The Acolyte-Mastermind Leslye Headland verrät, wie sie ein absolutes Novum im Star Wars-Universum geschaffen hat

08.06.2024 - 08:15 UhrVor 10 Monaten aktualisiert
The Acolyte
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Leslye Headland schlägt mit The Acolyte ein völlig neues Star Wars-Kapitel bei Disney+ auf. Wir haben mit der Serienschöpferin über das goldene Zeitalter der Jedi gesprochen.

Wie sieht Star Wars ohne die Skywalkers aus? In den vergangenen Jahren gab es diverse Projekte, die sich in verborgene Ecken der Sternensaga gewagt haben. Doch noch keines ist so weit gegangen wie The Acolyte. Die neue Star Wars-Serie spielt 100 Jahre vor den Ereignissen von Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung und zeigt uns eine Ära, die wir bisher vor allem aus Büchern und Comics kennen: die Hohe Republik.

Seit 2020 wird die Hohe Republik in gedruckter Form ausgerollt. Die Geschichten erzählen von den Abenteuern der Jedi, die für Recht und Ordnung in der weit entfernten Galaxis sorgen. In den Schatten erhebt sich allerdings eine düstere Macht und schon bald stirbt ein Jedi-Meister nach dem anderen. The Acolyte entfaltet sich als Mystery-Thriller voller Wendungen in den letzten Atemzügen der Hohen Republik.

Mit wendungsreichen Geschichten kennt sich Serienschöpferin Leslye Headland bestens aus. Immerhin hat sie bei Netflix die verschachtelte Zeitschleifen-Dramedy Matrjoschka in Stellung gebracht. Nun erweitert sie als erste Film- und Serienschaffende den Live-Action-Sektor des Star Wars-Universums um die Hohe Republik, die bisher nur im Gewand der Animiationsserie Die Abenteuer der jungen Jedi bei Disney+ zu sehen war.

Darüber spricht sie mit uns im Interview.

Moviepilot: Wie bist du zu deiner eigenen Star Wars-Serie gekommen?

Lesley Headland: Ich habe bei Netflix eine Serie namens Matrjoschka gemacht, die in den USA sehr beliebt war und für mehrere Emmys nominiert wurde. Daraufhin dachte ich mir, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war, um mein Traumprojekt in Angriff zu nehmen – und das war eine Star Wars-Serie. Ich habe einfach unangemeldet bei Lucasfilm angerufen und gesagt: "Können wir uns treffen, ich habe eine Idee." Dieses Treffen hat dann tatsächlich stattgefunden und ich habe meine Idee vorgestellt: Eine originäre Geschichte, die 100 Jahre vor den Prequels spielt.

Es waren also von Anfang an 100 Jahre? Ich hätte mich nie so sicher festlegen können, wann meine Star Wars-Serie spielt, wenn ich alle Möglichkeiten hätte.

Ich hatte bei dieser Zahl das Gefühl, dass wir uns mehr Freiheiten nehmen können, ohne mit dem Kanon und der Lore aneinanderzugeraten, also all den Dingen, die zum Beispiel mit der Skywalker-Saga verbunden sind. In diesem Sandkasten haben sich andere schon genug ausgetobt. Ich liebe deren Star Wars-Filme und -Serien, aber ich wollte eine eigene Geschichte mit einem eigenen Anfang erzählen, die auch für Nicht-Fans zugänglich ist. Für Fans sollte The Acolyte trotzdem interessant sein, denn die verstehen das größere Bild, in die sich meine Geschichte einfügt. Da kommen wieder die 100 Jahre ins Spiel: Wir sind weit genug weg, um etwas Neues zu erzählen, aber man hat eine düstere Vorahnung, wohin die Ereignisse führen werden.

Da kommen wir dann wieder bei den Prequels an.

Genau, alles führt wieder zu George Lucas' Vision. Die Zeit vor den Prequels hat mich aber am meisten interessiert. Also habe ich Lucasfilm zwei Dinge gepitcht: die Storyline und die Timeline mit den 100 Jahren.

Als du die Serie gepitcht hast – existierte damals die Hohe Republik schon als Buchprojekt oder ist das erst danach entstanden?

Das waren zwei Entwicklungen, die gleichzeitig passiert sind. Ich habe die Timeline für The Acolyte gepitcht und danach herausgefunden, dass es noch ein anderes Projekt gab, das bei Lucasfilm vorbereitet wurde und in einem ähnlichen Zeitraum angesiedelt war: Project Luminous. Das war der Arbeitstitel von Phase 1 der Hohen Republik. Vermutlich war Lucasfilm deswegen so offen, dass ich diese Ära in der Serie erforsche, weil es die ganzen Bücher der Publishing-Initiative erweitern würde. In der Serie befinden wir uns allerdings schon am Ende von der Hohen Republik. The Acolyte bildet somit die Brücke zwischen der Hohen Republik und den Prequels.

Hast du dich mit den Autor:innen der Bücher zusammengesetzt, um die Geschichte abzustimmen?

Nein, wir haben nicht direkt zusammengearbeitet. Natürlich habe ich mich in ein paar der Romane eingelesen, besonders in die Vernestra Rwoh-Geschichten. Erst nachdem ich mit der Arbeit an der Serie fertig war, habe ich Gespräche mit den Autor:innen geführt und wir haben uns darüber unterhalten, wie unsere Geschichten zusammenlaufen können.

Gab es da jemals den Moment, an dem du dachtest: "Verdammt, diese Idee hätte ich gerne selbst gehabt"?

[Lacht] Das ist tatsächlich einer der Gründe, warum ich nicht zu tief in die Bücher eingetaucht bin. Auch Andor habe ich aus diesem Grund nicht geschaut. Als wir gedreht haben, war ich sehr nervös und eingeschüchtert. Deswegen habe ich mich erstmal nur auf die Dreharbeiten konzentriert. Danach habe ich mir Andor angeschaut und es war fantastisch. Ich liebe die Serie, aber es war eine gute Entscheidung, sie erst nach Drehende zu schauen.

Ich weiß, dass du ein großer Star Wars-Fans bist und vermutlich die meisten Star Wars-Geschichten kennst. Was war die eine besondere Sache, die du unbedingt in deiner eigenen Star Wars-Serie erzählen wolltest?

Zwei Dinge: Ich wollte also unbedingt etwas Persönliches ins Star Wars-Universum tragen, sei es aus meiner Perspektive als Serienschöpferin oder aus der Perspektive der Figuren, die in der Geschichte verankert sind, zum Beispiel eine Familiendynamik. In diesem Fall sind es zwei Schwestern, aber es gibt auch eine Art Vater-Tochter-Beziehung zwischen Sol und Osha. Die Grundfrage ist: Warum erzählst du überhaupt eine Geschichte? Ich finde, man muss Verletzlichkeit zulassen oder etwas, das einem wirklich am Herzen liegt. Und das andere, was ich unbedingt in der Serie haben wollte, waren Lichtschwerter. Ganz schlicht und einfach: Lichtschwerter.

Das kann ich absolut nachvollziehen. Ich habe einen Teil deines Casts gefragt, ob sie sich ihre Lichtschwertfarbe aussuchen durften, und sie meinten, dass du das entschieden hättest. Wie bist du da vorgegangen?

Oh, das ist ein spannendes Thema. Es gibt all diese Theorien im Internet, die sich auf die Star Wars Legends beziehen, was welche Lichtschwertfarbe bedeutet. Als ich mit Pablo Hidalgo von Lucasfilm gesprochen habe, der so etwas wie eine lebende Star Wars-Enzyklopädie ist. Ich fragte ihn, ob es eine Hierarchie der Lichtschwerter gibt. Bei den Prequels hatte ich nie das Gefühl, dass das der Fall war, aber womöglich lag ich falsch. Er sagte, dass den Farben keine bestimmten Bedeutungen zugeordnet sind. Also habe ich die Entscheidung aus ästhetischer Perspektive getroffen. Welche Lichtschwertfarben fügen sich in den Szenen am besten zusammen?

Ah, das ist clever! Was hast du da so alles berücksichtigt?

Ich bin einfach von den Lichtschwertkämpfen in der Serie ausgegangen. Ich wusste genau, wer gegen wen kämpft, und wollte, dass diese Kämpfe sehr gut aussehen. Bei einem Kampf mit mehreren Lichtschwertern sollten verschiedene Farben vertreten sein – ein blaues, ein grünes, ein gelbes. Vernestras Lichtschwert ist natürlich lila, aber das liegt an der Buchvorlage. Auch hier haben wir eine bewusste Entscheidung getroffen: Sie ist die einzige Figur mit einem lila Lichtschwert, damit es sich besonders anfühlt.

Wo wir bei Ästhetik sind: The Acolyte ist die erste Live-Action-Serie, die im Zeitalter der Hohen Republik spielt. Wie hast du den Look dieser Ära gefunden?

Eine der ersten Sachen, über die ich bei er visuellen Darstellung der Hohen Republik nachgedacht habe, waren tatsächlich die Lichtschwerter. All diese verschiedenen Farben, das ist etwas, das ich definitiv mit dieser Ära verbinde. Eine andere wichtige Sache waren die Jedi-Roben. Wir haben uns an die Beschreibungen aus den Büchern angelehnt, auch wenn das nicht der Look ist, den das Mainstream-Publikum mit den Jedi verbindet. Die meisten Menschen denken bei Jedis an braune und nicht weiße Roben mit goldenen Akzenten. Wenn wir uns in der Serie im Jedi-Tempel befinden, dann tragen die Jedi aber diese strahlenden Roben. Alles ist sehr sauber. Die werden niemals dreckig. Dazu wird viel zu wenig gekämpft. Es ist ein friedliches Zeitalter. Erst wenn sich die Jedi auf eine Mission begeben, stülpen sie die braunen Roben über.

Damit man den Schmutz vom Kampf nicht so sehr sieht?

Das ist eine Sache, die ich an unserer Serie sehr liebe und die hoffentlich auch dem Publikum viel Spaß bereiten wird: Die Jedi, die nicht wirklich daran gewöhnt sind, sich schmutzig zu machen, werden auf einmal dazu gezwungen, sich schmutzig zu machen. Im Lauf der Serie werden die Roben immer mehr in Mitleidenschaft gezogen.

Ein anderes visuelles Detail, das ich sehr mag, ist der Jedi-Tempel, der deutlich über die anderen Hochhäusern auf Coruscant ragt. Die Jedi sind, wortwörtlich und im übertragenen Sinn, auf der Höhe ihrer Macht.

Ja! Darüber habe ich in der Vorproduktion sehr viel geredet. Ich wollte sogar noch einen Schritt weiter gehen. Am liebsten hätte ich einen Garten, eine Grünanlage, gehabt, aus der sich der Jedi-Tempel emporgehoben und noch mehr über die Stadt geragt hätte. Man hat mir aber erklärt, dass der Tempel zu dieser Zeit nicht so ausgesehen hätte. Ich finde die Idee aber immer noch cool.

Eine letzte Sache, die mich seit dem Schauen der Episoden nicht mehr loslässt: Es gibt einen Moment, in der Yord oberkörperfrei seine Robe bügelt. Ist das eine Anspielung an die berühmt-berüchtigte Kylo Ren-Szene in Die letzten Jedi?

[Lacht] Nein, ich befürchte, es ist keine direkte Referenz, aber wir haben oft über diese Szene gesprochen, besonders darüber, wie hoch bzw. tief seine Hose sitzt. Ich war der Meinung, dass sie bei Yord definitiv ein Stück tiefer sitzen sollte. Adam Drivers Hose war viel zu hoch. Als jemand, der von Prinzessin Leia in Die Rückkehr der Jedi-Ritter sehr gefangen war, wollte ich mich revanchieren, indem ich ein paar männliche Figuren mit freiem Oberkörper zeige. Ich habe Leias Metallbikini sehr geschätzt, als ich klein war. Wenn es lesbische Mädchen gibt, die sich in Prinzessin Leia verlieben, dann gibt es vielleicht auch schwule Jungs, die das Gleiche bei meinen Figuren tun. Und auch Heterosexuelle können darauf abfahren.

Mehr zu The Acolyte:

The Acolyte läuft seit dem 5. Juni 2024 bei Disney+.

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