen in seinen ersten beiden Filmen brauchte. In Hunger spielt Michael Fassbender den IRA-Terroristen Bobby Sands. Da 1981 der Status der IRA-Mitglieder als politische Gefangene aufgehoben wurde, blieb nur der Weg, Gewalt als Mittel des Protests gegen sich selbst zu richten. Die Insassen weigerten sich, die Häftlingskleidung zu tragen, beschmierten ihre Zellen mit Fäkalien, wuschen sich nicht und traten schließlich in einen unaufkündbaren Hungerstreik. Fassbender spielt die Degeneration vom mündigen Widerstandskämpfer zum selbst ernannten Märtyrer unheimlich eindringlich und setzt damit die Vision Steve McQueens eindrucksvoll um, die Konsequenzen dieser Protestform zu zeigen, deren Besonderheit darin liegt, alles zu verweigern, was einem die Staatsmacht aufzwingt, selbst die Nahrung und den Vorgang des Essens. Fassbender magerte für die Rolle bis auf Haut und Knochen ab.

Als Hunger 2008 in die Kinos kam, hatte Steve McQueen schon eine neue Filmidee, für die er Michael Fassbender in der Hauptrolle sah. Die beiden hatten sich mittlerweile über die Filmarbeit hinaus angefreundet. 2011 erschien schließlich Shame, ein Film über die sozialen Folgen von Sexsucht.

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