Im berüchtigten Skandalroman American Psycho von Bret Easton Ellis begeht Hauptfigur Patrick Bateman als (imaginierter?) Serienkiller Gewalttaten, die in ihrer expliziten, abartigen Brutalität kaum vorstellbar sind. Seit mittlerweile drei Filmen hat Regisseur Damien Leone mit der Terrifier-Reihe die Herausforderung angenommen, solche Szenarien in wüste Splatter- und Gore-Streifen mit pechschwärzestem Humor zu übersetzen.
Terrifier 3 führt in den deutschen Kinos zurzeit das Franchise-Prinzip fort, bei dem Art der Clown Erwachsene, Kinder und Tiere auf teils so abscheuliche und surreale Art tötet, dass es fast schon bewundernswert kreativ ist. Die erwartbaren Gewalteinlagen sind es aber nicht, die die Fortsetzung zum bisherigen Höhepunkt der Terrifier-Saga machen.
Grauen mit Stil: Die Terrifier-Reihe mausert sich langsam zum ansehnlichen Horror
2016 machte Leone schon mit seinem ersten Terrifier-Spielfilm durch extreme Gewaltszenen auf sich aufmerksam. Die hatte der Streifen neben der hypnotisch-irritierenden Performance von David Howard Thornton als dämonischer Killer-Clown auch nötig. Ansonsten hätte der Regisseur schwer die extrem billige Optik seines mit nur 35.000 Dollar Budget gedrehten Schockers kaschieren können.
Terrifier sieht wie amateurhafter Ramsch aus, der oft in Form von Fan-Filmen auf YouTube hochgeladen wird. Die Art von überbelichteten Billo-Tiefpunkten im hässlich scharfgestochenen Digital-Look, vor denen man auf Filmbörsen einen großen Bogen macht, wenn sie in überteuerten, wattierten Mediabooks auf dem Wühltisch vor einem liegen.
Terrifier 2, der ein deutlich höheres Budget von 250.000 Dollar hatte, war danach schon eine etwas hochwertigere Horror-Vision (mit massivster Überlänge). Trotzdem blieb auch Teil 2 optisch weit hinter den Möglichkeiten zurück.
Dafür überrascht umso mehr, wie gut Leone das 2-Millionen-Budget für Terrifier 3 genutzt hat. Der dritte Teil kommt jetzt mit knisterndem Retro-Filmkorn daher, das an ähnliche Genre-Filme aus den 70ern oder 80ern erinnert. Das neue Setting zur Weihnachtszeit wird dazu passend genutzt, um dem Film durch die ständige Festtagsbeleuchtung in vorwiegend dunklen Szenen ein fast schon wärmendes Glimmen zu verleihen.
Auch wenn sich Terrifier 3 immer noch voll und ganz auf die bizarren Tötungsaktionen von Art verlässt, die danach schreien, von geschockten Teenies in Reaction-Clips auf TikTok verwurstet zu werden, sieht die Reihe immer mehr nach ernstzunehmendem Horror mit optischem Qualitätsanspruch aus.
Leone hat sich auch inszenatorisch mehr Gedanken als bisher gemacht und setzt nicht nur auf die deutlich schönere Bildgestaltung. Das derbe Grauen wird diesmal oft durch ruhige Charaktermomente ausbalanciert. Dadurch hat Terrifier 3 trotz weniger Längen einen stimmigeren Rhythmus, der sich zwischen dem minimalistischen Teil 1 und dem überbordend-ausgedehnten Nachfolger einpendelt.
Terrifer 3 lässt uns mit einer starken Hauptfigur mehr mitfiebern als je zuvor
Der wichtigste Trumpf der neuen Fortsetzung ist aber Hauptdarstellerin Lauren LaVera, die nach ihrem Überlebenskampf gegen Art in Teil 2 als Sienna Shaw zurückkehrt. LaVera spielt ihre Protagonistin als stark traumatisierte Einzelkämpferin, die mit dem Verlust geliebter Familienmitglieder genauso schwer zu kämpfen hat wie mit der Bedrohung durch den kaum totzukriegenden Horror-Clown.
Damien Leone schneidet immer wieder zwischen der frischgebackenen Horror-Ikone Art und Sienna hin und her, um beide Figuren auf ein gleichwertiges Podest zu stellen. Terrifier 3 sorgt definitiv für haarsträubende Genre-Exzesse, doch dank LaVeras Hauptfigur schlägt im dritten Teil lauter als bisher ein Herz für die mitreißende Leidensgeschichte des Opfers.
Auch gemeinsame Szenen zwischen Sienna und ihrem Bruder Jonathan (Elliott Fullam) bringen Terrifier 3 auf ein neues emotionales Level, das sich spätestens im schwer zu ertragenden Finale auszahlt. Bis dahin erscheinen die Szenen mit Art zunehmend wie perverse Zirkusartistik-Nummern aus schlechten Träumen, die nur noch selten richtig verstören.
- Lest auch eine negative Gegenmeinung: Terrifier 3 begeht selben Fehler wie viele Horror-Fortsetzungen
Der letzte Abschnitt spielt sich aber auf einer so schmerzhaft persönlichen Ebene ab, dass der Terror in Leones drittem Teil kurz ein Texas Chainsaw Massacre-ähnliches Ausmaß an Intensität erreicht.
Wer Terrifier 3 nur auf diese blutrünstigen Momente reduziert, verpasst, wie weit sich der Skandal-Horror mittlerweile entwickelt hat: Durch die Tragik der Figuren schlagen die härtesten Szenen jetzt erst so richtig ein.