Harmony Korine hat einen neuen Film gemacht und ist damit für meinen neuen Lieblingsfilm verantwortlich. Der Autor von Kids und Ken Park, und Regisseur von so grandiosen Werken wie Gummo hat in seinem neusten Streifen eine gelungene Kombination aus den Jungs von Uhrwerk Orange und den Lars von Trier Idioten erschaffen, die sich den ganzen Tag mit nichts anderem beschäftigen als Mülltonnen zu ficken und alles kurz und klein zu hauen. Die drei sympathischen, angenehm von gesellschaftlichen Etiketten befreiten Protagonisten, die du nach spätestens den ersten fünf Minuten ins Herz geschlossen haben solltest, sehen aus wie skurrile, vergreiste Penner in Trainingsanzügen, die schon um 8 Uhr morgens mit einer Flasche Bier vor einem Kiosk in der miesesten Ecke der Stadt rumhängen, und bei denen du dich auf dem Weg zur Arbeit fragst, ob sie wohl schon – oder immer noch da stehen. Ob die Figuren einfach nie sozialisiert wurden –oder klug genug waren, die Grundregeln gesellschaftlich erwarteter Sozialkompetenz mit Verachtung zu strafen, weil richtig asozial sein einfach viel mehr Spaß macht, bleibt unbeantwortet. Es führt auf jeden Fall dazu, dass die freigesetzte destruktive Energie der Trash Humpers vor nichts und niemandem Halt macht – kein Baum oder Laternenpfahl, keine Hecke und kein Garagentor bleibt intakt oder ungefickt. Dass ihre Philosophie doch mehr Substanz hat als das einfache Nachgeben der legitimen Zerstörungswut, die in jedem von uns steckt, beweist das durchaus überzeugende Statement, sie hätten sich dafür entschieden freie Menschen zu sein. Damit werden sie zu Propheten der Apokalypse – weil niemand mehr leugnen kann dass der Mensch zu nichts anderem geschaffen ist als auf den Teller zu scheißen, von dem er isst. Als Produkt einer exzessiv stumpfsinnigen Gesellschaft, in der es Mittelmaß und Langeweile nicht mehr schaffen, das innere Vakuum hinreichend zu füllen, feiern die Trash Humpers von uns allen wahrscheinlich noch die beste Party und es macht Spaß ihnen dabei zuzusehen. Mit ein paar billigen fünf Dollar Videokameras hat Harmony Korine in den Randgebieten Nashvilles diesem ästhetischen Trümmerhaufen den angemessen trashigen Homevideo-Schick verpasst, ein zweifellos sehr zeitgemäßes Portrait einer schockierend enthemmten Perspektive des Untergangs gezaubert. Ironischerweise ein visionären film, der dir die Welt erklärt, indem er die Menschen auf das reduziert, was sie am besten können, und das Leben auf das was es ist: ein Haufen Schrott. Kann sein, dass du den Film nicht für ein gesellschaftskritisches Kunstwerk, sondern für eine Zumutung hältst – und vielleicht hast du damit ja auch recht – aber denk noch mal drüber nach bevor du nach 10 Minuten beschließt irgendwas anderes zu gucken, denn schon allein für die bemerkenswerten Konsequenz in der Umsetzung verdient unser Freund Harmony Korine ein Mindestmaß an Anerkennung auch von dir.
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