Packender Hochzeitskrimi, leider fast ohne Komissare

20.09.2010 - 07:00 Uhr
Tatort:Bluthochzeit
ARD/SWR
Tatort:Bluthochzeit
Am Bodensee muss Tatort-Kommissarin Klara Blum den Mörder in einer Hochzeitsgesellschaft aufdecken. Spannender Krimi, indem die Kommissare leider zu Randfiguren abgestempelt werden.

Mit Bluthochzeit liefern Regisseur Patrick Winczewski und Autor Stefan Dähnert einen spannenden Fernsehkrimi ab, in dem vor allem das junge Schauspielensemble überzeugen kann. Aber auch Peter Kremer, der selbst lange Jahre als Fernsehermittler Siska im Einsatz war und daher reichlich Krimi-Erfahrung mitbringt, macht als besorgter Bräutigam eine gute Figur.

Gestern machte der Tatort mal wieder Halt am Bodensee: Als die traditionelle Entführung einer Braut nicht abläuft wie geplant, stellt sich heraus: Die Braut ist Ziel eines Killers und er ist unter den Entführern. Kommissarin Klara Blum und der Bräutigam machen sich an die Verfolgung der Brautentführer.

Schöne Landschaft – untätige Kommissare

Bei dem tollen Zusammenspiel der jungen Brautmannschaft gerät allerdings das Ermittlerteam völlig in den Hintergrund. Die Kommissare Blum und Perlmann bleiben in diesem Tatort lediglich Randfiguren, die gelegentlich ein wenig Hintergrund aufdecken dürfen, aber ansonsten wenig zur Lösung des Konflikts beitragen. Manchmal kommt fast der Eindruck auf, es wären in ein vorher existierendes Drehbuch hinterher zwei Tatort-Kommissare hineingeschrieben worden.

So beschränkt sich die Aufgabe von Kommissarin Blum darauf, mit dem Bräutigam zusammen der Braut und ihren Entführern durch Wälder und Berge nachzufahren und dabei immer einen Schritt hinterher zu sein. Das liefert zwar recht schöne Landschaftsaufnahmen, ist aber ansonsten recht behäbig inszeniert. In diesen Momenten entsteht auch eine seltsame Dynamik zwischen den beiden Verfolgern, schließlich ist der Bräutigam vom Alter her eher auf dem Level der Kommissarin, als auf dem seiner viel jüngeren Braut. Noch dazu scheint Eva Mattes ihrem Co-Star in manchen Momenten fast lüsterne Blicke zu zuwerfen. Ob das beabsichtigt ist lässt sich schwer erkennen, wirkt aber stellenweise beinahe unfreiwillig komisch.

Jungdarsteller überzeugen als zwielichtige Hochzeitsgesellschaft

Bluthochzeit braucht bis zur zweiten Hälfte, um Spannung aufzubauen, aber wenn die Bausteine erst gelegt sind, halten sie sie bis zum Ende aufrecht. Geschickt legt das Drehbuch einige Finten aus, die verhindern, dass der Zuschauer zu schnell den richtigen Verdacht hat. Auch die Schauspieler leisten hier tolle Arbeit und meistern den Grat zwischen undurchschaubar und erkennbar psychotisch. Besonders Godehard Giese nutzt seine Charakterszenen gut aus, um eine dreidimensionale Figur zu schaffen.

Fazit: Bluthochzeit kommt langsam in Gang, hält dann die Spannung aber bis zum Ende aufrecht. Die Leistungen der Darsteller, besonders der jungen Braut und ihrer Entführer, überzeugen auf ganzer Linie. Leider ist den Machern keine gute Möglichkeit eingefallen, die Kommissare besser in den Handlungsverlauf einzubinden. Diese sollten schließlich in einem Tatort die Hauptrolle spielen und nicht nur als Stichwortgeber gelegentlich im Bild erscheinen.

Was sagst du zum gestrigen Tatort? Konnte das Ensemble um die schöne Braut dich überzeugen?

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