Leichte Vergiftung oder tödliches Häppchen?

01.01.2012 - 21:45 Uhr
Der neue Lena Odenthal-Krimi Tatort - Tödliche Häppchen
SWR
Der neue Lena Odenthal-Krimi Tatort - Tödliche Häppchen
6
0
Mit Mobbing und Nahrungsmittelskandalen hatte sich der neue Lena Odenthal-Krimi einiges vorgenommen. Doch für einen Tatort, der uns ins neue Jahr geleiten sollte, fiel Tödliche Häppchen einen Tick zu zahm aus.

Mario Kopper lernte Tanzen und Lena Odenthal brach in eine Fleischfabrik ein. In seinen Einzelteilen hatte Tatort: Tödliche Häppchen durchaus interessante Ideen zu bieten. Doch im Endeffekt wirkte der neue Tatort aus dem Hause SWR wie die halbgare TV-Schmöker-Version von Jonathan Safran Foers „Tiere essen“.

Lokalkolorit: Den größten atmosphärischen Gewinn zog Tatort – Tödliche Häppchen weniger aus dem Ludwigshafener Umland, sondern vor allem aus den Innenansichten der Fabrik. Das fing mit der Fließband-Herstellung von Schnitzeln an und führte zu von Schweine-Kadavern bewohnten Kühlräumen. Kein Wunder, dass sich Mario Kopper fortan vegetarisch ernähren wollte.

Plot: Was losgeht wie eine Mobbing-Story entwickelt sich im neuen Tatort schnell zu einem Nahrungsmittelskandal. Dabei war die Handlung hin und wieder vom Zufall abhängig (das Kind der Ermordeten trifft ausgerechnet auf die Ermittler). Der Twist um die beste Freundin der Toten und der Angst vor Verlust des Jobs bei Aufdeckung der illegalen Vorgänge in der Fabrik erwies sich trotzdem als überraschend.

Unterhaltung: Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Mario Kopper (Andreas Hoppe) könnten auch schlafwandelnd für die nötige Chemie sorgen, die so ein Tatort zur Erleichterung manchmal braucht. Insofern boten die Tödlichen Häppchen die erwartungsgemäße Mischung aus ernsten Themen und leichter Auflockerung. Erwähnenswert ist hierbei das Rumba-Verhör, das Kopper mit der Tanzlehrerin vornimmt.

Tiefgang: Die falsche Lache des Chefs der Fleischfabrik deutete schon zu Beginn an, dass da was im Argen liegt in dem Unternehmen. Abgesehen von einigen Streiflichtern durch die Produktionsvorgänge in der Nahrungsmittelindustrie blieb Tatort – Tödliche Häppchen in dieser Hinsicht recht oberflächlich. Vielleicht sollten die Zuschauer an Neujahr nicht mit der Realität konfrontiert werden. Weitaus eindrücklicher wurde im Vergleich dazu die Angst vor der Arbeitslosigkeit und die allseitige Kontrolle samt Mobbing in der Fabrik dargestellt.

Mord des Sonntags: Der vorgetäuschte Selbstmord der engagierten Mutter ist fraglos der Mord des Sonntags, was vor allem an den Motiven hinter der Tat liegt.

Zitat des Sonntags: “Sie war schon tot, als sie sich umgebracht hat.”

Mir war der neue Lena Odenthal-Tatort ein bisschen zu solide für den Jahresanfang, doch wie hat er euch gefallen?

Das könnte dich auch interessieren

Angebote zum Thema

Kommentare

Aktuelle News