Remakes - Warum?
Im Zusammenhang mit Remakes stellen sich einige entscheidende Fragen direkt zu Beginn. Wann ist eine Neuinterpretation eines Stoffes angebracht? Sind Remakes überhaupt notwendig? Können sie innovativ sein und neue Perspektiven offen legen? Und was unterscheidet eigentlich ein gutes Remake von einem schlechten? All diese Fragen lassen sich nicht absolut objektiv beantworten. Man kann also lediglich persönlich Stellung zu diesen Fragen beziehen und versuchen diese so gut wie möglich zu begründen.
Vor allen Dingen die Frage des "Wann?" kann nicht pauschal beantwortet werden. Im Falle von "Departed - Unter Feinden" und "Infernal Affairs - Die achte Hölle" liegen gerade einmal vier Jahre zwischen Original ud Kopie. War es also endlich an der Zeit dieses lang versäumte Remake zu realisieren? Wohl kaum. Zieht man die Planungs- und Produktionsdauer für The Departed ab, so bleiben vielleicht noch zwei Jahre zwischen dem Release von Infernal Affairs und der Idee den Stoff zu amerikanisieren. Dennoch kann man argumentieren, dass es durchaus an der Zeit war das Original neu aufzulegen und einem breiteren Publikum zugängig zu machen. Eine gute Geschichte ist schließlich eine gute Geschichte und will erzählt werden.
Aber war das Remake deshalb auch notwendig? Ich würde sagen "Jein". Alternativ hätte man auch einfach das Original besser promoten können. Aber das ist leichter gesagt als getan. Abseits von Hollywood gibt es keinen anderen Kinomarkt welcher sich auch nur annähernd so gut global vermarktet und an die breite Masse verkaufen lässt. Sowohl das asiatische als auch das europäische Kino haben zwar große Fanbasen außerhalb ihrer Heimatmärkte, aber die breite Masse greift halt doch lieber zum US-Blockbuster als sich beispielsweise einen Hong Kong Thriller anzugucken. The Departed war meiner Meinung nach nicht zwangsläufig notwendig, aber es ist nachvollziehbar warum er gedreht wurde. Das Material ist zu gut um es einfach links liegen zu lassen. Und ein gutes Remake kann immer auch auf das Original aufmerksam machen und diesem somit indirekt zu mehr Bekanntheit verhelfen.
Kommen wir also zur Frage nach der Innovation. Martin Scorsese verfrachtet den Plot von Hong Kong ins heimische Boston. Aus den Triaden wird die irische Mafia, die Grundidee der V-Männer bleibt jedoch die selbe. Scorsese erfindet hier zwar keine grundlegend neue Gechichte, aber chon die Verlagerung des Handlungsortes erfordert ein gewisses Maß an Innovation. Hong Kong und Boston bieten einen grundlegend unterschiedlichen gesellschftlichen Hintergrund welcher in einer Neuverfilmung dementsprechend auch aufgegriffen werden muss. Somit kann sich schon allein durch den neuen Handlungsort eine neue Perspektive eröffnen. Zumindest ist das für mich persönlich der entscheidende Punkt der den Unterschied zwischen einem guten und einem schlechten Remake ausmacht.
Kommen wir zur wichtigsten aller Fragen: Hat Scorsese es geschafft ein innovatives, gutes Remake zu drehen? Ja, aber...