Trauer um Maurice Jarre

31.03.2009 - 08:45 Uhr
Lawrence von Arabien
Columbia Pictures
Lawrence von Arabien
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Stimmen zum Tod des dreifachen Oscar-Gewinners, der besondere Klangfarben erforschte.

Wenn Peter O’Toole in Lawrence von Arabien mit seinen strahlendblauen Augen unter dem weißen Turban auf einer der mächtigen Düne im Wind steht, ist das ein wunderschönes Kinobild. Wenn dazu die Musik von Maurice Jarre ertönt, vergisst keiner dieses Bild so schnell. Der Filmkomponist ist gestern im Alter von 84 Jahren in Los Angeles gestorben. Noch im Februar war er Gast auf der Berlinale und wurde mit dem Goldenen Bären für seine Lebensleistung ausgezeichnet. Die Trauer um den Filmkomponisten, der überaus experimentierfreudig war, ist groß. Im deutschen Feuilleton finden sich zahlreiche Nachrufe.

Für Daniel Kothenschulte in der Frankfurter Rundschau waren seine Filmmusiken groß, aber niemals schwer. Er "erreichte die musikalische Entsprechung von Monumentalität – und darin besteht seine historische Bedeutung – jedoch nicht allein durch das Handwerkszeug der Spätromantik. Seine melodisch geführten Kompositionen verließen sich nicht auf den gewaltigen Ernst, den Max Steiner und Erich Wolfgang Korngold für das klassische Hollywood durchgesetzt hatten. Jarre stand mit einem Fuß im Pop und zumindest einem Zeh in der Neuen Musik, deren elektronische Avantgarde er in der Sandsturm-Szene des “Lawrence” wirkungsvoll zitierte."

Ein Entdecker des Unerhörten, der ungekannten Klangfarbe ist von uns gegangen, schreibt Gerhard Midding in der Berliner Zeitung. Der Filmkomponist “brachte das Verborgene an die Oberfläche: Jarre schuf Bilder, die man hören kann. Zugleich erzählen seine Partituren, was hinter und zwischen den Bildern geschieht. Sie sind eine oft gegenläufige, aber stets unterstützende Kraft.”

Die Klangmischungen der unerhörten Art begeistern Gottfried Knapp noch heute. “Für mehr als 150 Filme der unterschiedlichsten Art hat Jarre die Musik geschrieben – und so extrem die Themen der einzelnen Filmklassiker differierten, so entschieden hat er sich um eine Individualisierung des jeweiligen Klangcharakters bemüht. Jarre suchte und fand, wie seine großen französischen Komponistenkollegen Berlioz oder Ravel, den ins Gefühlszentrum zielenden musikalischen Ausdruck weniger in spezifischen Melodiefloskeln als in elektrisierend neuartigen Instrumentationen, in magischen Klangmischungen der unerhörten Art.”

Maurice Jarre dirigiert Dr. Schiwago, 1965

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