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THE HATEFUL 8 - Kritik & Analyse

01.02.2016 - 00:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
THE HATEFUL 8 - Kritik & AnalyseUniversum Film
In seiner Filmanalyse erklärt Wolfgang M. Schmitt jun., warum Tarantinos The Hateful 8 gescheitert ist. Weder sei der Film unterhaltsam noch politisch.

Tarantino ist wie Mozart. Zumindest in einer Hinsicht: Wie Mozart mit seiner Musik erreicht Tarantino mit seinen Filmen ein großes Publikum und auf wundersame Weise muss er wie Mozart dafür bei der Qualität keine Abstriche machen. Denn man kann sich von Tarantinos wie Mozarts Werken einfach unterhalten lassen – und man wird gut unterhalten dabei – oder man kann tiefer in die Werke eindringen, sie analysieren, und auch dies verspricht beste Unterhaltung, freilich auf einem anderen Niveau. Bei Tarantino und Mozart finden wir nicht die heute beliebte Vermischung von Hoch- und Populärkultur, sondern wir haben es schlicht mit Hochkultur zu tun, die sich auch populär genießen lässt. Mit The Hateful 8, seinem achten Film (Kill Bill: Volume 1 & 2 werden zusammen gezählt), aber hat sich etwas verändert – da ist nicht mehr diese Leichtigkeit gepaart mit Intellektualität, da ist nicht mehr das Unterhaltsame neben dem Tiefsinnigen. Nach dem Western The Hateful Eight muss man konstatieren: Tarantino WAR wie Mozart. Denn er tut etwas, was er bislang in seinen Filmen niemals tat: Er langweilt den Zuschauer.

Doch wie konnte das geschehen? Wenn man sich den neuen Film genau ansieht, merkt man irgendwann, dass Tarantino noch nie so selbstverliebt war. Nicht nur weil er obsessiv sein eigenes Werk, vor allem Reservoir Dogs, zitiert, sondern weil er uns – wie unter einem Wiederholungszwang leidend – redundante Einstellungen und Dialoge liefert, die nach einer gewissen Zeit schlichtweg nerven. Sieht man sich den Film wenig später noch ein zweites Mal an, ist das kaum noch auszuhalten – sonst konnte man sich an Tarantinos Filmen eigentlich nie so recht sattsehen. Zu dieser Wiederkehr des Immergleichen kommt eine Botschaft, die kaum hätte schlichter ausfallen können.

Viele meinten, The Hateful 8 sei Tarantinos politischster Film, das ist jedoch blanker Unsinn. Wo bitteschön ist das Politische? Der Film hat es sich in einem wohlfeilen Zynismus bequem gemacht – alles und alle sind halt schlecht; das ist jedoch ein Gemeinplatz, dem man mit gedanklicher und künstlerischer Differenz begegnen sollte. Tarantino macht es sich zu leicht mit diesem bleischwer daherkommenden Film.

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Kino anders gedacht. Wolfgang M. Schmitt jun. beleuchtet für seinen YouTube-Kanal “Die Filmanalyse” aktuelle Großproduktionen aus einer etwas anderen Perspektive. Er will mit seinen provokanten Kritiken die Ideologie Hollywoods offen legen, die sich mal offensichtlich, mal im Verborgenen, aber in aller Regel unfreiwillig in den Blockbustern des Kinos auftut. Schmitt jun. schreckt bei seinen oft polarisierenden Analysen auch vor den großen Theorien und Denkern aus Vergangenheit und Gegenwart nicht zurück und sorgt damit immer für kontroverse Diskussionen.

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