The Fantastic Four: First Steps ist der beste Marvel-Film des Jahres

22.07.2025 - 19:01 UhrVor 5 Stunden aktualisiert
The Fantastic Four: First Steps
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The Fantastic Four: First Steps
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Die Fantastic Four schlagen erstmals im Marvel Cinematic Universe auf. Doch wie gut ist das bereits dritte (!) Reboot der Superheld:innen-Familie geworden? Wir verraten es euch im Film-Check.

Der letzte Fantastic Four-Film, der ins Kino kam, schlug eine für Comic-Verfilmungen unerwartete Richtung ein: Zwischen dem Blockbuster-Bombast schlummerte ein unheimliches Sci-Fi-Abenteuer, das – in seinen spannendsten Momenten – die Superkräfte der titelgebenden Marvel-Familie als Körperhorror interpretierte und in düsteren, geradezu apokalyptischen Bildern die große Leinwand einnahm.

Von diesem Ansatz könnte der Neustart der Reihe nicht weiter entfernt sein.

The Fantastic Four: First Steps greift eine andere Facette auf, die in den Comics von Stan Lee und Jack Kirby verankert ist, und erzählt von einer Welt voller Entdeckung, Staunen und Optimismus. Als im November 1961 die erste F4-Ausgabe erschien, war der Wettlauf ins All in vollem Gange. Welche Grenze würde die Menschheit mit ihren Raketen als Nächstes passieren? First Steps führt uns bis zu Wurmlöchern und Weltenfressern.

Kaum sind die neuen Fantastic Four im MCU angekommen, will Bösewicht Galactus ihre Welt verschlingen

Das Schicksal der Erde steht auf dem Spiel, es handelt sich allerdings nicht um die Version des blauen Planeten, die wir aus den anderen Filmen und Serien des Marvel Cinematic Universe kennen. Während Iron Man, Captain America und Co. Erde 616 beschützen, entführt The Fantastic Four: First Steps in die Tiefen des Multiversums und stellt uns Erde 828 vor: ein retrofuturistisches Utopia im Stil der 1960er Jahre.

Hier retten Reed Richards (Pedro Pascal), Sue Storm (Vanessa Kirby), Johnny Storm (Joseph Quinn) und Ben Grimm (Ebon Moss-Bachrach) die Welt mit einem hoffnungsvollen Blick in die Zukunft. Umso schockierender gestaltet sich die Ankunft von Silver Surfer (Julia Garner), die der Menschheit ihr jähes Ende prophezeit. Sie ist die Vorbotin von Galactus (Ralph Ineson), der zum Frühstück Planeten verschlingt.

Trat der hungrige Schurke in Rise of the Silver Surfer in Form einer riesigen Wolke in Erscheinung, die sich einen Himmelskörper nach dem anderen einverleibte, orientiert sich der neue Film stärker an dem Galactus aus den Comics und entfesselt einen gigantischen Koloss, der an Wolkenkratzern vorbeizieht, als würde er sich durchs hohe Gras bewegen, und mit einem Sprung in den Ozean einen Tsunami auslöst.

Regisseur Matt Shakman, der ursprünglich aus dem Serienbereich kommt und vor vier Jahren mit WandaVision seinen Einstand im MCU feierte, lässt den Bösewicht jedoch nicht gleich von der Leine. Vielmehr baut er ihn als unheilvolle Präsenz auf, die sich – mitunter wortwörtlich – wie ein Schatten über die blühende Welt der Fantastic Four legt. Bevor diese Welt in die Brüche geht, will Shakman jeden Winkel erkunden.

Die retrofuturistische Marvel-Kulisse ist eine der größten Stärken von The Fantastic Four: First Steps

Bis in das unterirdische Höhlensystem Subterranea, das sich direkt unter der Manhattan-Insel befindet, dringt Shakman in seiner Neugier vor. Nicht zuletzt wartet dort eine der comichaftesten Figuren des gesamten Films: der Mole Man (Paul Walter Hauser). Der Oberfläche hat er den Krieg erklärt und stiehlt gerne Hochhäuser wie das Pan Am Building an der Park Avenue – nur eine von vielen Kuriositäten dieser Welt.

The Fantastic Four: First Steps muss sich an keiner vermeintlichen Realität orientieren, wie es bei einem Gros der MCU-Projekte der Fall ist. Shakman und sein Team lehnen sich in die Vorzüge einer Parallelwelt, die einfacheren Regeln folgt und zu jeder Sekunde gewillt ist, Glaubwürdigkeit gegen fantasievolle Details zu tauschen – naiv und drollig zugleich. Gerade das Produktionsdesign ist in jeder Hinsicht eine Bereicherung.

Trotzdem gelingt es First Steps nicht, sich von der größten MCU-Schwäche zu befreien: Die visuelle Umsetzung kann selten mit den Ideen des Drehbuchs mithalten. Wenn Hoffnung, Mut und Aufrichtigkeit (ein Punkt, in dem sich der neue Fantastic Four-Film und das Superman-Reboot überraschend ähnlich sind) mit dem Unbekannten kollidieren, sollte das auch auf filmischer Ebene mit unbändiger Kraft spürbar sein.

Die Farben knallen weniger, als sie sollten, und die Bilder besitzen zu wenig Textur und Tiefe, was besonders schade ist, da vom Kostümdesign bis zu den Setbauten sehr viel Mühe und Liebe in der Gestaltung steckt. Zwar hüllt sich der Film oft in charmante TV-Aufzeichnungen, die mit körnigen Bildschnipseln und engagiertem Off-Kommentator begeistern. Am Ende gewinnt aber immer der undefinierbare Matsch.

Trotz ärgerlicher Marvel-Schwäche ist First Steps ein toller und sehr berührender Neustart geworden

First Steps ist sicherlich nicht der schlimmste MCU-Ableger in dieser Hinsicht, aber gerade da hier so viel funktioniert, bricht es einem fast das Herz, dass er Film kaum dazu in der Lage ist, den grauen MCU-Schleier abzulegen. Michael Giacchinos wundervolle Musik katapultiert uns in der spektakulärsten Sequenz des Films dennoch bis in den Weltraum, wo die F4 die bitterste Konsequenz ihres Entdeckergeists spüren.

Was ist, wenn am Ende all der Grenzen, die das Wissenschaftsgenie Reed Richards mit seiner Familie durchbricht, niemand Geringeres als der nimmersatte Tod lauert und einen unmöglichen Handel vorschlägt: das Kind von Reed und Sue im Tausch gegen das Überleben der Erde. Ein moralisches Dilemma, das sich an einem ungeheuerlichen Ort formt, der sich wie ein Übergang ins kosmische Jenseits anfühlt.

Die Träume des retrofuturistischen Utopias, dieser einfachen, kleinen Welt, zerschellen an der fiesesten Frage, die jemand stellen kann. Reed traut sich nicht einmal gegenüber Sue die logische Antwort zu formulieren, obwohl sie genau weiß, dass er es in seinem Kopf längst getan hat. Plötzlich zieht sich auf emotionaler Ebene ein gewaltiger Riss durch den Film, der ganze Multiversen zum Einsturz bringen könnte.

Wie zuletzt Thunderbolts* wählt The Fantastic Four: First Steps den Blick ins Innere der Figuren als entscheidendes Schlachtfeld und schaut sich deren Gefühle genau an. Auch hier erweist sich Giacchino als wichtigster Verbündeter der Geschichte: Nicht nur begleitet er die F4 bei packenden Verfolgungsjagden durch den interstellaren Raum. Mit seinen Kompositionen fängt er ebenso ihre verletzlichsten Momente auf.

Kein anderer Film hat den Familienbegriff der Fantastic Four dermaßen auf die Probe gestellt wie First Steps. Es passiert nicht oft, dass die erste Enthüllung eines Marvel-Blockbusters ein positiver Schwangerschaftstest ist, ehe eine solche Angst die Welt ergreift, dass alles einfacher wäre, als ein Kind in diese hineinzubringen. Bis zur Post-Credit-Szene hallt die Ungewissheit nach – aber auch die Zuversicht.

The Fantastic Four: First Steps startet am 24. Juli 2025 in den deutschen Kinos.

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